In der Mongolei war eine angemessene und frühzeitige Diagnose und Behandlung der Hüftdysplasie (DDH3)) nicht verfügbar und die Inzidenz war unbekannt. Die DDH kann mit einfachen Massnahmen diagnostiziert und geheilt werden, wenn geeignete Methoden zur Verfügung stehen. In der Mongolei beruht die Diagnose der DDH derzeit noch auf den unzuverlässigen klinischen Zeichen. Im Zweifel werden Röntgenbilder der Hüfte angefertigt, mit völlig veralteten Röntgengeräten die zu hoher Strahlenbelastung der Kinder führen. Zudem wird die Diagnose derzeit in der Regel spät (und leider sehr oft falsch), meist erst nach dem 6. Lebensmonat gestellt.
1 H
Schweizer Kinderärzte forschen
in der Mongolei und publizieren Studie
Bayalag Munkhuu 1, ) 3 ) , Stefan Essig 2), Erdenesuvd Renchinnyam 1), Raoul Schmid 3), Corina
Wilhelm 4), Julia Bohlius 2), Battulga Chuluunbaatar 1), Enkhtur Shonkhuuz 1), Thomas Baumann 5)
8.356 Neugeborenen (Durchschnittsalter: ein
Tag). Wir verwendeten die Methode und die
Einteilung nach Graf. 1.2
% d
er Kinder waren
ein- oder beidseits von DDH betroffen. Kon –
kret fanden sich 14873 Typ 1 (89,0
%)
, 1715
Typ 2a (10,3
%)
, 36 Typ 2c (0,2
%)
, 70 Typ D
(0,4
%)
, 14 Typ 3 (0,08
%)
, und 4 Typ 4 Hüften
(0,02
%)
. Kinder mit Typ 1 Hüften (normal)
wurden aus der Kontrolle entlassen. Kinder
mit Typ-2a-Hüften (physiologisch unreif) er –
hielten ein Follow-up in monatlichen Abstän –
den. Kinder mit Typ 2c bis 3 (DDH) Hüften
wurden mit einer Tübinger Hüftbeugeschie –
ne
4) behandelt und nachkontrolliert. Die DDH
konnte bei allen Kindern behoben werden. Es
sind keine Komplikationen b ei der B ehandlung
aufgetreten. Bei zwei Kindern mit Typ-4-Hüf –
ten verweigerten die Eltern leider die Behand –
lung (siehe auch Abbildung) .
Fazit/Bedeutung
Diese Studie legt nahe, dass die Inzidenz der
DDH bei mongolischen Neugeborenen etwas
höher ist, als in der Schweiz. Die frühe so
–
nog
raphische Diagnose der DDH und eine
einfache Spreizbehandlung führte bei allen
therapierten Kindern zu reifen Hüften. Die
gewählte Strategie hat sich als umsetzbar,
sehr effizient und kostensparend erwiesen.
Sie wird fortgesetzt und soll künftig in allen
mongolischen Geburtskliniken angewandt
Die seit mehr als 7 Jahren in der Mongolei
tätigen Kinderärzte der SMOPP
1) (Swiss mo
–
golian p e diatr ic project ) hab en in Zusammen –
arbeit mit den ansässigen Neonatologinnen
eine prospektive Kohortenstudie in PLoS
ONE
2) publiziert: Incidence and Treatment
of Developmental Hip Dysplasia in Mon –
golia: A Prospective Cohort Study.
Hintergrund
In der Mongolei war eine angemessene und
frühzeitige Diagnose und Behandlung der
Hüftdysplasie (DDH
3)) nicht ver f ügbar und die
Inzidenz war unbekannt. Die DDH kann mit
einfachen Massnahmen diagnostiziert und
geheilt werden, wenn geeignete Methoden zur
Verfügung stehen. In der Mongolei beruht die
Diagnose der DDH derzeit noch auf den un
–
zu
verlässigen klinischen Zeichen. Im Zweifel
werden Röntgenbilder der Hüfte angefertigt,
mit völlig veralteten Röntgengeräten die zu
hoher Strahlenbelastung der Kinder führen.
Zudem wird die Diagnose derzeit in der Regel
spät (und leider sehr oft falsch), meist erst
nach dem 6. Lebensmonat gestellt.
In unserer Studie wollten wir:
•
Di
e Inzidenz der DDH in der Mongolei be-
stimmen,
•
anha
nd eines prospektiven Screeings alle
Neugeborenen auf DDH mittels Ultraschall
untersuchen,
•
die
Machbarkeit des Ultraschall-Screening
für DDH in der grössten Geburtsklinik in
Ulaanbaatar/Mongolei testen und
•
ein
neues und vereinfachtes Behandlungs –
schema etablieren und evaluieren.
Während einem Jahr (September 2010 bis
August 2011) untersuchten wir die Hüften von
werden. Die Internet-basierte Qualitätskont –
rolle, mit der alle Bilder kontrolliert und die
ganze Studie kontinuierlich supervidiert wer –
den konnte wird ebenfalls weitere Anwendung
finden.
Die Erkenntnisse der Studie werden voraus –
sichtlich auch einen Einflus s au f die T her apie –
verfahren in der Schweiz haben.
Die Studie kann auf der Homepage von PLoS
ONE (eISSN-1932 bis 6203), einem interna
–
tional
en, Peer-Reviewed, Open-Access-, On –
line-Journal eingesehen werden. PLoS ONE
wird von PLoS, einer gemeinnützigen Organi –
sation veröffentlicht: http://www.plosone.org/
article/info%3Adoi%2F10.1371%2
Fjournal.pone.007942 .
Die SMOPP ist ein Verein der gerne (steuer-
befreite-) Spendengelder entgegennimmt und
Unterstützung dankbar begrüsst. Interesse?
www.smopp.net .
Referenzen
1) Das swiss -mongolian DDH Projekt (DDH= Develop –
m ental Dysplasia of the Hip) eine Arbeitsgruppe der
SMOPP: www.smopp.net.
2)
Di
e Studie kann auf der Homepage von PLoS ONE
(eISSN -1932 bis 6203), einer internationalen, Peer-
Reviewed, Open-Access-, Online-Publikation run –
tergeladen werden. PLoS ONE wird von PLoS, einer
gemeinnützigen Organisation veröffentlicht:
http://www.plosone.org/article/
info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.007942 .
3)
De
velopmental dysplasia of the hip: Hüftdysplasie.
4)
ht
tp://www.ottobock.com/cps/rde/xchg/ob_de_
de/hs.xsl/36635.html .
Korrespondenzadresse
Dr. med. Thomas Baumann
ZKSK (Zentrum für Körper-
und Sinnesbehinderte Kinder)
Werkhofstrasse 17
4500 Solothurn
tombaum @ me.com
1) State Research Center on Maternal and Child
H
ealth, Ulaanbaatar, Mongolia
2)
In
stitute of Social and Preventive Medicine (ISPM),
University of Bern, Bern, Switzerland
3)
Baar
er Kinderarztpraxis, Baar, Switzerland
4)
Pr
axis Kunterbunt, Baar, Switzerland
5)
Ze
ntrum für körper- und sinnesbehinderte Kinder,
Solothurn, Switzerland
Abbildung 1: Entwicklung der Hüfttypen über die Zeit. FU = Follow up.
1Prof. ffRTof.ff.abi
1Prof. RTab
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
Bayalag Munkhuu Dr. med. Dr. phil. Stefan Essig , Institut für Hausarztmedizin / Community Care, Luzern Erdenesuvd Renchinnyam Prof. h.c., Dr. med. Raoul Schmid , Baarer Kinderarztpraxis, Baar Corina Wilhelm Julia Bohlius Battulga Chuluunbaatar Enkhtur Shonkhuuz Mélissande Imseng , pädiatrie schweiz