Die Häufigkeit der Mutter-Kind-Übertragung und die Häufigkeit chronischer Infektionen sind bei Neugeborenen von mit Hepatitis-B infizierten Müttern hoch. Zur Prävention gehören ein systematischer HBs-Antigen-Test bei Schwangeren und, bei positivem Ergebnis, die Frühprophylaxe beim Neugeborenen durch gleichzeitige Verabreichung von Impfstoff und Immunglobulinen, die vollständige Impfung (gegebenenfalls Anpassung des Impfschemas bei Frühgeborenen) sowie die serologische Nachkontrolle nach der Impfung. Angehörige und Bezugspersonen müssen ebenfalls untersucht und nötigenfalls geimpft werden. Falls die Mutter oder die Bezugspersonen einer Risikogruppe angehören, ist auch dann eine Impfung des Neugeborenen (und der Mutter) ab den ersten Lebensmonaten erforderlich, wenn die Mutter HBs-Antigen negativ ist. Die Impfung ist für alle Jugendlichen angezeigt; die erste gynäkologische Untersuchung stellt eine gute Gelegenheit dar, den Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls eine Impfung zu veranlassen.
27
Vol. 18 No. 2 2007 E m p f e h l u n g e n / R e c o m m a n d a t i o n s
Zusammenfassung
Die Häufigkeit der Mutter-Kind-Übertra –
gung und die Häufigkeit chronischer In –
fektionen sind bei Neugeborenen von mit
Hepatitis-B infizierten Müttern hoch. Zur
Prävention gehören ein systematischer
HBs-Antigen-Test bei Schwangeren und,
bei positivem Ergebnis, die Frühprophylaxe
beim Neugeborenen durch gleichzeitige
Verabreichung von Impfstoff und Immun –
globulinen, die vollständige Impfung (ge –
gebenenfalls Anpassung des Impfschemas
bei Frühgeborenen) sowie die serologische
Nachkontrolle nach der Impfung. Angehöri –
ge und Bezugspersonen müssen ebenfalls
untersucht und nötigenfalls geimpft wer –
den. Falls die Mutter oder die Bezugsper –
sonen einer Risikogruppe angehören, ist
auch dann eine Impfung des Neugeborenen
(und der Mutter) ab den ersten Lebens
–
monaten erforderlich, wenn die Mutter
HBs-Antigen negativ ist. Die Impfung ist
für alle Jugendlichen angezeigt; die erste
gynäkologische Untersuchung stellt eine
gute Gelegenheit dar, den Impfstatus zu
überprüfen und gegebenenfalls eine Imp –
fung zu veranlassen.
Allgemeines
Das Hepatitis-B-Virus wird hauptsächlich
durch Blut (Stich oder Verletzung mit Ge –
genständen, die mit kontaminiertem Blut
verschmutzt sind, Transfusionen, Transplan –
tationen), durch sexuelle Kontakte sowie
während des Geburtsvorgangs von der
Mutter auf das Kind übertragen. Die Primär –
infektion kann asymptomatisch verlaufen
oder eine akute Hepatitis verursachen (Fie –
ber, Gelbsucht, Müdigkeit, Übelkeit etc.); sie
kann tödlich enden (fulminante Hepatitis),
ausheilen und lebenslange Immunität ver –
leihen oder chronisch verlaufen und somit
potentiell schwerwiegende Gesundheits –
folgen verursachen: Chronische Leberer –
krankung, Leberzirrhose, Leberkrebs. Die
Inkubationszeit ist lang (4 Wochen bis
6 Monate). Häufig verläuft die Infektion in
der akuten Phase asymptomatisch (50–70%
im Erwachsenenalter, 90% in der perinatalen
Phase) und bleibt in der chronischen Phase
ebenfalls oftmals symptomfrei, so dass viele
Menschen nicht wissen, dass sie infiziert
sind. Seit 1982 ist eine hoch wirksame, gut
verträgliche Impfung verfügbar. Sie hat sich
ebenfalls in der Postexpositionsprophylaxe,
insbesondere in der postnatalen Phase, als
wirksam erwiesen 1), 2) .
Die gezielte Prävention der Mutter-Kind-
Übertragung stellt eine besondere Heraus –
forderung dar: Sie setzt ein generelles
Screening in der Schwangerschaft, eine
Frühprophylaxe beim Neugeborenen, die
vollständige Einhaltung des Impfschemas
(insgesamt mindestens 3 Dosen) innerhalb
der ersten Lebensmonate und die serolo –
gische Nachkontrolle voraus. Aus Studien
sowie aus den Daten, die aufgrund der
Meldepflicht erhoben wurden, geht her –
vor, dass diese Massnahmen konsequenter
durchgeführt werden müssen, um Behand –
lungslücken mit potentiell schwerwiegenden
Folgen zu vermeiden.
Risiko der Mutter-Kind-
Übertragung
Die Übertragung des Virus von der Mutter
auf das Kind kann bereits in utero erfolgen,
geschieht aber meistens durch Kontakt mit
den Körperflüssigkeiten der Mutter während
der Geburt 3). Wenn die Mutter HBe-Antigen
positiv ist (HBeAg positiv) und die Prophy –
laxe bei der Geburt unterlassen wird, be –
trägt das Risiko einer Übertragung 70-90%;
wenn die Mutter lediglich HBs-Antigen po –
sitiv ist (HBsAg positiv), beträgt das Risiko
10–40% 4), 5) . Eine akute Hepatitis-B-Erkran –
kung gegen Ende der Schwangerschaft führt
Schätzungen zufolge in 60–70% der Fälle zu
einer Übertragung 6).
Über den Einfluss des Stillens bei fehlender
postnataler Immunprophylaxe besteht man –
gels ausreichender Studien keine einhellige
Meinung 7), 8) . Obwohl HBsAg in der Mutter –
milch nachgewiesen werden konnte, gilt
das Risiko einer Übertragung durch die
Muttermilch im Vergleich zum Risiko bei
einer Exposition mit Körperflüssigkeiten der
Mutter während der Geburt als vernachläs –
sigbar 3), 8) .
Auch wenn die Infektion nicht perinatal
übertragen wird, besteht aufgrund des en –
gen, anhaltenden Kontakts zwischen der
chronisch infizierten Mutter und ihrem Kind
weiterhin ein Übertragungsrisiko: Laut einer
Studie waren 38% der Kinder, die bei der Ge –
burt keine Infektion aufgewiesen hatten, mit
4 Jahren infiziert 9). Personen, die mit einem
chronisch infizierten Menschen zusammen-
leben – insbesondere Kleinkinder (< 5 Jahre)
– können sich durch Exposition mit Blut oder
anderen blutverschmutzten Körperflüssig -
keiten infizieren (gemeinsame Benützung
von Zahnbürsten, Wundsekrete, Kontakt
von verletzter Haut mit kontaminierten Flä -
chen etc.) 10), 11) . Mehrere Studien ergaben in
Familien mit erwachsenen HBsAg-Trägern
eine höhere Prävalenz von Markern für
eine Hepatitis-B-Infektion im Vergleich zu
Kontrollpersonen: bis zu 60%, verglichen
mit 27% (20–70% bei Ehepartnern, 10–60%
bei Kindern, 30–50% unter erwachsenen
Geschwistern, 25–50% bei Eltern) 12), 13) .
Folgen der perinatalen
Übertragung
Meistens (90%) ist die perinatale Infekti -
on symptomfrei 14). Sie verursacht selten
eine fulminante Hepatitis. Sehr oft (90%)
verlaufen perinatale Infektionen chronisch
(Infektionsdauer länger als 6 Monate); da -
nach nimmt die Chronizitätsrate bis zum 5.
Altersjahr ab und erreicht schliesslich bei
über 5-jährigen 5–10% 15).
In den USA geht man beispielsweise davon
aus, dass 30–40% der chonischen Infekti -
onen perinatal oder im Kleinkindalter ent -
stehen, während die Mehrheit der verzeich -
neten Neuinfektionen im Erwachsenenalter
Empfehlungen zur Prävention
der Mutter-Kind-Übertragung
von Hepatitis B
Bundesamt für Gesundheit
Eidgenössische Kommission für Impffragen 1
Arbeitsgruppe «Prävention der Mutter-Kind-Übertragung von Hepatitis B» 2
1 Mitglieder : C. Aebi, R. Anderau, G. Bachmann, H. Binz, D. Desgrandchamps, M. Gallacchi, U. Heininger,
A. Marty-Nussbaumer, L. Matter, K. Mühlemann, J. Roffler, C.-A. Siegrist, R. Steffen, B. Vaudaux
Sekretariat: Bundesamt für Gesundheit, Sektion Impfungen
2 Mitglieder : V. Masserey Spicher (BAG), C. Aebi, L. Matter, M. Boulvain (Gynäkologie), H.U. Bucher (Neonatologie)
E m p f e h l u n g e n / R e c o m m a n d a t i o n s
28
Vol. 18 No. 2 2007
auftreten (wo sie mit 30-50% häufiger symp-
tomatisch verlaufen, jedoch seltener ein
chronisches Stadium erreichen) 16).
Ungefähr 25% der Menschen, die im Klein -
kindalter chronisch infiziert wurden, ster -
ben vorzeitig an Leberzirrhose oder –krebs
(Hepatokarzinom) 17). Die meisten von ih -
nen bleiben bis zum Stadium der Zirrhose
oder der Leberinsuffizienz asymptomatisch.
Chronisch Infizierte sind die häufigsten Ver -
ursacher der Virus-Übertragung.
Diagnose und Screening
Der Infektionsstatus lässt sich anhand einer
Reihe von serologischen Markern feststel -
len. Durch die Kombination von 4 Markern
kann ermittelt werden, ob eine Person
infiziert ist, infiziert war oder immun ist
(Tabelle 1 ). Weitere Tests liefern nützliche
Hinweise, namentlich zur Beurteilung der
Ansteckungsgefahr, der Prognose oder zur
Ermittlung der Wirksamkeit einer Behand -
lung (HBeAg, HBeAk, virale DNA).
Bei Personen, bei denen HBcAk der einzige
positive serologische Marker ist (HBsAg
negativ und HBsAk negativ), erweist sich
die Interpretation der Befunde als proble -
matisch: Es handelt sich möglicherweise um
eine unspezifische Reaktion (falsch-positiv,
je nach verwendetem Test bis zu 70%), um
genesene (immune) Personen, bei denen die
HBsAk nicht mehr nachweisbar sind, oder
um Personen, die infiziert wurden, aber kei -
ne HBsAk produziert haben. Teilweise haben
Personen in letzterer Gruppe ein nicht nach -
weisbares zirkulierendes HBsAg; bei weniger
als 5% der Personen mit isolierten HBcAk
wurde virale DNA gefunden 18), 19) . Eine An -
steckung durch diese Personen ist dennoch
höchst unwahrscheinlich, ausgenommen in
speziellen Situationen, in denen Kontakt mit
einer grossen Menge Blut erfolgt (Transfusi -
on, Transplantation) 20). Unseres Wissens ist
nur ein Fall einer Mutter-Kind-Übertragung
mit isolierten HBcAk bekannt 21).
Beim Screening können je nach der ver -
folgten Zielsetzung zwei Strategien zur An -
wendung kommen:
● HBsAg-Test: Diese Strategie empfiehlt
sich für die Diagnose von Personen, die
die Infektion übertragen können (Blut -
spender, Schwangere). HBsAg ist ja der
Indikator für eine aktive Infektion, und
jede HBsAg positive Person muss als
infektiös betrachtet werden. Bei frisch
infizierten Personen ist HBsAg in den
ersten 3-5 Wochen zuweilen der einzige
positive Marker. Zwischen der Expo -
sition und dem Nachweis von HbsAg
vergehen im Durchschnitt 30 Tage (6–60
Tage).
● HBcAk-Test, falls positiv, gefolgt von
HBsAg und anderen Markern: Diese
Strategie eignet sich eher bei Personen,
die einem beträchtlichen Ansteckungsri -
siko ausgesetzt waren (i.v.-Drogenkon -
sumenten, sexuelles Risikoverhalten,
Personen aus Hochendemieländern). In
Bevölkerungsgruppen mit hoher Präva -
lenz ist der positive prädiktive Wert der
HBcAk hoch; isolierte HBcAk (HBsAg
negativ und HBsAk negativ) weisen
in der Regel auf eine lang zurücklie -
gende Infektion mit HBsAk-Verlust hin.
In Bevölkerungsgruppen mit geringer
Prävalenz entspricht ein isolierter posi-
tiver Befund für HBcAk häufig einer
unspezifischen Reaktion (falsch-positiv,
je nach verwendetem Test bis zu 70%) 22),
oder falsch-negativen HBsAk 23).
Perinatales Übertragungsrisiko
in der Schweiz
Die Prävalenz von HBsAg wurde 1990–91
in der Schweiz bei schwangeren Frauen
auf 0,5% geschätzt 24). Auf ungefähr 80 000
Geburten pro Jahr kamen somit 400–500
Entbindungen, bei denen die Mutter HBsAg
positiv war; davon waren 10–14% HBeAg
positiv. Die Schätzungen ergaben eine Zahl
von ca. 100 perinatalen Übertragungen pro
Jahr in der Schweiz, wenn keine neonatale
Prophylaxe stattfindet; davon würden mehr
als die Hälfte zu einer chronischen Infektion
führen 25).
Seit 1985 ist die Prophylaxe mit Impfung
und Immunglobulinen für Neugeborene von
HBsAg positiven Müttern empfohlen. Das
systematische Screening von Schwangeren
ist seit 1996 empfohlen 25).
Seit 1997 wurden aufgrund der obligato -
rischen Meldepflicht für Hepatitis-B jährlich
noch 1–2 Fälle von Mutter-Kind-Übertra -
gungen registriert: Meistens erfolgt die Dia -
gnose im dritten bis fünften Lebensmonat,
weil der Säugling entsprechende Symptome
aufweist. Häufigste Ursache sind das Ver -
Tabelle 1: Serologische Befundkonstellationen nach Hepatitis-B-Tests
+: positiv; -: negativ; HBsAg: Oberflächenantigen; HBcAk: Antikörper gegen das Core-Antigen;
HBsAk: Antikörper gegen das Oberflächenantigen; IgM: Immunglobulin M.
serologischer Test Interpretation
HBsAg HBcAk total HBc-IgM HBsAk
- - - - 1) Nie infiziert (empfänglich); 2) Zu-
stand nach Impfung: Non-Responder
oder HBsAk mehrere Jahre nach
Impfung nicht mehr nachweisbar
+ - - - 1) Frühstadium der akuten Infektion;
2) transitorisch zirkulierendes Antigen
nach Impfung (bis 18 Tage)
+ + + - 1) Akute Infektion; 2) manchmal akuter
Schub einer chronischen Infektion
- + + - Akute Infektion, am Abklingen
- + - + Ausgeheilte Infektion mit Immunität
+ + - - Chronische Infektion
- + - - 1) Falsch-positiv (empfänglich);
2) frühere, ausgeheilte Infektion;
3) chronische Infektion mit geringer
Virusreplikation; 4) mütterliche
Antikörper beim Neugeborenen
einer positiven Mutter
- - - + 1) Immunität durch Impfung
(
≥10 IE/l); 2) passive Immunität
durch Hyperimmunglobuline
29
Vol. 18 No. 2 2007 E m p f e h l u n g e n / R e c o m m a n d a t i o n s
gessen der Impfung beim Neugeborenen,
das Fehlen eines pränatalen Tests oder eine
unvollständige Impfung innerhalb der ersten
Lebensmonate. In Anbetracht des Anteils der
asymptomatischen Infektionen (90%) und der
unterlassenen Meldungen (etwa 35%) ist zu
befürchten, dass die tatsächliche Anzahl der
Übertragungen bei 15–30 pro Jahr liegt.
Eine retrospektive Studie über sämtliche
Geburten im Jahr 2001 an der Basler Frauen -
klinik 26) zeigte, dass das pränatale Screening
bei 99% der Mütter stattgefunden hatte
(7% bei der Geburt); 1,2% der Mütter waren
HBsAg positiv (davon besassen 72% eine
ausländische Staatsangehörigkeit); 89% der
exponierten Neugeborenen (17/19) waren
bei der Geburt geimpft worden, 53% hatten
eine vollständige Impfung erhalten (2. und 3.
Impfdosis oft verspätet), eine serologische
Nachkontrolle nach erfolgter Impfung war
lediglich bei 36% vorgenommen worden.
Ein nicht geimpftes Kind entwickelte eine
chronische Infektion, über das andere konn -
ten keine weiteren Informationen eingeholt
werden. Im Entlassungsbrief aus dem Spital
wurde die HBsAg-Positivität der Mutter in
89% der Fälle vermerkt; in 50% der Fälle
waren Angaben zum weiteren Impfplan
zu finden; die Notwendigkeit einer serolo -
gischen Nachkontrolle wurde in keinem Fall
erwähnt.
Prävention der Übertragung:
Strategien, Wirksamkeit
Durch die Verabreichung von Hyperimmun -
globulinen (Ig) und durch die Impfung gegen
Hepatitis-B unmittelbar nach der Geburt
vermindert sich das Risiko einer Mutter-
Kind-Übertragung um mehr als 90% 1), 2) . Die
Impfung allein reduziert die Übertragungs -
rate um etwa 70% 2). Die alleinige Gabe von
Immunglobulinen senkt das Risiko lediglich
um etwa 50% 2).
Eine Übertragung der Infektion trotz er -
folgter Prophylaxe wurde mit einer hohen
Virämie der Mutter assoziiert. Laut neuesten
Daten könnte die Behandlung mit Lamivudin
am Ende der Schwangerschaft das Risiko
eines Impfversagens in diesen Fällen ver -
mindern 27).
Das Stillen führt nicht zu einem erhöhten
Übertragungsrisiko, sofern die postnatale
Immunprophylaxe konsequent durchgeführt
wird 28), und es beeinflusst die Wirksamkeit
der Impfung nicht 28), 29) .
Somit besteht die Präventionsstrategie
darin, Neugeborene von infizierten Müttern
zu identifizieren und sie so früh wie möglich
anhand einer kombinierten Impfprophy -
laxe, bestehend aus aktiver Impfung und
Immunglobulinen, zu schützen. Eine Alter -
native läge darin, sämtliche Neugeborenen
unmittelbar nach der Geburt zu impfen:
So würde man auch Säuglinge schützen,
deren Mutter nicht getestet wurde oder bei
der die Serokonversion erst am Ende der
Schwangerschaft stattfand, beziehungs -
weise Säuglinge, bei denen nicht die Mut -
ter, sondern ein anderes Familienmitglied
(häufig ohne es zu wissen) Träger des
Virus ist. Diese Strategie würde allerdings
Neugeborenen, deren Mutter tatsächlich
HBsAg positiv ist, keinen optimalen Schutz
bieten – Immunglobuline und serologische
Nachkontrolle. Da die Prävalenz der In -
fektion in der Schweiz niedrig ist und fast
alle werdenden Mütter zu den Schwanger -
schaftsuntersuchungen gehen, scheint die
Strategie eines systematischen Screenings
am zweckmässigsten zu sein; dieses muss
allerdings konsequent durchgeführt wer -
den.
Neugeborene von Familien aus einer Bevöl -
kerungsgruppe mit erhöhter Hepatitis-B-
Prävalenz sollten auch dann in den ersten
Lebensmonaten geimpft werden, wenn die
Mutter HBsAg negativ ist, weil im Kleinkind -
alter ein horizontales Übertragungsrisiko
durch Exposition mit nahestehenden Per -
sonen besteht.
Im Vergleich zu Termingeborenen ergaben
einige Studien, dass die serologische Wir -
kung bei Frühgeborenen (< 37 Schwanger -
schaftswochen) mit einem Geburtsgewicht
unter 2 kg nach 3 Dosen geringer ist,
wenn die Impfung gleich nach der Geburt
begonnen wird, ausgedrückt in Prozenten
der HBsAk positiven Kinder (50–85%) und
im geometrischen Mittel der HBsAk-Titer.
Diese Studien betrafen Neugeborene von
HBsAg negativen Müttern. Demzufolge
wäre für Frühgeborene ein spezifisches
Impfschema angezeigt: Verabreichung einer
4. Dosis, wenn die Impfung bei der Geburt
beginnt (HbsAg positive Mutter) oder 1.
Dosis bereits mit einem Monat 30)–32) . Da
bei Frühgeborenen, die zusätzlich Immun -
globuline erhalten, keine Hinweise auf ein
erhöhtes Infektionsrisiko vorliegen, wird die
Behandlung mit 3 Impfdosen weiterhin als
angemessen beurteilt, gefolgt von einer se -
rologischen Nachuntersuchung nach einem
Tabelle 2: Zusammenfassung der Empfehlungen zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung von Hepatitis B
*Einzige Ausnahme: vorbestehende, fachgerecht dokumentierte Immunität (nach Impfung oder nach Infektion)
Test (HBsAg) bei allen Schwangerschaften*
Übermittlung des Ergebnisses an die Mutter, ans Personal im Gebärsaal,
an den Kinderarzt;
notfallmässiger Test im Gebärsaal falls zuvor kein Test erfolgte oder das Ergebnis
nicht verfügbar ist;
bei allen HBsAg positiven Müttern:
● Gegebenenfalls Überweisung an Spezialisten zur Vervollständigung der serolo -
gischen Befunde und der Leberparameter, Beratung und Langzeitbegleitung
● Test (HBcAk) bei Haushaltsmitgliedern und weiteren engen Kontaktpersonen und
Impfempfehlung an negative Personen
● Eltern über alle für das Neugeborene zu treffenden Massnahmen informieren
● Aktive Impfung und spezifische Immunglobuline für Neugeborene innerhalb von
12 Stunden nach der Geburt (falls das HBsAg-Ergebnis der Mutter noch nicht
vorliegt, Impfung innerhalb der ersten 12 Stunden beginnen und bei positivem
Resultat Immunglobuline innerhalb von 7 Tagen verabreichen)
● Säuglingsimpfung innerhalb der ersten 6 Lebensmonate vervollständigen:
– Termingeborene oder Frühgeborene mit Geburtsgewicht
≥ 2 kg: 0–1–6 Monate.
– Frühgeborene (< 37 Schwangerschaftswochen) mit Geburtsgewicht < 2 kg:
0–1–6 Monate mit zwingender serologischer Kontrolle 1 Monat nach der
3. Dosis, oder 0–1–2–6 Monate (kombinierter Impfstoff für Säuglinge zum
Zeitpunkt 2 und 6 Monate)
● Serologische Kontrolle (HBsAk) beim Säugling im Alter von 7 bis 12 Monaten
● Bei fehlender oder ungenügender Immunantwort (HBsAk <100 IE/l) und HBsAg
negativ, bis zu 3 zusätzliche Impfdosen verabreichen
E m p f e h l u n g e n / R e c o m m a n d a t i o n s
30
Vol. 18 No. 2 2007
Monat, um bei Bedarf eine weitere Dosis zu
verabreichen.
Eine serologische Kontrolle ist 1 Monat nach
der letzten Dosis für alle Kinder von HBsAg
positiven Müttern notwendig (spätestens 12
Monate nach der ersten Dosis). Auf diese
Weise erhalten die Non-Responder (10-15%) 33)
1 bis 3 zusätzliche Dosen, die meistens zu ei -
ner ausreichenden Immunantwort führen. In
einigen wenigen Fällen (<10%) kommt es trotz
neonataler Prophylaxe zu einer Übertragung
(transplazentare Infektion, Impfversagen).
Die betreffenden Säuglinge bedürfen einer
besonderen Betreuung.
Eine Hepatitis-B-Impfung bei der Geburt
verleiht langfristigen, wahrscheinlich le -
benslangen Schutz 33)–35) . Möglicherweise ist
das immunologische Gedächtnis gemäss
verfügbarem Datenmaterial weniger an -
haltend, wenn gleichzeitig Immunglobuline
verabreicht wurden. Nach dem gegenwär -
tigen Erkenntnisstand wird aber keine Auf -
frischimpfung empfohlen.
Empfehlungen für das Screening
bei schwangeren Frauen
Alle schwangeren Frauen sollten bei jeder
Schwangerschaft auf HBsAg getestet wer -
den. Dies gilt ebenfalls für die erste Schwan -
gerschaft von Frauen, die geimpft wurden,
namentlich im Rahmen einer generellen
Impfung für Jugendliche: Tatsächlich ist
nicht auszuschliessen, dass ein kleiner Teil
von ihnen bereits im Kleinkindalter infiziert
wurde, vor allem wenn sie aus Ländern mit
hoher oder mittlerer Endemie stammen.
Einzige Ausnahme ist eine vorbestehende,
zuverlässig dokumentierte Immunität nach
Impfung (HBsAk >100 IE/l) oder nach Infek –
tion (HBcAk positiv und HBsAk positiv).
Die Wahl des Zeitpunkts der serologischen
Untersuchung kann dem behandelnden Arzt
überlassen werden. Vorzugsweise sollte der
Test im 3. Schwangerschaftsquartal stattfin –
den. So werden auch Infektionen erkannt,
die während der Schwangerschaft erworben
wurden, obwohl derartige Fälle selten sind.
Um ihn sicher nicht zu vergessen, kann man
den Test auch zusammen mit anderen sero –
logischen Untersuchungen am Anfang der
Schwangerschaft durchführen, darf es aber
dann nicht versäumen, bei der Geburt die
notwendigen Massnahmen einzuleiten.
Die Bestimmung von HBsAg ist der Test
erster Wahl (siehe obenstehende Erwä –
gungen). Ein Test in zwei Schritten, bei
dem zunächst die HBcAk und bei positivem
Befund anschliessend das HBsAg bestimmt
wird, ist nicht gerechtfertigt. Wird dieses
Vorgehen trotzdem gewählt, braucht es eine
spezifische Abmachung mit dem Labor, da –
mit das Verfahren fachgerecht durchgeführt
und interpretiert wird. Ein HBeAg-Test ist
nicht notwendig, da er nichts am Vorgehen
ändert.
Bei HBsAg positivem Befund ist die Patientin
eingehend über die Konsequenzen für das
Kind, die Notwendigkeit einer neonatalen
Prophylaxe unmittelbar nach der Geburt,
aber auch über die Folgen für sich selbst und
ihre Umgebung zu informieren. Der Verlauf
der Infektion und die Leberfunktionen be –
dürfen zudem weiterer Abklärung und Nach –
betreuung. Gegebenenfalls kann man der
Patientin ein Merkblatt mit einer Zusammen –
fassung der Diagnose und des Vorgehens
beim Neugeborenen überreichen. So kann
die Patientin selbst für die Kommunikation
mit dem Personal im Gebärsaal sorgen, falls
ihr Schwangerschaftsbericht nicht verfügbar
sein sollte, beziehungsweise wenn die Geburt
nicht zum vorgesehenen Zeitpunkt oder nicht
am vorgesehenen Ort erfolgt.
Im Gebärsaal muss das (positive oder negati –
ve) Testergebnis im Dossier der Gebärenden
auf jeden Fall ausgewiesen sein. Es muss
zudem im Geburtsbericht vermerkt und dem
Kinderarzt, der für das Neugeborene sorgt,
gleich nach der Geburt zugeleitet werden.
Die im Gebärsaal anwesenden Fachper –
sonen haben sich zu vergewissern, dass ein
Test während der Schwangerschaft durchge –
führt wurde. Wenn kein Test vorgenommen
wurde oder das entsprechende Ergebnis
nicht vorliegt, muss der Test notfallmässig
während der Geburt veranlasst werden. Das
medizinische Personal, das im Gebärsaal
für das Neugeborene zuständig ist und der
Arzt, der das Kind nach der Geburt betreut,
müssen sich über das Ergebnis informieren
und es im Dossier des Kindes vermerken.
Damit die Kommunikation einwandfrei funk –
tioniert, braucht jede Frauenklinik ein Kon –
zept mit klaren, verbindlichen Richtlinien
für die Übermittlung von serologischen
Befunden der Mutter 36).
Empfehlungen für Neugeborene
Für Neugeborene HBsAg positiver Mütter
müssen die spezifischen Ig und der Impf –
stoff gegen Hepatitis-B gleichzeitig (an 2
verschiedenen Injektionsstellen) innerhalb
von 12 Stunden nach der Geburt verabreicht
werden.
Ist der Serostatus der Mutter nicht bekannt
und kann innerhalb der ersten 12 Stunden
nach der Geburt kein Testergebnis beschafft
werden, ist unverzüglich mit der aktiven
Impfung zu beginnen. Stellt sich die Mutter
nach Beginn der aktiven Immunisierung als
HBsAg positiv heraus, werden die Ig in den
ersten 7 Tagen nach der Geburt raschest –
möglich nachgeholt.
Die Mutter kann das Kind sofort stillen.
Die Ig werden in einer einzigen Dosis von
200 IE i. m. verabreicht.
Die Hepatitis-B-Impfung erfolgt in drei Do –
sen (Kinderdosis) in den Monaten 0, 1 und
6. Für die neonatale Hepatitis-B-Impfung
(1. und 2. Dosis) ist ein monovalenter
Impfstoff zu verwenden. Für die 3. Do –
sis kann dem sechsmonatigen Kind eine
kombinierte Impfung für Säuglinge (mit
Diphtherie, Wundstarrkrampf, Kinderläh –
mung, Keuchhusten und H. influenzae Typ
b) verabreicht werden.
Bei Frühgeborenen (< 37 Schwangerschafts -
wochen) mit einem Geburtsgewicht unter
2 kg ist die erste Impfdosis ebenfalls inner -
halb der ersten 12 Stunden nach der Geburt
zu verabreichen. Allerdings kann die Indukti -
on der Immunantwort («Priming») zu diesem
Zeitpunkt unzureichend sein. Sofern ein
3-Dosen-Schema vorgesehen ist (Monate
0, 1 und 6), muss die serologische Unter -
suchung deshalb zwingend bereits einen
Monat nach der 3. Dosis vorgenommen wer -
den, um nötigenfalls eine oder mehrere zu -
sätzliche Dosen verabreichen zu können. Als
Alternative kann das 3-Dosen-Impfschema
ungeachtet des erreichten Körpergewichts
4 Wochen nach der Geburt neu begonnen
werden. In diesem Fall besteht die vollstän -
dige Impfung aus insgesamt 4 Dosen (0, 1, 2
und 6 Monate). Ab dem 2. Lebensmonat (3.
und 4. Dosis) kann die kombinierte Impfung
für Säuglinge (mit Diphtherie, Tetanus, Per -
tussis, Poliomyelitis, und H. influenzae Typ
b) eingesetzt werden 37), um eine zusätzliche
Injektion zu vermeiden.
Eine Überprüfung des Impferfolgs durch
eine serologische Kontrolle ist ab dem 7.
Monat (1 Monat nach der letzten Dosis) und
spätestens mit 12 Monaten unerlässlich.
Für einen lang anhaltenden Schutz müssen
HBsAk ≥100 IE/l gemessen werden. Wird
dieser Wert unterschritten, ist das Vorlie -
gen einer Infektion durch Bestimmung des
31
Vol. 18 No. 2 2007 E m p f e h l u n g e n / R e c o m m a n d a t i o n s
HBsAg abzuklären. Bei negativem HBsAg
und HBsAk <100 IE/l ist eine vierte Dosis
zu verabreichen, und die Immunantwort
einen Monat später zu überprüfen. Wenn
die HBsAk nach insgesamt 6 Dosen immer
noch nicht nachweisbar sind, sollte die
Bestimmung des AgHBs bis zum Alter von
5 Jahren einmal jährlich wiederholt werden,
beziehungsweise mindestens im 5. Alters -
jahr ein Mal erfolgen. Danach ist das Risiko
einer horizontalen Übertragung innerhalb
der Familie sehr klein.
Die Bestimmung von HBcAk total oder IgG
ist im ersten Lebensjahr nicht sinnvoll,
da diese passiv transplazentar übertragen
werden. Hingegen können HBc-IgM auf
eine perinatale Infektion hinweisen. Die
Bestimmung der HBsAk in den 4 Monaten
nach Verabreichung von Ig ist nutzlos, weil
ein positives Resultat auf die verabreichten
Ig zurückzuführen wäre.
Ein Test gleich nach der Geburt empfiehlt
sich nicht, da das Ergebnis sich in keinem
Fall interpretieren liesse: Ein negatives Re -
sultat schliesst die perinatale Infektion nicht
aus (zu früh), und ein positives Resultat für
das HBs-Ag kann von einer Kontamination
(durch das Antigen) durch das mütterliche
Blut herrühren.
Die Dosis, die bei der Geburt verabreicht
wurde, muss, wie auch die folgenden Dosen,
unbedingt in den Impfausweis eingetragen
werden. Zudem sind die Eltern eingehend
darüber zu informieren, wie wichtig es ist,
das Impfschema vollständig durchzuführen
und den Impfausweis bei jedem Arztbesuch
vorzulegen.
Neugeborene HBsAg negativer Mütter
sollten ebenfalls (ohne Immunglobuline)
bei der Geburt oder im Alter von 2 Monaten
(kombinierte Impfung) geschützt werden,
wenn die Mutter (oder eine nahestehende
Person) einer Hochrisikogruppe angehört
(insbesondere Personen aus Ländern mit
hoher Hepatitis-B-Endemie, i.v.-Drogenkon -
sumenten). Bei Frühgeborenen mit einem
Tabelle 3: Impfschemata für die Hepatitis-B-Impfung
# Serologische Nachkontrolle 1 Monat nach der 3. Impfdosis zwingend;
* Monovalenter Impfstoff: Engerix ®-B, HBVAXPRO ®;
** Kombinierter Impfstoff für Säuglinge (Diphtherie-Wundstarrkrampf-Keuchhusten-Kinderlähmung-Haemophilus influenzae B-Hepatitis B): Infanrix ® hexa; ausschliesslich
für Säuglinge und Kleinkinder (6 Wochen bis 24 Monate).
§ 4 Dosen, wenn das Intervall zwischen Dosis 2 und 3 weniger als 4 Monate beträgt (Beispiel: im Alter 2, 4, 6 und 15–24 Monate);
† Kombinierter Impfstoff gegen Hepatitis-A und -B: Twinrix
®; Ab 1 Jahr, sofern auch die Hepatitis-A-Impfung indiziert ist (keine Kostenübernahme durch die obligatorische
Grundversicherung).
Situation Alter bei Impfplan Dosierung Gesamtzahl Impfung
der 1. Dosis
(0 = Zeitpunkt Impfdosen
der 1. Dosis) (Minimum-
Maximum)
Frühgebore- < 1 Lebens- 0/1/6 # oder Kinder 3–6 1) Monovalenter Impfstoff* für alle Dosen oder
ne mit monat 0/1/2/6 Monate 2) Monovalenter Impfstoff für Dosen 1 und 2 und kom-
Geburts- binierter Impfstoff** für Dosis 3 (und gegebenenfalls 4)
gewicht ≥ 1 Lebens- 0/1–2/6 oder Kinder 3–6 1) Monovalenter Impfstoff* für alle Dosen oder < 2 kg
monat 0/2/4/12–24 2) Monovalenter Impfstoff für Dosis 1 (wenn vor dem
(Mutter oder 0/1/2/12
Alter von 6 Wochen) und kombiniert** (ab dem Alter von
AgHBs Monate § 6 Wochen) für nachfolgende Dosen, die zusammen mit
negativ) den weiteren Basisimpfungen verabreicht werden §
Termingebo- < 1 Lebens- 0/1/6 Monate Kinder 3–6 1) Monovalenter Impfstoff* für alle Dosen oder
rene und monat 2) Monovalenter Impfstoff für Dosen 1 und 2 und
Frühgeborene kombiniert** für Dosis 3
mit Geburts-
gewicht ≥2 kg
Säuglinge ≥ 1 Lebens- 0/1–2/6 oder Kinder 3–6 1) Monovalenter Impfstoff* für alle Dosen oder
und Klein- monat 0/2/4/12–24 2) Monovalenter Impfstoff für Dosis 1 (wenn vor dem
kinder bis (Mutter oder 0/1/2/12 Alter von 6 Wochen) und kombiniert** (ab dem Alter
24 Monate HBsAg Monate § von 6 Wochen) für nachfolgende Dosen, die zusammen
negativ) mit den weiteren Basisimpfungen verabreicht werden §
Kind 1–10 Jahre 0/1/6 Monate Kinder 3–6 Monovalenter Impfstoff
0/6 Monate 2–3 Kombinierter Impfstoff
†
Jugendliche 11–15 Jahre 0/1/6 Monate Kinder 3–6 Monovalenter Impfstoff*
0/6 Monate Erwachsene 2–6 1) Monovalenter Impfstoff*, sofern dieses Schema den
Angaben des Herstellers entspricht oder 2) kombiniert
†
Erwachsene ≥ 16 Jahre 0/1/6 Monate Erwachsene 3–6 1) Monovalenter Impfstoff* oder 2) kombiniert †
E m p f e h l u n g e n / R e c o m m a n d a t i o n s
32
Vol. 18 No. 2 2007
Geburtsgewicht unter 2 kg kann die Impfung
in diesen Fällen nach dem ersten Lebensmo -
nat oder ab dem Alter von 2 Monaten (kom -
binierter Impfstoff für Säuglinge) beginnen
und in 3 Dosen erfolgen 31). Eine serologische
Nachkontrolle nach der Impfung ist nicht
notwendig.
Für Neugeborene von Müttern mit iso -
lierten HBcAk kann eine Impfung unmit -
telbar nach der Geburt (ohne Immunglo -
buline) oder ab dem Alter von 2 Monaten
(kombinierter Impfstoff für Säuglinge) ohne
serologische Nachkontrolle ebenfalls emp -
fohlen werden.
Empfehlungen für Kontaktper -
sonen von Schwangeren
Wenn bei einer schwangeren Frau HBsAg
festgestellt wird, müssen alle im gleichen
Haushalt lebenden Personen sowie weitere
nahestehende Personen auf HBcAk getestet
und bei negativem Befund geimpft werden.
Die betroffenen Personen sind über die Vor -
sichtsmassnahmen zur Vermeidung einer
Übertragung aufzuklären 38).
Präventionsempfehlungen
für zukünftige Mütter
Hepatitis-B ist eine sexuell übertragbare In -
fektion. Die Präventionsempfehlungen sollten
Teil der Empfehlungen sein, die im Rahmen
des sexualpädagogischen Unterrichts an
den Schulen und insbesondere beim ersten
Besuch einer jungen Frau beim Gynäkologen
abgegeben werden. Die Hepatitis-B-Impfung
ist seit 1998 generell für alle 11- bis 15-jäh -
rigen Jugendlichen empfohlen, das heisst
vor Beginn des Expositionsrisikos durch Se -
xualkontakte. Der erste Besuch einer jungen
Frau beim Gynäkologen bietet Gelegenheit,
nachzufragen, ob die Impfung stattgefunden
hat. Gegebenenfalls kann dann eine Impfung
vorgeschlagen oder vervollständigt werden.
Ungeachtet des Alters muss die Zugehö -
rigkeit zu einer Risikogruppe, für die eine
Impfempfehlung besteht, abgeklärt werden,
um wenn nötig eine Impfung vorzuschlagen.
Die Frage nach der Indikation einer Impfung
gegen Hepatitis-B sollte insbesondere beim
HBsAg-Test während der Schwangerschaft
angesprochen werden. Wenn ein negatives
Testergebnis vorliegt und die Indikation für
die Impfung gegeben ist, kann diese sofort
nach der Entbindung oder auch während der
Schwangerschaft erfolgen (eventuell nach
HBcAk-Test bei Angehörigen einer Risiko -
gruppe). Die Hepatitis-B-Impfung ist weder
während der Schwangerschaft noch für stil -
lende Mütter kontraindiziert 39), 40) .
Indikationen für eine Hepatitis-B-
Impfung in der Schweiz:
● Alle 11- bis 15-jährigen Jugendlichen;
● Neugeborene von HBs-Antigen positiven
Müttern (HBsAg);
● Kleinkinder mit HBsAg positiven Ge -
schwistern oder Eltern; Personen, die
mit HBsAg-Trägern im gemeinsamen
Haushalt leben oder Sexualkontakte
haben;
● Personen aus Endemieregionen (Afrika,
Asien, Ozeanien, einige Regionen Latein -
amerikas, Osteuropas);
● Reisende in Endemiegebiete, die engen
Kontakt zur Bevölkerung haben (längere
Aufenthalte oder risikoträchtige Aktivi -
täten);
● Immungeschwächte Personen, Dialy -
sepatienten, Hämophilie-Kranke oder
Personen mit chronischer Lebererkran -
kung;
● Drogenkonsumenten;
● Personen mit häufig wechselnden Sexu -
alpartnern; Personen, die wegen einer
sexuell übertragbaren Krankheit in Be -
handlung sind;
● Geistig Behinderte und Mitarbeiter von
Einrichtungen für geistig Behinderte;
● Medizinal- und Pflegepersonal in Kon -
takt mit Blut oder Gegenständen, die
potentiell mit Blut oder biologischen
Flüssigkeiten kontaminiert sind;
● Sozialarbeiter sowie Gefängnis- und
Polizeipersonal mit häufigem Kontakt zu
Drogenkonsumenten.
Die obligatorische Grundversicherung (be -
ziehungsweise der Arbeitgeber) kommt bei
allen Indikationen für die Impfkosten auf.
Ausnahme: Impfung für Reisende.
Referenzen
siehe französischer Text
Korrespondenzadresse:
Dr. Virginie Masserey Spicher
Bundesamt für Gesundheit
Abteilung Übertragbare Krankheiten
Sektion Impfungen
3003 Bern
Tel. 031 322 71 65
Fax 031 323 87 95
virginie.masserey@bag.admin.ch
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
Dr. med. Virginie Masserey Spicher , Bundesamt für Gesundheit, Abteilung Übertragbare Krankheiten, Sektion Impfungen, Bern