Seit einigen Jahren werden anlässlich des Schulanfangs häufig Fragen an die Mitglieder des Schul- und Gesundheitswesens gerichtet hinsichtlich des Gewichts des Schulranzens und dessen Einfluss auf das Wachstum, die Wirbelsäule und das Wohlbefinden des Kindes.
Fortbildung / Formation continue
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Vol. 15 No. 2 2004
1. Le sac doit posséder des sangles larges,
bien rembourrées avec une ceinture
ajustable à la taille.
1. Der Rucksack sollte breite und gut ge-
fütterte Trageriemen und einen regu-
lierbaren Gürtel in der Taille haben. 2. Aidez votre enfant à faire le tri avant de
remplir son sac et voyez ce qui peut être
laissé à la maison ce jour là. Placez les
items plus lourds au fond du sac. Plus ils
seront près du dos moins ils généreront de
stress sur les muscles.
2. Helfen Sie Ihrem Kind vor dem Packen des
Schulranzens bei der Auswahl, damit es
zuhause lassen kann, was es an diesem
Tage nicht braucht. Schwere Sachen ge-
hören auf den Boden des Rucksacks; je
näher sie dem Rücken sind, desto gerin-
ger wird der Druck auf die Muskeln. 3. Assurez-vous que vos enfants plient
leurs genoux quand ils soulèvent leur sac.
Cela épargnera grandement les muscles
du dos étant donné qu’ils auront à effec-
tuer cette opération quelques milliers de
fois au cours de l’année.
3. Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder
beim Anheben des Rucksacks die Knie
beugen. Das schont in hohem Masse
die Rückenmuskeln, da sie diese Be-
wegung im Laufe eines Schuljahres ein
paar tausend Mal machen müssen.
4. Encouragez l’utilisation des deux sang-
les sans trop les serrer. S’il existe une
sangle abdominale sur le sac, encoura-
ger également son utilisation pour les
longs trajets.
4. Halten Sie Ihre Kinder dazu an, beide
Tragriemen zu benutzen; sie sollten nicht
zu fest angezogen werden. Die Benut-
zung eines Bauchriemens ist für länge-
re Strecken ebenfalls zu empfehlen. 5. Si votre enfant doit se pencher vers l’avant
pour supporter son sac, c’est qu’il est trop
lourd.
5. Sollte sich Ihr Kind beim Tragen der Last
nach vorne beugen, dann ist der Rucksack
zu schwer. 6. Même s’il est plus «cool» de porter son
sac sur une épaule seulement, encou-
ragez votre enfant à utiliser les deux
épaules. Le poids sera mieux réparti.
6. Auch wenn das Tragen des Rucksacks
auf einer Schulter «cool» ist, fordern Sie
Ihr Kind dazu auf, beide Schultern zu be-
lasten; das Gewicht ist so besser ver-
teilt.
Quelques conseils pour le port du sac a dos. Repris du site américain: www .backpac ksafe.com/safety .htm
Einige Ratschläge zum Tragen des Rucksacks: Wiedergabe der amerikanischen Internetseite: www .bac kpac ksafe.com/safety .htm
© 2004 Body Mechanics, Inc. All rights reserved. For more information on Backpack Safety America/International(tm), visit bac kpac ksafe.com or write info@bac kpac ksafe.com
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Seit einigen Jahren werden anlässlich des
Schulanfangs häufig Fragen an die Mitglie-
der des Schul- und Gesundheitswesens
gerichtet hinsichtlich des Gewichts des
Schulranzens und dessen Einfluss auf das
Wachstum, die Wirbelsäule und das Wohl-
befinden des Kindes. Diese Sorge der El-
tern und der Fachleute im Gesundheits-
wesen ist sicherlich berechtigt wegen des
ständig zunehmenden Gewichts des Schul-
ranzens, des Fehlens von Schliessfächern
in manchen Schulen als auch wegen des
Transportes von anderen Gegenständen
wie Sportgeräten und Musikinstrumen-
ten.
Gleichzeitig beobachten wir bei der jungen
Bevölkerung in jedem Alter eine erhöhte
Neigung zu Rückenschmerzen, die gemäss
der Studien 11 bis 51% der Kinder betref-
fen
1). Die 1992 in Fribourg gemachte Studie
Balague 2)hat bereits ergeben, dass die Rü-
ckenschmerzen der jungen Leute denen der
Erwachsenen gleichkommen.
Trotz dieser Besorgnis gibt es keine Be-
weise, dass das Tragen eines Rucksacks
Skoliosen oder Entwicklungsstörungen des
Rückens verursachen können.
Was die Schmerzen betrifft, so haben
Mackenzie und Mitarbeiter im Frühjahr
2003 eine Zeitschriftdurchsicht
1)veröffent-
licht, in der sie Risikofaktoren für Rücken-
schmerzen hervorheben, wie unter anderen
das weibliche Geschlecht, eine allgemeine
schlechte Gesundheit, intensive körperliche
Tätigkeit, lange sitzende Stellung, das Ge-
wicht des Rucksacks, die Dauer seines Tra-
gens, psychologische Faktoren, die Zeit vor
dem Fernseher, die Beweglichkeit der Wir-
belsäule sowie das Vorkommen von Rücken-
schmerzen in der Familie. Jedoch sagt der Ar-
tikel Watsons
3)zusammenfassend, dass es
keine Beziehung zwischen dem Gewicht des
vom Kinde getragenen Rucksacks und den
Rückenschmerzen gibt.
Dieses unterstreicht die vielfachen Ursachen
von Rückenschmerzen bei Kindern, von de-nen der Rucksack nur eine Komponente ist.
Das in der Literatur empfohlene Grenzge-
wicht variiert zwischen 10 und 20% des
Körpergewichts beim Kind. Die Akademie
amerikanischer orthopädischer Chirurgen
schlägt z.B. ein Gewicht von maximal 15 bis
20% des Körpergewichts beim Kind und 30%
von dem eines Erwachsenen vor.
Doch haben biomechanische Untersuchun-
gen keine genaue Gewichtsgrenze festlegen
können, über die hinaus statische Probleme
oder Schmerzen entstehen können. Eine
Untersuchung
4)an einer Gruppe von 10-jäh-
rigen Kindern hat erwiesen, dass eine Last
von bis zu 10% des Körpergewichtes nur we-
nig Einfluss auf den Gang und den Energie-
aufwand hat.
Bei einer kleinen Studie mit 140 Kindern aus
dem Jura
5)hatten alle Schüler einen Ruck-
sack, der zwischen 10 und 15% des Körper-
gewichts wog, was an der unteren Grenze
der Empfehlungen liegt.
Trotz dieser beruhigenden Feststellungen
scheinen die meisten Autoren die Benutzung
des Rucksacks unter Berücksichtigung ge-
wisser Einzelheiten und einer vernünftigen
Benutzung derselben zu empfehlen (siehe
Anhang).
Zusammenfassung
● Epidemiologische und biomechanische
Studien ergeben keinen klaren, ursäch-
lichen Zusammenhang zwischen Ruck-
sack und Rückenschmerzen (Gewicht,
Tragedauer).
● Es gibt keinen systematischen Gesamt-
überblick über die Wirksamkeit von Vor-
beugungsmassnahmen gegen Rücken-
schmerzen bei Jugendlichen.
● Ein 10% vom Körpergewicht wiegender
Rucksack beeinflusst nur wenig die Bio-
mechanik des Ganges und den Energie-
verbrauch eines 10-jährigen Kindes.
● Die Akademie amerikanischer orthopä-
discher Chirurgen empfiehlt ein Höchst-gewicht des Rucksackes von 15 bis 20%
des Körpergewichts beim Kind und 30%
beim Erwachsenen.
● Eine optimale Nutzung des Rucksacks
(nur die für den Tag bzw. halben Tag nö-
tigen Hefte und Bücher die im Schulbe-
reich zurückzulegenden Wege) sowie zur
Verfügung stehende Schliesskästen für
gewisse Schüler (Gesundheitsproble-
me, schweres oder sperriges Sportgerät).
Referenzen
1) Mackenzie WG, Sampath JS, Kruse RW, Sheir-Neiss
GJ. Backpacks in children. Clin Orthop 2003; (409):
78–84.
2) Balague F, Nordin M. Back pain in children and teen-
agers. Baillieres Clin Rheumatol 1992; 6(3): 575–593.
3) Watson KD, Papageorgiou AC, Jones GT, Taylor S,
Symmons DP, Silman AJ et al. Low back pain in
schoolchildren: the role of mechanical and psycho-
social factors. Arch Dis Child 2003; 88(1): 12–17.
4) Hong Y, Brueggemann GP. Changes in gait patterns
in 10-year-old boys with increasing loads when wal-
king on a treadmill. Gait Posture 2000; 11(3):
254–259.
5) Sacs d’école: le poids du savoir. J’achète mieux 314
Juillet-Août 2003, 16–17. 2003.
Vorbeugung bei Rückenproblemen
und das Gewicht des Schulranzens
Mahler P. B., Service de santé de la jeunesse, Genève
Duperrex O., Service de santé de la jeunesse, Genève
Kaelin A., Service d’orthopédie pédiatrique, département de pédiatrie
Übersetzung: Renate Nook, Genf
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
Dr Per Bo Mahler , Médecin adjoint, Spécialiste FMH en Médecin du Sport, Service de Santé de l'enfance et de la Jeunesse, Office de l'enfance et de la jeunesse, Département de l'instruction publique, de la formation et de la jeunesse (DIP), Genève