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Qualitätsumfrage Kinderspitäler stationär 2020

pädiatrie schweiz im August 2020 eine Umfrage mittels Survey monkey bei allen Kinderspitälern der Schweiz durch, um sich einen kleinen Überblick über die Qualitätsarbeiten im stationären Bereich zu verschaffen.

Hintergrund

Im Hinblick auf die KVG Revision und der entsprechenden Vernehmlassung «Änderung KVG und KVV: Stärkung von Qualität und Wirtschaftlichkeit» führte pädiatrie schweiz im August 2020 eine Umfrage mittels Survey monkey bei allen Kinderspitälern der Schweiz durch, um sich einen kleinen Überblick über die Qualitätsarbeiten im stationären Bereich zu verschaffen. Die Fragen von Survey monkey und die Antworten finden sich im Anhang.

Für die Qualitätsaktivitäten im ambulanten Bereich fand ein Pilotprojekt der FMH/SAQM santésuisse und curafutara im Herbst 2020 statt, bei welchem pädiatrie schweiz erfolgreich teilnahm, um eine mögliche Umsetzung der geforderten Ziele zu erproben und eine Grundlage für die Qualitätsverträge zu erarbeiten1).

Bevor über Qualität und Qualitätsmessungen diskutiert werden darf, müsste zuerst definiert werden, was denn Qualität in der Pädiatrie überhaupt bedeutet, wie sie im Alltag implementiert und verbreitet sowie gemessen werden kann. Grundsätzlich könnte der Begriff der Qualität in der Pädiatrie umschrieben werden mit folgender Definition: «Jedes Kind soll bei jeder Konsultation / Tätigkeit die richtige Behandlung erhalten». Gerne wird diesbezüglich auf das begleitende Positionspapier von pädiatrie schweiz zum Pilotprojekt verwiesen2).

Angesichts der Mitgliedschaft von pädiatrie schweiz in der SAQM sowie der Aufgabe, eine Qualitätsstrategie zu erarbeiten, erachtete es der Qualitätsverantwortliche als notwendig, die Sicht der Kinderspitäler zu integrieren, damit nicht nur die ambulante Pädiatrie (Grundversorger) vertreten ist, sondern auch die Kinderspitäler. Dies um ein umfassendes Bild der gesamten Pädiatrie erhalten zu können.

Auswertung Qualitätsstrategie und Qualitätskommission

Es wurden 30 Kliniken angeschrieben, die Rücklaufquote nach einem Reminder lag bei 57 % (17 Kliniken). Erfreulicherweise haben sich dabei 15 von 17 Kliniken dafür ausgesprochen, dass die Kinderspitäler in der Qualitätskommission vertreten sein sollen. In der Erarbeitung einer Qualitätsstrategie von pädiatrie schweiz haben sich ebenfalls 16 von 17 Kliniken positiv über eine Mitwirkung geäussert. Dies sind aus Sicht des Qualitätsverantwortlichen grundsätzlich die wichtigsten Resultate der Umfrage. Nur durch Partizipation der Kinderspitäler kann eine umfassende Qualitätsstrategie für die Kinder und Jugendlichen in der Schweiz ausgearbeitet werden.

Bei der Zusammensetzung der Qualitätskommission zeigte sich ein hoher Konsens für eine Zusammensetzung aus verschiedenen Spitälern (Unikliniken, grosse nicht-universitäre und kleinere Spitäler), der Sprachregionen (Deutschschweiz, Romandie und Tessin) sowie einer Interdisziplinarität. Ob es eher eine kleinere oder grössere Kommission sein sollte, wurde in etwa neutral beantwortet. Dass nur eine Ansprechperson aus den Spitälern ausreichend wäre, wurde insgesamt eher neutral bis negativ beantwortet, bei einigen positiven Zusagen, so dass dies unter Umständen eine mögliche Option wäre. Dennoch ist aus Sicht des Qualitätsverantwortlichen eine bestmögliche Zusammensetzung zur Wahrung der verschiedenen Interessen dann gegeben, wenn im optimalen Fall verschiedene Vertreter unterschiedlicher Kinderspitäler, Sprachregionen und Berufsgruppen vorhanden wären.

Frage 4 bezüglich Zusammensetzung der Qualitätskommission und Antwortoption

Bereits angewendete Qualitätsmassnahmen

Insgesamt werden die bisher umgesetzten Massnahmen oder Qualitätsaktivitäten aus Sicht der Kinderspitäler als ausreichend betrachtet, um der kommenden Revision zu genügen. Bei der Auswahl der Qualitätsaktivitäten ist zu erkennen, dass sehr vieles bereits angewendet wird, was aus Sicht des Qualitätsverantwortlichen für die bereits sehr gute Arbeit der Kinderspitäler spricht. Auch ist eine koordinierte Bestrebung der einzelnen Kinderspitäler zu erkennen. Die Umsetzung der Revision sollte grundsätzlich ohne wesentliche Schwierigkeiten erfolgen.

Dennoch zeigte sich ein etwas heterogenes Bild. Patientenumfragen sowie ein CIRS beispielsweise werden von fast allen Spitälern durchgeführt, gemäss Umfrageresultat jedoch nicht von allen. Da die Umfrage anonym erfolgte, konnten leider keine Rückschlüsse dazu gezogen werden, ob die CIRS Systeme beispielsweise an den kleineren oder grösseren Kliniken nicht etabliert sind. Es könnte somit kritisch hinterfragt werden, ob die Umfrage ausreichend repräsentativ war. Ebenfalls könnt es sein, dass die Frage missverstanden wurde, und CIRS nicht angekreuzt wurde, wenn nicht ein eigenständiges CIRS Meldesystem vorhanden ist, sondern zur Klinik als Ganzes gehört. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass sich die Fehlerkultur von Spital zu Spital unterscheidet. Ein CIRS Meldesystem kann helfen, die Patientensicherheit zu erhöhen und aus Analyse der kritischen Zwischenfälle zu lernen. So können Schwachstellen erkannt und behoben werden. Nebenbei ist anzumerken, dass ein angemessener Schutz der Meldesysteme in der Schweiz dringend notwendig ist, um Verunsicherungen bei den Spitälern und Mitarbeitern aus dem Weg zu räumen. Mit Annahme der Motion «Lernsysteme in Spitälern zur Vermeidung von Fehlern müssen geschützt werden (Motion Ruth Humbel)» im Nationalrat vom Oktober 2020 hat das Parlament den ersten wesentlichen Schritt dazu unternommen. pädiatrie schweiz empfiehlt allen Kinderspitälern, ein CIRS Meldesystem zu verwenden.

Computerised Physician Order Entry (CPOE) sowie Clinical Decision Support (CDS)

Im Ständerat wurde die Motion von Hans Stöckli «Erhöhung der Arzneimittelsicherheit in der Pädiatrie. Medikationsfehler durch E-Health reduzieren» am 12.12.2019 angenommen. Daher wurde im Sinne der Patientensicherheit bei der Umfrage auch dieser Aspekt miteinbezogen. Generell sind die Kinderspitäler positiv gegenüber dem CPOE (kurz umschrieben als elektronische Arzneimittelverordnung) eingestellt. Hinsichtlich einer potentiellen Steigerung der Medikationssicherheit mittels einem CDS (kurz als entscheidungsunterstützende Funktion zu beschreiben) zeigte sich jedoch eine gewisse Skepsis bei lediglich 4 positiven, 9 neutralen und einer negativen Stimme. Immerhin haben bereits 6 Spitäler angegeben, mittels dieser Systeme zu verordnen, und 6 werden ein entsprechendes einführen. Für 3 Kinderkliniken muten sich die Investitionen als zu teuer an, und eine ist negativ gegenüber einer Einführung eingestellt. Es scheint, dass sich die Kinderkliniken selber organisieren können und bereits etablierte Systeme oder Lösungen vorhanden sind. Es wird daher auch kaum Unterstützung durch pädiatrie schweiz erwünscht, denn dies wurde lediglich von 3 Kliniken angegeben.

Aufgaben für die Kinderspitäler und die Qualitätskommission

Eine wesentliche Aufgabe seitens der Kinderkliniken ist es nun, entsprechende Kandidatinnen und Kandidaten zu suchen, die einerseits interessiert sind, anderseits über entsprechendes Wissen und Zeit verfügen – eine nicht ganz einfaches Unterfangen. pädiatrie schweiz kann diesbezüglich gerne behilflich sein. Wenn die Qualitätskommission für den stationären Bereich gegründet werden kann, so darf die Hilfe der bereits bestehenden ambulanten Qualitätskommission in Anspruch genommen werden. Die Ausarbeitung einer entsprechenden Qualitätsstrategie von pädiatrie schweiz, sowie Hilfestellungen und Informationen aus dem Bereich der Qualität und Patientensicherheit auf der Internetseite von pädiatrie schweiz wären dann die nächsten Schritte der Qualitätskommission.

Fazit

Der Einbezug der Kinderspitäler in der Erarbeitung einer umfassenden Qualitätsstrategie von pädiatrie schweiz sowie deren aktiven Mitarbeit ist nicht nur sinnvoll, sondern wird von beiden Seiten gewünscht. Ebenfalls scheint sich im Bereich der Medikationssicherheit sowie der CPOE und CDS insgesamt ein positives Bild abzuzeichnen. Die Aufgabe, eine entsprechende Qualitätskommission zu gründen und eine umfassende Qualitätsstrategie und Visionen respektive Standards zu erarbeiten, bleibt weiterbestehen, und muss sich angesichts der aktuellen Pandemie-Situation wohl weiter etwas in Geduld üben müssen.

Quellen

  1. Erfolgreiches Pilotprojekt zu Qualitätsaktivitäten im (praxis-)ambulanten Bereich – Gelebte Qualitätstransparenz der Ärzteschaft, Schweiz Ärzteztg. 2020;101(5152):1720-1721
  2. https://www.paediatrieschweiz.ch/unterlagen/qualitatsaktivitaten/

Anhang
Fragebogen

Bei den Fragen gab es entweder eine Mehrfachantwort (ankreuzen was zutreffend war) oder eine Zustimmung mittels eine Likert-Skala 1-5, wobei 1 am wenigsten zutreffend (negativ) und 5 am meisten zutreffend (positiv) war.

Frage 1: pädiatrie schweiz hat in den letzten Monaten die Qualitätskommission wieder etabliert. Vorerst besteht sie aus Mitgliedern der ambulanten Grundversorgung (Praxis). Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht die Teilnahme oder Vertretung der Kinderspitäler an einer Qualitätskommission der SGP? (Likert 1-5)

Frage 2: pädiatrie schweiz ist durch die Teilnahme an der Qualitäts-Charta der SAQM (FMH) verpflichtet, eine Qualitätsstrategie für Ihre Mitglieder im ambulanten wie stationären Bereich auszuarbeiten. Ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass dabei auch Vertreter der Klinik involviert sind? (Likert 1-5)

Frage 3: Würde es aus Ihrer Sicht auch ausreichen, lediglich einen Ansprechpartner aus dem Collège A und der IG pädiatrischen Kliniken zur Verfügung zu stellen für die Qualitätskommission von pädiatrie schweiz zwecks Koordination? (Likert 1-5)

Frage 4: Wenn Sie Vertreter für die stationäre Pädiatrie in der Qualitätskommission zusammenstellen würden, auf was würden Sie achten? (Mehrfachauswahl)

Frage 5: Bestehen aus Ihrer Sicht bereits genügend Massnahmen oder Qualitätsaktivitäten in den Spitälern, um der kommenden Revision zu genügen? (Likert 1-5)

Frage 6: Bitte kreuzen Sie die bereits durchgeführten Massnahmen oder Qualitätsaktivitäten Ihrer Klinik an, welche gemacht werden. (Mehrfachauswahl)

Frage 7: Im Ständerat wurde die Motion von Hans Stöckli «Erhöhung der Arzneimittelsicherheit in der Pädiatrie. Medikationsfehler durch E-Health reduzieren» am 12.12.2019 angenommen. Wie stehen Sie zur Computerised Physician Order Entry (CPOE) (Likert 1-5)

Frage 8: Wie stehen Sie zu Clinical Decision Support? (Likert 1-5)

Frage 9: Wie ist Ihre Klinik bezüglich einem solchen Verordnungssystem vorbereitet? (Mehrfachauswahl)

Frage 10: Kommentare und/oder Ergänzungen (Freitext)

Weitere Informationen

Korrespondenz:
Autoren/Autorinnen
Dr. med.  Dominique Gut-Eberle Qualitätsverantwortlicher pädiatrie schweiz