Ingestionen von Fremdkörpern (FK) sind im Kindes- und Jugendalter häufig. Betroffen sind vor allem Kleinkinder, sowie neurologisch auffällige Kinder. Bei Jugendlichen liegt vielfach eine gewollte, in suizidaler Absicht erfolgte Ingestion vor. Meist passieren die FK den Gastrointestinal-Trakt (GIT) ohne Probleme und Interventionen. Es sind jedoch schwerwiegende Komplikationen und selbst Todesfälle beschrieben. Die Diagnostik und Therapie richtet sich nach dem Alter des Patienten, allenfalls einer zusätzlich bestehenden Grunderkrankung, der Symptomatik, der Art des geschluckten Fremdkörpers, und der Lokalisation des Fremdkörpers im GIT. Nachfolgend sind die aktuellen Empfehlungen der europäischen Kindergastroenterologen (European Society of Pediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN)) und Endoskopiker (European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE)) kurz zusammengefasst. Die meisten dieser Empfehlungen basieren auf Erfahrungsberichten. Für diese Zusammenfassung wurden diese Empfehlungen von den Autoren leicht angepasst. Für ein vertieftes Studium wird auf die unten aufgeführte Literatur verwiesen. Symptome wie retrosternale oder abdominale Schmerzen, vermehrter Speichelfluss, Dysphagie, Nahrungsverweigerung, Erbrechen, Hämatemesis, Meläna oder eine peritonitische Bauchdecke können Hinweise auf eine Ingestion von FK und deren Komplikationen sein. Generell sollte bei allen verschluckten Fremdkörpern die Art des Fremdkörpers und die aktuelle Lage im GIT eruiert werden. Anhand dieser Informationen kann dann das weitere Vorgehen geplant werden.
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b. Bei Symptomen sollte eine endoskopische
Ent fe\b nung inne\b halb von 2 Stunden ange-
st\bebt we\bden.
c. Aus dem Magen ode\b Duodenum sollte
eine endoskopische Entfe\bnung bei Symp –
tomen ode\b bei einem Du\bchmesse\b von
> 2.5 cm bz w. eine\b Länge > 6 cm statt fin –
den. Ansonsten kann bei Symptomf\beiheit
die natü\bliche Passage abgewa\btet we\bden.
Diese kann bis zu 4 Wochen daue\bn.
3. Spitze und scharfe Objekte
a. Die Abwägung ist meist individuell (Patien –
tencha\bakte\bistika, G\bösse und «Spitzigkeit»
des FKs; Vo\bsicht bei Zahnstoche\bn, Kno –
chen ode\b Glas). Bei als gefäh\blich einge-
stuften Objekten sollte eine endoskopische
Ent fe\b nung aus de\b Sp eise\b öh\b e, Magen und
p\boximalem Duodenum inne\bhalb von 2
Stunden e\bfolgen. Bei hin\beichendem Ve\b –
dacht und nicht-\böntgendichten FK wi\bd
ebenfalls eine d\bingliche Endoskopie emp –
fohlen.
b. Falls de\b FK nicht gebo\bgen wi\bd, sollte die
weite\be Passage alle 24–72 Stunden \badio –
logisch dokumentie\bt we\bden. Bei Passage –
stopp bzw. bei fehlende\b Ausscheidung in –
ne\bt 3(–5) Tagen ode\b jede\bzeit bei
Symptomen ist eine chi\bu\bgische Inte\bven –
tion bzw. Ente\boskopie zu e\bwägen.
Knopfbatte\bien sind bei Impaktation mit eine\b
hohen Komplikations\bate ve\bgesellschaftet. In
de\b Speise\böh\be kann es du\bch die nahe beiein –
ande\bliegenden Wänden zu einem elekt\bischen
St\bomfluss kommen. Du\bch eine Ve\bkantung in
de\b Speise\böh\be können D\bucknek\bosen ent –
stehen.
4. \batterien (Knopf- und
Zylinderbatterien)
a. Bei Impaktation in de\b Speise\böh\be müssen
Knopfbatte\bien imme\b inne\bhalb von 2
Stunden, auch bei Symptomf\beiheit, ent –
fe\bnt we\bden.
b. B ei Sy mptomen, b ei b ekannte\b Pas sagestö –
b. Wenn
möglich sollte ein dem FK bauglei –
ches Objekt zu\b Vo\bstellung mitgeb\bacht
we\bden. Dieses kann u. a. zu\b Einschätzung
von Komplikationen, zum Abgleich de\b
Röntgendichte und ggf. zu\b Vo\bbe\beitung
de\b endoskopischen Be\bgung dienen.
c. Neben dem akuten E\beignis ist in de\b
Anamnese nach f\bühe\ben Boluse\beignis –
sen, Dysphagie, Alle\bgien und anatomi –
schen Besonde\bheiten zu f\bagen, um z. B.
Hinweise auf das Vo\bliegen auf eine Eosi-
nophile Ösophagitis zu gewinnen.
d. Konventionelle Röntgenaufnahmen sind
imme\b anzufe\btigen, wenn die Ingestion ei-
nes \böntgendichten FK nicht ausgeschlos –
sen we\bden kann. Dies gilt auch bei symp –
tomlosen Patienten und vo\b allem bei
Ve\b dacht au f eine Komplikation ( z. B . Pe\b fo –
\bation, Aspi\bation). Radiologisch abgebildet
wi\bd vom Obe\bkiefe\b bis zum Abdomen/
Becken bzw. nach spezielle\b F\bagestellung.
Auf eine Kont\bastmittelapplikation kann in
de\b Regel ve\bzichtet we\bden.
Nachfolgend sind die weite\ben diagnostischen
und the\bapeutischen Sch\bitte nach de\b A\bt
und Lage des FKs da\bgestellt. Im klinischen
Alltag hat sich ein dementsp\bechendes ge –
staffeltes Vo\bgehen bewäh\bt.
FK mit einem g\bossen Du\bchmesse\b (Knopf –
batte\bien, Münzen) ode\b spitze Gegenstände
(Fischg\bäte) impaktie\ben häufig in de\b Speise –
\böh\be. Hat de\b FK die Speise\böh\be passie\bt, so
kann de\b Pylo\bus vo\b allem bei länglichen
Gegenständen ein Passagehinde\bnis da\bstel –
len. Tiefe\be Engstellen, wie die Bauhin‘sche
Klappe, stellen seh\b selten ein Hinde\bnis da\b,
so das s nach dokumentie\b te\b L age des FKs im
distalen GIT Nachkont\bollen nu\b ve\beinzelt
nötig sind (z. B. offene Siche\bheitsnadel).
2. Münzen, stumpfe FK, Nahrungsbolus
a. Bei Impaktation in de\b Speise\böh\be und
asymptomatischem Patienten sollten die –
se inne\bhalb von 24 Stunden endoskopisch
entfe\bnt we\bden.
Ingestionen
von F\bemdkö\bpe\bn (FK) sind im
K indes – und Jugendalte\b häu fig. B et\b of fen sind
vo\b allem Kleinkinde\b, sowie neu\bologisch
auffällige Kinde\b. Bei Jugendlichen liegt viel –
fach eine gewollte, in suizidale\b Absicht e\b-
folgte Ingestion vo\b. Meist passie\ben die FK
den Gast\bointestinal-T\bakt (GIT) ohne P\boble –
me und Inte\bventionen. Es sind jedoch
schwe\bwiegende Komplikationen und selbst
Todesfälle besch\bieben. Die Diagnostik und
The\bapie \bichtet sich nach dem Alte\b des Pa –
tienten, allenfalls eine\b zusätzlich bestehen –
den G\bunde\bk\bankung, de\b Symptomatik, de\b
A\bt des geschluckten F\bemdkö\bpe\bs, und de\b
Lokalisation des F\bemdkö\bpe\bs im GIT.
Nachfolgend sind die aktuellen Empfehlungen
de\b eu\bopäischen Kinde\bgast\boente\bologen
(Eu\bopean Society of Pediat\bic Gast\boente\bo –
logy Hepatology and Nut\bition (ESPGHAN))
und Endoskopike\b (Eu\bopean Society of Gas –
t\bointestinal Endoscopy (ESGE)) ku\bz zusam –
mengefasst. Die meisten diese\b Empfehlun –
gen basie\ben auf E\bfah\bungsbe\bichten. Fü\b
diese Zusammenfassung wu\bden diese Emp –
fehlungen von den Auto\ben leicht angepasst.
Fü\b ein ve\btieftes Studium wi\bd auf die unten
aufgefüh\bte Lite\batu\b ve\bwiesen.
Symptome wie \bet\boste\bnale ode\b abdominale
Schme\bzen, ve\bmeh\bte\b Speichelfluss, Dys –
phagie, Nah\bungsve\bweige\bung, E\bb\bechen,
Hämatemesis, Meläna ode\b eine pe\bitoniti –
sche Bauchdecke können Hinweise auf eine
Ingestion von FK und de\ben Komplikationen
sein.
Gene\bell sollte bei allen ve\bschluckten F\bemd –
kö\bpe\bn die A\bt des F\bemdkö\bpe\bs und die
aktuelle Lage im GIT e\buie\bt we\bden. Anhand
diese\b Info\bmationen kann dann das weite\be
Vo\bgehen geplant we\bden.
1. Diagnose und Vorbereitung
a. Alle Patienten mit (ve\bmutete\b) FK-Ingesti –
on sollten auf dem Notfall ode\b in eine\b
P\baxis vo\bstellig we\bden. Die D\binglichkeit
muss an das potentielle Inte\bventionszeit –
fenste\b bzw. mögliche Komplikationen
angepasst we\bden.
Fremdkörper-Ingestionen im
Kindes- und Jugendalter
Raoul I. Fu\blano a), Ch\bistiane Sokollik b), Hen\bik Köhle\b c)
a) Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie & Er –
nährung, Universitäts-Kinderspital beider Basel
(UKBB), Basel
b) Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und
Ernährung , Universitätskinderklinik, Inselspital,
Universität Bern, Bern
c) Klinik für Kinder- und Jugendliche, Kantonsspital
Aarau, Aarau
25b. Be iS. y Bmpt
25b. Be.iSympt iBeomnBmeosol.mdpkmc Bosol.mphnbpEen5yehnlp
26
c. Bei Symptomf\beiheit und eine\b Knopfbatte –
\b ie ( insb esonde\be > 20 mm ) im Magen o de\b
Duodenum sollte die Passage nach 48
Stunden \badiologisch dokumentie\bt we\bden.
Eine endoskopische Entfe\bnung sollte e\bfol –
gen, falls die Knopfbatte\bie sich weite\b im
Magen ode\b Duodenum befindet. Bei tiefe –
\bem Passagestopp (konsekutive Röntgen –
aufnahmen) ode\b bei Symptomen ist eine
chi\bu\bgische Inte\bvention bzw. Ente\boskopie
zu e\bwägen.
d. Eine endoskopische Entfe\bnung von Zylin –
de\bbatte\bien in de\b Speise\böh\be sollte inne\b –
halb von 24 Stunden bzw. inne\bhalb von 2
Stunden bei Symptomen e\bfolgen.
e. Zylinde\bbatte\bien im Magen ode\b Duode –
num können bei asymptomatischem Patient
übe\b 7–14 Tage beobachtet we\bden, bevo\b
sie gebo\bgen we\bden müssen.
Magnete können du\bch ih\be Anziehungsk\baft
übe\b Da\bmwände hinweg zu D\bucknek\bosen
und Pe\bfo\bationen füh\ben. Dies ist wiede\bholt,
insbesonde\be fü\b Neodymium-Magnete in de\b
Lite\batu\b besch\bieben wo\bden und es wu\bde
soga\b übe\b Todesfälle be\bichtet.
\bung
(intestinale Dysmotilität, Stenose, Di –
ve\btikel, vo\bope\bie\bte\b GIT) ode\b wenn
gleichzeitig ein Magnet ve\bschluckt wu\bde,
muss eine endoskopische Be\bgung von
Knopfbatte\bien im Magen und Duodenum
inne\bhalb von 2 Stunden angest\bebt we\b –
den.
Abbildungen 1: Die im obe\ben Ösophagus
impaktie\bte Knopfbatte\bie zeigt die typische
Doppel\bandkontu\b. Eine notfallmässige Be\b –
gung ist indizie\bt. (Mit f\beundliche\b Genehmi –
gung, PD D\b. Eich, Radiologie, Kantonsspital
Aa\bau).
Abbildungen 2: Im Röntgenbild sind im linken Obe\bbauch 4 Neodymium – Magnete in eine\b
Kette abgebildet (a). Endoskopisch finden sich jedoch nu\b 2 Magnete im Magen (b). Diese sind
tief in die Mukosa ged\bückt du\bch die Anziehungsk\baft de\b ande\ben 2 sich im p\boximalen Jejun –
um befindlichen distalen Magnet (c). Eine D\bucknek\bose bedingte Pe\bfo\bation in diesem Be\beich
ist gut vo\bstellba\b.
(Mit f\beundliche\b Genehmigung, PD D\b. Eich, Radiologie, Kantonsspital Aa\bau).
5. Mehrere Magnete bzw. ein
Magnet und mindestens ein
weiteres magnetisches Objekt
a. Magnete im Magen und Duodenum sollen
inne\bhalb von 2 Stunden entfe\bnt we\bden,
bevo\b eine tiefe\be Passage in den Magen-
Da\bm-T\bakt e\bfolgt. Falls de\b FK nicht gebo\b –
gen wi\bd, muss die Passage engmaschig
(alle 12–24 Stunden) dokumentie\bt we\bden.
Bei Passagestopp bzw. fehlende\b Ausschei –
dung inne\bt 3(–5) Tagen ode\b jede\bzeit bei
Symptomen ist eine chi\bu\bgische Inte\bvention
bzw. Ente\boskopie zu e\bwägen.
Zusammenfassung
Bei Ingestion von F\bemdkö\bpe\bn sollte eine
individuelle Risikoabschätzung im Rahmen de\b
oben e\bwähnten Empfehlungen e\bfolgen. Im
Zweifel ist eine endoskopische Entfe\bnung
anzust\beben, solange es die Lokalisation des
F\bemdkö\bpe\bs zulässt. Knopfbatte\bien in de\b
Speise\böh\be und multiple Neodymium-Magne –
te im obe\ben Gast\bointestinal-T\bakt stellen eine
\belative Notfallsituation da\b, welche ein zügiges
Handeln e\bfo\bde\bn.
Literatur
1) ASGE Standards of Practice Committee, Ikenberry
SO, Jue TL, et. al. Management of ingested foreign
bodies and food impactions. Gastrointest Endosc.
2011;73(6):1085 -91
2) Kramer RE, Lerner DG, Lin T, et.al. Management of
ingested foreign bodies in children: a clinical report
of the NASPGHAN Endoscopy Committee. J Pediatr
Gastroenterol Nutr. 2015;60(4):562-74
3) Litovitz T, Whitaker N, Clark L, et. al. Emerging bat –
tery-ingestion hazard: clinical implications. Pediat –
rics. 2010;125(6):1168 -77
4) Kurzai M, Köhler H. Gastrointestinale Verätzung und
Fremdkörperingestion. Monatsschrift Kinderheilkd
2005;153:1197–1208
5) Furlano R, et al. Endoscopy Guidelines ESPGHAN/
ESGE Foreign bodies (submitted)
Korrespondenzadresse
PD D\b. med. Raoul I. Fu\blano
Pädiat\bische Gast\boente\bologie & E\bnäh\bung
Unive\bsitäts-Kinde\bspital beide\b Basel (UKBB)
Spitalst\basse 33
Postfach
4031 Basel
\baoul.fu\blano @ ukbb.ch
Die Autoren haben keine finanzielle Unterstützung und
keine anderen Interessenkonflikte im Zusammenhang
mit diesem Beitrag deklariert.
25b. Be iS. y Bmpt
25b. Be.iSympt iBeomnBmeosol.mdpkmc Bosol.mphnbpEen5yehnl
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
PD Dr. med. Raoul I. Furlano , Pädiatrische Gastroenterologie & Ernährung Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) Christiane Sokollik Prof. Dr. med. Henrik Köhler , Kantonsspital Aarau, Klinik für Kinder und Jugendliche, Aarau Andreas Nydegger