Für gewisse Autoren beinhaltet eine entwicklungsbedingte Koordinationsstörung (EK) motorische Ungeschicklichkeit, Dyspraxie und graphomotorische Störungen1), 2), für andere wiederum sind EK gleichbedeutend mit Dyspraxie3). EKs sind häufig mit anderen Störungen verbunden und gemäss gewisser Studien leiden 20 bis 40% der Kinder mit EK an Lernstörungen1) und über 50% der Kinder mit EK an einer Aufmerksamkeitsstörung und/oder Hyperaktivität4).
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und berücksichtigen nur selten Handlun-
gen aus dem täglichen Leben des Kindes 16).
Zudem wurde der Zusammenhang z wi –
schen motorischen For tschritten und sol –
chen, die alltägliche Handlungen betref –
fen, nicht unter sucht. Eine einzige
Longitudinalstudie, von Schoemaker et
coll., geht der Frage nach den For tschrit –
ten des Kindes in Abhängigkeit der Anzahl
Sitzungen nach; während nach 9 Wochen
zwischen der Therapiegruppe (NTT-Metho –
de) und der Kontrollgruppe (keine Behand –
lung) kein Unterschied bestand, konnte
nach 18 Behandlungssitzungen z wischen
den beiden Gruppen ein signifikanter Un –
terschied festgestellt werden.
Ausgehend von diesen Feststellungen, ha –
ben wir eine Longitudinalstudie mit folgen –
den Zielen durchgeführt:
1. Erfassen erfolgter Änderungen 3 und 9
Monate nach Therapiebeginn mittels
eines Koordinationstestes und einer
Evaluierung der Durchführung von all –
täglichen Handlungen
2. Analyse des Zusammenhanges zwischen
den Ergebnissen dieser beiden Messme –
thoden
3. Die Bereiche beschreiben, in welchen
Veränderungen beobachtet wurden.
Material und Methode
1. Teilnehmer
Unsere Studie umfasst 45 Kinder mit Ergo –
therapie; bei der ersten Etappe der Daten –
sammlung waren die Kinder 6.2 Jahre alt
(5.4–10.7 Jahre; SD = 6.9). Privat arbeitende
Ergotherapeutinnen wurden über dieses
Forschungsprojekt informiert und haben
zugestimmt, die Eltern von Kindern, die den
folgenden Einschlusskriterien entsprachen,
zu informieren: Alter zwischen 5 und 12
Jahren, keine zusätzliche intellektuelle Ent –
wicklungs- oder psychiatrische Störung.
Die Eltern erhielten dann ein Informations –
blatt und ein Einwilligungsformular, das sie
unterschrieben per Post an die Studienver-
antwortlichen zurücksandten. Die Eltern
hatten die Möglichkeit, ihr Kind jederzeit
aus der Studie zurückzuziehen. Die Studi –
engruppe bestand aus 33 Knaben und 12
Mädchen. Zu Beginn der Studie besuchten
4 Kinder eine Krippe, 23 den Kindergarten
und 18 die Primarschule. Eine Mehrzahl der
Kinder (n = 34) hatte neben der Ergothera –
pie weitere Behandlungen, sei es Logopä –
die, Psychotherapie, Psychomotorik oder
Allgemeine Angaben zu entwick
lungsbedingten Koordinations
störungen: und Studienziele
Für gewisse Autoren beinhaltet eine ent –
wicklungsbedingte Koordinationsstörung
(EK) motorische Ungeschicklichkeit, Dys –
praxie und graphomotorische Störungen
1), 2) ,
für andere wiederum sind EK gleichbedeu –
tend mit Dyspraxie
3). EKs sind häufig mit
anderen Störungen verbunden und gemäss
gewisser Studien leiden 20 bis 40% der Kin –
der mit EK an Lernstörungen
1) und über 50%
der Kinder mit EK an einer Aufmerksamkeits –
störung und/oder Hyperaktivität
4).
Die Prävalenz von EK liegt für 6- bis 11-jäh –
rige Kinder bei 6%
1) und ist variabel, wie aus
der bei 6990 Kindern in England durchge –
führten Studie von Lingam
5) zu ersehen ist.
Wird die Schwelle für einen motorischen
Test – Avon Longitudinal Study of Parents
and Children (ALSPAC) – bei Perzentile 5
und ein entsprechender Score für den stan –
dardisierten Elternfragebogen (ALSPAC-P)
bei Perzentile 10 oder darunter angesetzt,
ergibt sich für Kinder im Alter von 7.5 Jah –
ren (ET = 2.8) eine Prävalenz von 1.8%. Wird
die Schwelle bei Perzentile 15 für den AL –
SPAC und den ALSPAC-P angesetzt, ist die
Prävalenz 4.9%.
Kinder mit EK haben Schwierigkeiten im
täglichen Leben, sei es beim Essen, An- und
Ausziehen, Basteln, Schreiben oder beim
Sport.
EK machen sich in der Schule bemerkbar,
denn eine fehlende Automatisierung des
Schreibens kann das Erlangen schulischer
Kompetenzen erschweren. Das Kind sieht
sich einer doppelten Schwierigkeit gegen –
über und kann sich nicht auf die Fragestel –
lung einer Aufgabe oder auf das Diktat
konzentrieren. Das Risiko dieser Kinder für
Wiederholen einer Klasse oder Schulversa –
gen ist erhöht. Auch die soziale Eingliederung leidet;
Smyth und Anderson
7) heben hervor, dass
Kinder mit EK durch andere Kinder oft von
sportlichen und sozialen Spielen ausge –
schlossen werden. Wie Segall et coll.
8)
aufzeigen, stossen Kinder mit Gleichge –
wichts- und Handfertigkeitsstörungen grö –
ssere Schwierigkeiten in Bezug auf soziale
Integration als solche, die nur an einer
Störung der Feinmotorik leiden. Stephen –
son und Chesson
9) beschreiben emotionale
Störungen wie Schamgefühle, Angstzustän –
de, Frustration, Schüchternheit, Befangen –
heit, Hilflosigkeit, Depression und Minder-
wertigkeitsgefühle.
Die therapeutischen Ansätze werden nach
3 Ausrichtungen eingeteilt. Erstens ein be –
tätigungsorientierter, auf selbstentdecken –
dem Lernen beruhender Ansatz, wie die
Cognitive Orientation to Occupational Per –
formance
10) (COOP) oder Neuromotor Task
Training 11) (NTT). Zweitens sensomotorische
Ansätze, wie die sensorische Integrations –
therapie, die postulieren, dass sensorische
Stimulationen zur Verbesserung der Pla –
nung von Handlungen beitragen
12). Schliess –
lich gemischte Ansätze, in welchen die
beiden erstgenannten kombiniert werden
oder das Bewegungsvorstellungstraining
(motor imagery training) einbeziehen
13).
Die Wirksamkeit dieser Ansätze wurde in
zahlreichen Studien und zwei Metaanalysen
untersucht. Diejenige von Vargas und Ca –
milli
14) zeigt, dass sowohl sensorische Inte –
grationstherapie als auch andere Therapie –
ansät ze die motorischen Funktionen
verbessern, während die Metaanalyse von
Pless und Carlsson
15) zum Schluss kommt,
dass die auf spezifische Handlungsabläufe
zentrierten Methoden wirksamer sind als
sensorische Integrationstherapien.
Studien, die die Wirksamkeit von Therapi –
en untersuchen, konzentrieren sich mehr
auf For tschritte im Bereich der Motorik
Wirkung von Ergotherapie auf entwick –
lungsbedingte Koordinationsstörungen:
Erfahrungen eines Ergotherapeutenteams
Marie-Laure Kaiser und Fabienne Mueggler, LausanneÜbersetzung: Rudolf Schlaepfer, La Chaux- de – Fonds
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Im Übrigen konnte zwischen den Resul –
taten im M-ABC und denjenigen im MCRO
keinerlei Korrelation festgestellt werden.
Ein Kind kann im motorischen Bereich
entscheidende Fortschritte gemacht ha –
ben, ohne dass die Eltern im täglichen
Leben einen Unterschied feststellen.
• Im halb-offenen Gespräch bei T3 be –
richten 42 von 45 Elternpaaren, nach der
ergotherapeutischen Behandlung Verän –
derungen im Bereiche der Graphomoto –
rik (n = 22), des Selbst ver trauens
(n = 20), in Bezug auf Handlungen wie
An- und Ausziehen oder Essen (n = 18),
Sozialverhalten (n = 13) und Konzentrati –
on (n = 13) festgestellt zu haben.
Diskussion
1. Veränderungen in M-ABC und
MCRO nach 3 und 9 Monaten
nach Interventionsbeginn
• Die in unserer Studie im M-ABC festge-
stellten Fortschritte sind wesentlich be –
deutender als in der Studie von Sugden
und Chambers
19), in welcher 28 Kinder
während sieben Wochen (4-mal 20 Minu –
ten wöchentlich) ein durch die Eltern, und
während den folgenden 7 Wochen durch
die LehrerInnen, individuell durchgeführ –
tes kognitiv-motorisches Programm be –
folgten. Nach diesen 14 Wochen lag der
Durchschnitt im M-ABC bei 9.42, in unse –
rer Studie nach 16 individuellen Sitzun –
gen bei 3.74. Die genannten Autoren
präzisieren, dass für Kinder mit assozier –
ten, schwereren Störungen die Interven –
tion eines Spezialisten hilfreich wäre,
was die Resultate unserer Studie bestä –
tigen. Zudem ist der Fortschritt im M-
ABC nach 9 Monaten ausgeprägter als
nach 3 Monaten. Diese Feststellung
deckt sich mit derjenigen von Schoema –
ker et al.
16), die im M-ABC einen deutli –
chen Unterschied zwischen T1 und T3
erheben, jedoch nicht zwischen T1 und
T2. Die Evaluation fand nach 9 Wochen
(T2) und 18 Wochen (T3) statt.
Die Bereiche, in denen Fortschritte er-
reicht wurden, variieren jedoch von einer
Studie zur anderen. In unserer Studie
weisen die Unterscores für Handfertig –
keit einen signifikanten Unterschied auf.
Im Gegensatz dazu hat in den Studien
von Schoemaker et coll.
11) und Peters und
Wright 20) die Handfertigkeit nur wenige,
Ballspiel und Gleichgewicht dagegen ha –
ben signifikante Fortschritte gemacht.
alternative Therapien wie Massagen oder
Kinesiologie.
Alle Kinder erzielten in der Testbatterie für
kindliche Motorik (M-ABC)
17) einen Score
unter der 15. Perzentile oder einen tiefen
Score in der «Mesure Canadienne du Ren –
dement Occupationnel (MCRO)»
18). Im
MCRO werden Schwierigkeiten im Bereiche
personenbezogener Handlungen wie An-
und Ausziehen oder Essen (n = 25), Schrei –
ben, (n = 23) sowie sportliche Tätigkeiten
(n = 17), Basteln (n = 17) oder Organisation
(n = 17) erfasst. Die Eltern hoben hervor,
dass sich die Schwierigkeiten ihres Kindes
zuhause bemerkbar machen, in Form von
Verhaltensstörungen (n = 17), fehlender
Autonomie (n = 12), Schwierigkeiten bei
den Schulaufgaben (n = 7) und sich auf die
Familienbeziehung auswirken (n = 6).
2. Datensammlung
Es wurden zwei Messmethoden und ein
Elternfragebogen benutzt und die Daten –
sammlung wurde durch drei Forschungsas –
sistentinnen zu drei Zeitpunkten durchge –
führt: Zu Beginn der Ergotherapie (T1), nach
3 Monaten (T2) und nach 9 Monaten (T3).
• Die M-ABC Testbatterie berücksichtigt
vier Altersklassen: 4–6 Jahre, 7–8 Jahre,
9–10 und 11–12 Jahre. Die Items sind in
drei Kategorien aufgeteilt: Handfertig –
keit, Ballspiel sowie statisches und dyna –
misches Gleichgewicht und ergeben ei –
nen Gesamt- und drei Unterscores,
entsprechend den drei Testkategorien.
Die Wertung dieses Tests erfolgt im Ver-
gleich zu anderen umgekehrt: Je höher
der Score, desto schlechter das Resultat.
Ein Gesamtscore von Null entspricht ei –
ner sehr guten Leistung, ein Score von 5
oder darunter der 15. Perzentile. Ein
Score gleich oder unter der 5. Perzentile
widerspiegelt eine sehr schwere Störung
( ≤ 2 SD), ein Score zwischen 6. und 15.
Perzentile eine mittelschwere bis leichte
Störung ( ≤ 1 SD). In der vorliegenden
Studie wurde die Scoreschwelle bei der
15. Perzentile festgelegt.
• Die MCRO wurde in Form eines halb -of –
fenen Gesprächs durchgeführt, in wel –
chem die Eltern und/oder das Kind die im
alltäglichen Leben auftretenden Schwie –
rigkeiten erörtern und deren Bedeutung
sie auf einer von 1 bis 10 gehenden Ska –
la bewerten konnten. In einer zweiten
Etappe beschränkten sie sich auf höchs -tens 5 Tätigkeiten, für welche sie auf ei
–
ner Skala von 1 bis 10 entweder den
Nutzeffekt, die Ausführung durch das
Kind oder die Zufriedenheit im Zusam –
menhang mit der Ausführung dieser
Handlung bewerten.
• Anlässlich der Evaluationsgespräche zu
Beginn und am Ende der Studie wurde ein
Fragebogen ausgehändigt. Der Fragebo –
gen bei T1 gab Informationen über das
Kind und die Bemühungen, dessen
Schwierigkeiten zu erkennen. Bei T3 ging
es darum, zu erfassen, welche ergothe –
rapiebedingten Veränderungen beobach –
tet wurden und wie der Zufriedenheits –
grad in Bezug auf diese Behandlung war.
3. Ergotherapeutische Massnahmen
Die Kinder (n = 45) hatten im Mittel zwi –
schen T1 und T2 (3 Monate) 8, und zwi –
schen T2 und T3 (6Monate) 16.2 Ergothera –
piesitzungen. Die Dauer variierte von 45 bis
60 Minuten. Die Aufmerksamkeit der Ergo –
therapeutInnen galt vor allem dem Schrei –
ben und/oder schulischen Aspekten
(n = 32), der Handfertigkeit (n = 25) oder
dem Gleichgewicht (n = 21). In 30 Fällen
nahmen die ErgotherapeutInnen mit dem
Lehrer des Kindes Kontakt auf. In einem Fall
verweigerten dies die Eltern.
4. Analyse der Resultate
Zur Beurteilung der zwischen T1 und T2
bzw. T2 und T3 eingetretenen Veränderun –
gen wurde ein t-Test durchgeführt. Korrela –
tionsanalysen wurden zur Untersuchung
der Beziehung zwischen M-ABC und MCRO
durchgeführt.
Resultate
• Im M-ABC erreichten alle Kinder nach
durchschnittlich 16 Ergotherapiesitzun –
gen einen Score über der 15. Perzentile.
Die einzigen Fortschritte nach durch –
schnittlich 8 Sitzungen betrafen die
Handfertigkeit (t = 2.56, p > .001). Nach 9
Monaten waren für Gleichgewicht
(t = 3.91, P > .001) und Ballspiel (t = 3.90,
p > .001) signifikante Fortschritte zu ver-
zeichnen.
• Im MCRO stellen die Eltern sehr schnell,
schon nach 3 Monaten, Fortschritte fest,
sei es in Bezug auf Arbeitsleistung
(t = 5.65, p > .001), sei es in der Art und
Weise, wie die Handlungen beurteilt wer –
den oder für die Befriedigung nach er-
folgter Leistung (t = 5.14, p > .001).
12
Vol. 22 No. 2 2011 F o r t b i l d u n g
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Korrespondenzadresse
Marie-Laure Kaiser, PhD
Ergothérapeute cheffe du CHUV
Avenue Pierre-Decker 5
1011 Lausanne
Marie-laure.kaiser@chuv.ch
Diese unterschiedlichen Befunde können
dadurch erklärt werden, dass bei der
Behandlung vor allem Aktivitäten durch
–
geführt werden, die die globale Motorik
bevorzugen. Es werden damit in den Be –
reichen Fortschritte festgestellt, die im
Rahmen der Therapie bevorzugt wurden,
wie dies auch Schoemaker et coll.
11) be –
merken.
• Im MCRO wird eine gegenteilige Fest –
stellung gemacht, indem die Eltern zwi –
schen T1 und T2 grössere Fortschritte
feststellen als zwischen T2 und T3. Man
kann sich vorstellen, dass der Beginn der
Behandlung für sie eine Erleichterung
darstellte, zu einem besseren Verständ –
nis der Schwierigkeiten ihres Kindes und
zu einer Entspannung der Stimmung in
der Familie führte. Auch erwähnten bei
T3 gewisse Eltern, sie hätten bei T2 die
Fortschritte ihres Kindes überschätzt. Es
ist auch möglich, dass sie, angesichts der
Fortschritte ihres Kindes, ihre Ansprüche
anpassten und anspruchsvoller wurden.
2. Analyse der Beziehung zwischen
den Resultaten von M-ABC und MCRO
In unserer Studie konnten keinerlei signifi –
kante Zusammenhänge zwischen den bei –
den Messmethoden nachgewiesen werden.
Wir führen dies darauf zurück, dass das
Ausmass der Fortschritte im motorischen
Bereich nicht demjenigen bei der Ausfüh –
rung alltäglicher Handlungen entsprach,
und umgekehrt.
3. Durch die Eltern beobachtete
Fortschritte
Es ist interessant hervorzuheben, dass die
Eltern Veränderungen in Bezug auf Selbst –
vertrauen, Sozialverhalten und Konzentra –
tionsfähigkeit feststellten, obwohl diese
Bereiche nicht direkt unserer Zielsetzung
entsprachen. Unseres Wissens wird die
positive Wirkung einer Behandlung auf
diese, für die Lebensqualität des Kindes
wichtigen Faktoren nur in sehr wenigen
Studien erwähnt.
Schlussfolgerung
Obwohl unsere Studie nur eine kleine Grup –
pe Kinder umfasst, können Fortschritte
sowohl in den geübten Handlungsabläufen
als auch in anderen Bereichen, wie Selbst –
vertrauen und Sozialverhalten nachgewie –
sen werden. Die befragten Eltern heben
zudem hervor, dass das Stellen einer Dia -gnose es ihnen erlaubt, die Schwierigkeiten
ihres Kindes besser zu verstehen, und ihnen
Mittel gibt, diesen besser gerüstet gegen
–
über zu treten. Die Qualität des Familienle –
bens hat sich verbessert und die Beziehun –
gen innerhalb der Familie sind entspannter.
Die positiven Auswirkungen der Behandlung
auf die Folgeerscheinungen von EK müssen
durch zusätzliche Studien bestätigt werden.
Die Identifizierung und frühzeitige Behand –
lung von EK könnte psychoaffektiven, auf
gestörten motorischen Kompetenzen beru –
henden Folgeerscheinungen vorbeugen, wie
dies Piek et coll.
21) in ihrer Longitudinalstu –
die beschreiben.
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Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
Marie-Laure Kaiser , Ergothérapeute cheffe du CHUV Fabienne Mueggler Andreas Nydegger