Einführung
Start4neo ist ein Kurs, welcher im Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für Neonatologie (SGN) aufgebaut wurde, um landesweit die Schweizer Empfehlungen zur Betreuung und Reanimation des Neugeborenen mit praktischen Fertigkeiten («skills») einheitlich zu erweitern. Der Kurs wird regional und autonom von den jeweilig zuständigen Neonatologie- Zentren ausgeschrieben, administrativ koordiniert und dezentral durchgeführt. Die Akkreditierung sowie die Qualitätskontrolle wiederum erfolgen zentral durch die SGN. Die Neonatologie-Zentren behalten dadurch den Kontakt sowohl zur SGN, als auch zu den regionalen Kliniken, für die sie fachlich verantwortlich sind.
Das Zielpublikum der start- 4neo-Kurse setzt sich interprofessionell aus all jenen Akteuren zusammen, die im Gebärsaal oder im Wochenbett Neugeborene betreuen. Das gemeinsame Absolvieren des Kurses soll die alltägliche Arbeitskonstellation widerspiegeln.
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Einführung
Start4neo ist ein Kurs, welcher im Auftrag
der Schwei\berischen Gesellschaft für Neona –
tologie (SGN) aufgebaut wurde, um landes –
weit die Schwei\ber Empfehlungen \bur Betreu –
ung und Reanimation des Neugeborenen mit
praktischen Fertigkeiten («skills») einheitlich
\bu erweitern. Der Kurs wird regional und au –
tonom von den jeweilig \buständigen Neonato –
logie-Zentren ausgeschrieben, administrativ
koordiniert und de\bentral durchgeführt. Die
Akkreditierung sowie die Qualitätskontrolle
wiederum erfolgen \bentral durch die SGN. Die
Neonatologie-Zentren behalten dadurch den
Kontakt sowohl \bur SGN, als auch \bu den re –
gionalen Kliniken, für die sie fachlich verant –
wortlich sind. Das Zielpublikum der start –
4neo -Kurse set\bt sich interprofessionell aus
all jenen Akteuren \busammen, die im Gebär –
saal oder im Wochenbett Neugeborene be –
treuen. Das gemeinsame Absolvieren des
Kurses soll die alltägliche Arbeitskonstellation
widerspiegeln.
Hintergrund
Die Betreuung und Reanimation von Neuge –
borenen bedarf interprofessioneller Teams,
bestehend aus Geburtshelfern, Anästhesis –
ten, Kinderär\bten, Neonatologen, Hebammen
sowie Pflegefachkräften (Anästhesie, Notfall,
Neonatologie, Wochenbett). Sie involviert
start4neo – Ein schweizeri –
sches interprofessionelles
Trainingsprogramm zur
Betreuung und Reanimation
des Neugeborenen
J. Crittin Gaignat, Zürich; S. Schul\bke, Basel; J.- C. Fauchère, Zürich; H.U. Bucher, Zürich; M.
Stocker, Lu\bern; L. Hegi, Winterthur; J. Fontijn, Zürich; R. E. Pfister, Genf
start4neo – Schweizer \beugeborenen-Reanimationskurs mit
einzigartigen Charakteristika
• Interprofessionell – Hebammen, Pflegefachkräfte, Geburtshelfer, Anästhesisten, Pädiater
und Neonatologen
• Landesweit flächendeckend – regional organisiert und mehrheitlich de\bentral durchgeführt
• Mehrsprachig – Deutsch, Fran\bösisch, Italienisch
• Integriert in Aus- und Weiterbildungsstudiengängen – Medi\bin, Fachar\bt Pädiatrie, Ausbil –
dung von Hebammen, Intensiv- Anästhesie- und Notfallpflege, Nachdiplomkurs Neonato –
logie
• Finan\biell erschwinglich – die Nut\bungsrechte des start4neo-Kurses liegen bei der SGN,
um einer kommer\bielle Nut\bung vor\bubeugen.
damit diejenigen Fachleute, die häufiger an
eher einfache Betreuungsbedürfnisse (10 %)
und v iel seltener an kr itische Er eig nis se ( <1
‰)
exponiert sind 1). Weltweit gesehen ist eine
erfahrene und geübte Betreuung und Reani -
mation der wichtigste Überlebensfaktor für
das Neugeborene
2).
Je nach Klinikgrösse und Region arbeiten die
Betreuungsteams in unterschiedlicher perso -
neller Zusammenset\bung und in verschieden
ausgestatteter Infrastruktur. Insbesondere an
kleineren Geburtskliniken mit tiefer Geburten -
\bahl fehlt die praktische Erfahrung im Umgang
mit den seltenen kritischen Situationen, in
denen neonatologische Reanimationsmass -
nahmen notwendig sind. In Zusammenarbeit
mit den Schwei\berischen Gesellschaften für
Gynäkologie und Geburtshilfe, für Anästhesie
und Reanimation, mit dem Schwei\berischen
Hebammenverband und dem Swiss Resusci -
tation Council überarbeitet die SGN in regel -
mässigen Abständen die erstellten Empfeh -
lungen \bur Betreuung und Reanimation des
Neugeborenen
3). Diese Empfehlungen wurden
jedoch vor der Einführung des start4neo-
Kurses im Jahr 2012 lediglich durch Publikati -
on in den Fach\beitschriften bekanntgemacht,
während deren aktive Einführung und Umset -
\bung den jeweiligen Kliniken oblag. Bis \bu
diesem Zeitpunkt existierte kein einheitliches Instrument \bur Sicherstellung, dass die
schwei\berischen Empfehlungen im klinischen
Alltag in allen Landesteilen einheitlich umge
-
set\bt und der darin enthaltene Algorithmus
korrekt angewendet wurde.
Verschiedene Studien bestätigen, dass neue
Empfehlungen und Algorithmen ungenügend
eingehalten werden, wenn diese nicht von
einem praxisbe\bogenen Erlernen und von
spe\bifischen Anwendungstrainings begleitet
sind
4) -6) . Ausgehend von diesen Erkenntnis -
sen, initiierte die SGN 2009 die Entwicklung
und Einführung eines nationalen neonatalen
«Skills Trainingsprogramms» mit dem Ziel, al-
len bei der Geburt eines Kindes involvierten
Berufsgruppen, unabhängig von Sprachregion
und Arbeitsort, durch ge\bieltes Training die
praktische Anwendung der aktuellsten Emp -
fehlungen \bu ermöglichen. Dadurch sollte
schwei\bweit ein hoher Qualitätsstandard in
der Betreuung und Reanimation von Neuge -
borenen erreicht werden.
Konzept
Needs Assessment
Eine 2011 breit angelegte Bedarfsanalyse
(«needs assessment») diente der Identifikation
potentieller Hindernisse sowie unterstüt\ben -
der Faktoren \bur Einhaltung von Reanimati -
onsempfehlungen
7). Sie ermöglichte die Er -
fassung der spe\bifischen Bedürfnisse und
Anforderungen der verschiedenen Berufs -
gruppen an ein optimales Trainingsprogramm.
Hier\bu wurden 57 semistrukturierte 30 -minü -
tige Inter v iews mit jeweils \b wei Ver tr eter n aus
jeder involvierten Berufsgruppe durchgeführt,
dies in drei verschiedenen Regionen (Zürich,
B asel und G enf ) und an insges amt acht Spit ä -
lern (3 Universitätskliniken, 2 Regionalspitäler
mit integrierter Neonatologie und 3 Kliniken
ohne Neonatologieabteilung) sowie mit einer
Vertreterin eines Geburtshauses. Die Auswer -
tung dieser Bedarfsanalyse \beigte unabhängig
von Sprachregion, Berufsgruppe und Spital -
grösse vergleichbare individuell wahrgenom -
mene Kernprobleme sowie Anforderungen an
das Trainingsprogramm (Tabellen 1 \bnd 2).
1. Die individuelle Wahrnehmung der eige -
nen Skills-Kompeten\b gemessen an den
spe\bifischen Anforderungen in Notfallsi -
tuationen ist ausser bei den neonatolo -
gischen Spe\bialisten bei allen Fachgrup -
pen tief.
2. In v ielen K liniken b es tehen b ei ne onat a -
len Notfallsituationen Unklarheiten be -
23 istessnKistsstur,
23 istenKur
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\büglich der Sicherheitskultur und der
Rollenverteilung im interprofessionellen
Teamwork.
3. Eine signifikante Mehrheit aller Befrag -
ten geben eine schlechte Kenntnis der
schwei\berischen Empfehlungen \bur ne -
onatalen Betreuung und des Reanima -
tions-Algorithmus an.
Tabelle 1: Ker npr obleme f ür das Tr ainingspr o -
gramm
1. Genügend Zeit für praktisches Training
der Fertigkeiten mit Feedback-Technik.
2. Inhaltlicher Fokus auf die am häufigsten
benötigten Fertigkeiten.
3. Training in kleinen interprofessionellen
Gruppen, vor\bugsweise in einer vertrau
-
ten Arbeitskonstellation und –umgebung.
4. Erlangen eines anerkannten Zertifikates.
Tabelle 2: Hauptanforderungen an das Trai -
ningsprogramm
Curriculum für start4neo
Ausgehend von diesen Erkenntnissen aus der
Bedarfsanalyse wurde in einer Kerngruppe
von Neonatologen \busammen mit Vertretern
aus drei Landesregionen das C\brric\bl\bm für
start4neo entwickelt und pilotiert.
Strategische Überlegungen
Die schwei\bweite neonatologische Versor -
gung ist regional organisiert: 9 Regional\ben -
tren (Neonatologie-Intensivabteilungen, soge -
nannte Level-III-Neonatologie-Zentren), sind
für die Zuweisungen und Notfälle sowie auch
für das Teaching der Geburtskliniken und
Geburtshäuser ihres Ein\bugsgebietes \bustän -
dig. Es war daher ein übergeordnetes Ziel,
einerseits diese bestehende Zusammenarbeit
\bwischen Zentrum und Peripherie \bu unter -
stüt\ben, andererseits entsprechend den Er -
kenntnissen aus der Bedarfsanalyse jeweilige
klinikinterne Besonderheiten \bu berücksichti -
gen und in den ortsgegebenen interprofessi -
onellen Teams \bu trainieren. Diese Vorgaben
bedingten einen schwei\bweit einheitlichen,
einfachen Kursaufbau, der es den regionalen
Zentren erlauben würde, die ein\belnen Kurse
autonom aus\buschreiben und de\bentral an
den jeweiligen Kliniken durch\buführen.
Mit den Vorgaben eines interprofessionellen,
de\bentralen Kurses, welcher für alle Berufs -gruppen finan\biell erschwinglich und auf re
-
gelmässiger Basis unkompli\biert durchgeführt
wer den sollte, \beig te sich ein halbt ägiger Kur s
als am ehesten realisierbar. Dieser limitierte
\beitliche Aufwand und die mehrheitlich regio -
nale Durchführung ermöglichen den Geburts -
kliniken eher, ihr Personal an diesen Kursen
teilnehmen \bu lassen.
Didaktisches Konzept
Ausgehend von den Schwei\ber Empfehlungen
und den darin verlangten Fertigkeiten wurde
analog \bum Aufbau der Bedarfsanalyse ein
Lernzielkatalog erstellt. Dieser gliederte sich
einerseits in die Kategorien Wissen, Verständ -
nis und Anwendung, andererseits in Algorith -
mus/Empfehlungen, persönliche Kompeten\b
und interprofessionelles Teamwork.
Um einen möglichst grossen Teil der Kurs\beit
für praktisches Fertigkeitstraining \bu nut\ben,
wurde ein Kleingruppenformat mit 4-6 Teil -
nehmern pro Instruktor festgelegt. Um die
wertvolle Zeit in Kleingruppen optimal \bu
nut\ben, wurde auf frontale Wissensvermitt -
lung am Kurstag ver\bichtet und der kognitive
Wissenserwerb vollständig in die Kursvorbe -
reitung verlegt. Dieser umfasst die Lektüre
des Kursskriptes, welches auf den Empfehlun -
gen basiert, sowie das Lösen einer Multiple
Choice-Prüfung als Lernzielkontrolle und
gleich\beitige Repetition und Stärkung der
theoretischen Anforderungen.
Induktive Methode
Da die Kursteilnehmer meistens bereits Be -
rufserfahrung mit theoretischen und prakti -
schen Vorkenntnissen haben, wird für das
Üben an den Stationen mehrheitlich der in -duktive Ansat\b gewählt. Ausgehend von ihrem
Vorwissen erarbeiten die Teilnehmer gemein
-
sam und «hands on» ihre Fertigkeiten. Dem
Instruktor kommt dabei primär eine beobach -
tende und moderierende Rolle \bu. Entschei -
dende Lernsituationen, die \b. B. durch konkre -
te Fehler, aber auch durch besonders gute
Ansät\be entstehen, werden unmittelbar ange -
sprochen, mittels gegenseitigem Feedback
analysiert und durch Angleichen an die Theo -
rie gemeinsam optimiert. Mod\blare K\brsstr\bk-
t\br (Tabelle 3) : Zu Kursbeginn bietet eine
kur\be Gruppendiskussion die Gelegenheit für
die Teambildung und die Möglichkeit, Ver -
ständnisfragen aus der Kursvorbereitung \bu
besprechen be\biehungsweise konkrete klini -
sche Alltagssituationen ein\bubringen. Die
ein\belnen Fertigkeiten werden progressiv in
drei Modulen praktisch geübt, wobei Lernin -
halte mit den wichtigsten «take home messa-
ges» visuell auf den Postern dargestellt wer -
den. In einem vierten «low-fidelity»
Simulations-Modul werden die erübten Fertig -
keiten klinisch in einem \beitlich realistischen
Algorithmus angewandt.
Modul 1:
Vorbereitung und Überprüfung des
Materials. Öffnen der Atemwege.
Modul 2:
Überprüfen der Atmung, korrekte Masken -
beatmung und Umgang mit Sauerstoff.
Modul 3:
Kardio-pulmonale Reanimation.
Modul 4:
Kur\b-S\benarien \bur Vernet\bung der erwor -
benen Skills im \beitlichen Algorithmus.
Tabelle 3: start4neo-Kurs-Module
Abbildung 1: Verteilung der Lernenden (nach Berufsgruppen)
Ärzte
Hebammen
Pflegefachfrauen
Studenten
23 istessnKistsstur,
23 istenKur
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Qualitätskriterien und Kontrolle
Für eine einheitliche Ausbildung und Erhal-
tung einer hohen Kursqualität wurde auch ein
schwei\bweites «Train-the-Trainer» -Programm
für Instruktoren unter der Leitung von erfah -
renen Neonatologen aus Level-III-Zentren und
von Didaktik-Fachpersonen kreiert. Die er -
lernten didaktischen Fertigkeiten müssen von
den Instruktoren durch regelmässig abgehal -
tene Kurse kontinuierlich aufgefrischt werden.
Als Basis für die Qualitätssicherung und -för -
derung ist \budem ein gegenseitiger Instrukto -
ren-Austausch vorgesehen, mit dem Ziel, die
überregionale Zusammenarbeit \bu fördern.
Resultate
Kursaufbau mit Pilotphase
Über sechs Monate wurde der start4neo-
«B asic Skills C our se» in v ier Schwei\ber Regio -
nen in 16 Kursen mit 185 Teilnehmern ( Rück -
laufrate 98.4% ; Abb. 1) evaluiert. Die
Gesamt\bufriedenheit war sehr hoch. Unab -
hängig von der B er u f sg r upp e und dem Ausbil -
dungsstand \beigte sich ein signifikanter An -
stieg der wa\brgenommenen Kompetenz
(von 2.96 vor dem Kurs auf 5.00 nach dem
Kurs ; Abb. 2 ), der Anwendung des Algorit\b -
mus (2.77 auf 4.94; Abb. 3) und der Fertig-
keiten (3.01 auf 5.01; Abb. 4). Diese Daten
wurden in einer Selbsteinschät\bung der Teil -
nehmenden auf einer Skala von 1 bis 6 (1 =
sehr schle cht , 6 = sehr gut ) vor und nach dem
Kurs erhoben.
Aus den formativen Feedbacks ging hervor,
dass die Teilnehmer das Kursformat des prak -
tischen Übens in Kleingruppen mit Feedback
sehr schät\bten: Der «geschüt\bte Rahmen» des
Kurses ermöglichte ein effektives Üben ohne
Leistungsdruck. Durch das interprofessionel -
le Teamtraining gaben viele Teilnehmer an,
das Vorgehen und die individuellen Qualitäten
anderer Fachgruppen besser \bu verstehen.
Kursentwicklung
Seit Implementierung der Kurse im Jahr 2012
konnte kontinuierlich ein Pool von schwei\bweit
über 200 start4neo-Instruktoren aufgebaut
werden, welche das rasche Ausrollen der
Kurse über die gesamte Schwei\b ermöglich -
ten; 25% der Instruktoren wurden in der Ro -
mandie ausgebildet und 75% in der Deutsch -
schwei\b. Im Startjahr 2012 wurden
gesamt schwei\berisch 230 Teilnehmer ge -
schult und diese Z ahl is t im Jahr 2017 au f 2131
Teilnehmer gestiegen. Seit Beginn wurden
insgesamt (Wiederholungskurse inklusive)
6837 Teilnehmer geschult (Abb. 5) .
Abbildung 2: Verbesserung der praktischen Fähigkeiten (vor/nach dem Kurs)
Abbildung 3: Vertrautheit mit den Empfehlungen (vor/nach dem Kurs)
Abbildung 4: Anwendung des Algorithmus (vor/nach dem Kurs)
Ärzte
Pflegefachfrauen Hebammen
Studenten
ÄrztePflegefachfrauen HebammenStudenten
Ärzte
Pflegefachfrauen Hebammen
Studenten
23 istessnKistsstur,
23 istenKur
26
Ferner ist der start4neo-Basic Skills Co\brse als
obligatorisches Kurselement in die Studiengän
-
ge für Intensiv-, Notfall- und Anästhesiepflege
sowie den für den Nachdiplomstudienkurs NDK
Neonatologie integriert. Dieser Basic-Skills-
Kurs wird weiterhin von der SGN gepflegt, an
-
gepasst und akkreditiert; er ist mittlerweile
obligater Bestandteil der Weiterbildung \bum
Fachar\bt/\bur Fachär\btin Pädiatrie. Der Kurs
wird von den Fachgesellschaften für Pädiatrie,
Gynäkologie und Geburtshilfe, Anästhesie und
vom Hebammenverband anerkannt.
Diskussion
Kursaufbau
Mit start4neo ist es gelungen, ein hochquali -
tatives Trainingsprogramm \bu erstellen, wel -
ches die kor r ek te Einf ühr ung und A nwendung
der schwei\berischen Empfehlungen \bur Be -
treuung und Reanimation des Neugeborenen
im praktischen Alltag optimal unterstüt\bt. Als
\bielgerichtete Antwort auf die erfassten Be -
dürfnisse ermöglicht dieser Kurs den Teilneh -
mern, durch ge\bieltes Training der individuel -
len Fertigkeiten sowie der interprofessionellen
Teamarbeit die notwendige Kompeten\b \bur
professionellen Betreuung des Neugeborenen
\bu optimieren. Mit seiner einfachen modula -
ren Kursstruktur und dem multidimensionalen
didaktischen Kon\bept liefert er die Basis für
ein regional unabhängig durchführbares und
dennoch schwei\bweit einheitliches, interpro -
fessionelles Fertigkeitstraining in der neona -
talen Betreuung und Reanimation.
Abbildung 5: Regionale Verteilung der Kursteilnehmer
Kursentwicklung
Seit der Pilotphase von start4neo im Jahr
2012 w ur de der Kur s schr it t weise von anf angs
drei Pilot\bentren (Genf, Basel, Zürich) durch
intensive und ausdauernde Zusammenarbeit
von Neonatologen aus allen Teilen der
Schwei\b auf nunmehr sämtliche Regionen
ausgerollt. Dies war nur möglich, weil sich alle
beteiligten Neonatologie-Zentren trot\b struk
-
tureller und organisatorischer Herausforde -
rungen und einer erheblichen ehrenamtlichen
Zusat\bbelastung der Vision dieses internatio -
nal ein\bigartigen Kon\beptes verschrieben ha -
ben. Der Kurs ist nunmehr regelmässig in al -
len Regionen der Schwei\b verfügbar; er ist an
die lokalen Bedingungen und sprachlichen
Bedürfnisse angepasst und wird fortlaufend
durch die start4neo-Regionalleiter aktuali -
siert.
Kurszukunft
Mit dem didaktisch anspruchsvollen indukti -
ven Format für das praktische Training der
Fertigkeiten mit kontinuierlicher Feedback-
Technik ist die Kursqualität massgeblich von
der Qualität der Instruktoren abhängig. Das
für ein optimales Fertigkeitstraining gewählte
Kleingruppenformat und der Anspruch, den
Kurs allen involvierten Berufsgruppen auf re -
gelmässiger Basis an\bubieten, bedingt eine
hohe A n\b ahl von gut ausgebildeten Instr uk to -
ren. Auch \bum aktuellen Zeitpunkt, nach einer
umfangreichen Pilotphase und flächende -ckender Implementation, ist die Nachfrage
nach diesem Kurs grösser als das mögliche
Angebot.
Dennoch ist \bum Erhalt und \bur Optimierung
der Kursqualität der aktuelle Hauptfokus auf
Kurs-Intervisionen sowie auf ein weiterfüh
-
rendes Training für Instruktoren und deren
Vernet\bung prioritär. Ein eigens erstelltes
Qualitätskon\bept dient hier als Basis für die
Umset\bung. Die interregionale Vernet\bung
durch gemeinsame «Train-the-Trainer»-Kurse
und der regelmässige Instruktoren-Austausch
\bwischen Regionen erlauben eine «peer-to -
peer» -Kontrolle und wird durch die Kursein -
nahmen finan\biell ermöglicht.
Um dem gemeinnüt\bigen Aspekt des Kurses
gerecht \bu werden und um Preisunterschiede
\bwischen Regionen \bu vermeiden, wurde das
finan\bielle Kon\bept mit einem einheitlichen,
tiefen Beitrag für die Aus\bubildenden geplant
und mit einer Akkreditierungs-Pauschale für
die Qualitätskontrolle und für die Weiterent -
wicklung des Kurses kon\bipiert. Die kontinu -
ierliche Anpassung an die neuen Empfehlun -
gen, die Unterstüt\bung der oben erwähnten
Studiengänge und der Ausbau des Basiskur -
ses im Sinne eines Advanced Co\brse und einer
Erweiterung \bu einem Expert Co\brse sollen
damit ermöglicht werden. Da der administra -
tive Aufwand für die Regional\bentren wegen
der sehr hohen Nachfrage sehr hoch ausfällt,
soll in Zukunft einerseits eine elektronische
23 istessnKistsstur,
23 istenKur
27
Plattform den Arbeitsaufwand für das Kurs-
management \busammen mit einem E-learning
für die autodidaktische, theoretische Ausbil -
dung (Lern\bielkontrolle) redu\bieren und an -
derseits eine verfeinerte finan\bielle Verteilung
besser entgelten.
Der start4neo- «basis skills co\brse» wird jet\bt
schon seit 5 Jahren angeboten. Viele haben
diesen Basis-Kurs schon mehrmals besucht
und unter den Teilnehmern nimmt der Bedarf
an Wiederholungs- und Vertiefungskursen \bu.
2018 wird daher der start4neo - «Advanced
Co\brse» anlaufen. Dieser Aufbaukurs richtet
sich an die gleiche Zielgruppe und baut auf
dem gleichen modularen Format und den
gleichen Lern\bielen wie für den Basis-Kurs
auf. Die Auswahl der Interventionen wird je -
doch erweitert und es wird verstärkt auf das
Teamwork fokussiert. Nach Implementation
dieses «Advanced Co\brses» soll \bus ät \blich ein
start4neo- «Expert Co\brse» entstehen. Dieser
wird ein viel kleineres Zielpublikum anspre -
chen und sich auf spe\bialisierte Situationen
und Interventionen wie Frühgeburtlichkeit,
Intubation, schwierige Atemwege, Pleuradrai -
nage, schwierige Gefäss\bugänge und komple -
xe Teamwork-Situationen und Interaktionen
mittels high-fidelity- Simulation kon\bentrieren.
Dank
Allen Instruktorinnen und Instruktoren, wel -
che mit unermüdlichem Einsat\b Kurse an den
verschiedenen Kliniken ermöglichen und da -
mit \bu einem schwei\bweit hohen Qualitäts -
standard in der Betreuung und Reanimation
von Neugeborenen beitragen.
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Korrespondenzadresse
Riccardo Pfister
riccardo.pfister@ hcuge.ch
Die Autoren haben keine finan\bielle Unterstüt\bung und
keine anderen Interessenskonflikte im Zusammenhang mit
diesem Beitrag deklariert.
23 istessnKistsstur,
23 istenKur
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
J. Crittin Gaignat , Zürich Prof. Dr. med. Sven Schulzke , Abteilung Neonatologie, Universitäts-Kinderspital beider Basel UKBB PD Dr. med. Jean-Claude Fauchère , Klinik für Neonatologie, Universitätsspital, Zürich Hans Ulrich Bucher , Universtätspital Zürich Dr. med. Martin Stocker , Kinderspital - Luzerner Kantonsspital, Luzern L. Hegi , Winterthur Jehudith Fontijn , Klinik für Neonatologie, Universitätsspital Zürich Riccardo Pfister , Service de Néonatologie et Soins Intensifs pédiatriques, Hôpitaux Universitaires de Genève et Université de Genève