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Invasive Infektionen mit Gruppe A Streptokokken (iGAS) bei Kindern

Update vom 31. März 2023 - Statement der PIGS

Ausgangslage

Seit November 2022 hat die Anzahl der über Swiss Paediatric Surveillance Unit (SPSU) registrierten invasiven Infektionen durch Streptokokken der Gruppe A (iGAS) bei Kindern in der Schweiz deutlich zugenommen (162 Meldungen von Oktober 2022 bis Februar 2023; im Vergleich dazu waren es präpandemisch 41 gemeldete Fälle im Jahr 2019). In einigen Fällen kam es zu schweren Verläufen mit Bedarf an Intensivbehandlung, 4 Kinder sind bis jetzt leider verstorben (Stand: 31.03.2023). Eine Zunahme von iGAS-Fällen wurde auch in anderen europäischen Ländern beobachtet, z.B. in Grossbritannien, was auch zu vorübergehenden Anpassungen der Richtlinien im Umgang mit diesen Fällen führte, insbesondere im Management von engen Kontaktpersonen von iGAS-Fällen.

Auch wenn es sich bei iGAS um schwere bakterielle Infektionen handelt, die eine rasche und oft multidisziplinäre Behandlung im Spital erfordern, ist das Risiko einer iGAS für Kontaktpersonen, auch für enge Kontakte (gleicher Haushalt), minimal (LINK; Review).

Situation in der Schweiz

Von allen SPSU-Meldungen zu iGAS-Infektionen war nur in Einzelfällen eine enge Kontaktperson mit Nachweis einer Gruppe A Streptokokken Infektion (nicht invasiv) bekannt. Eine regionale Datenanalyse aus Bern zeigt weder Hinweise auf lokale Cluster noch auf iGAS-Fälle bei Kindern, welche im Vorfeld eine nicht-antibiotisch behandelte GAS-Infektion wie z.B. eine Tonsillopharyngitis zeigten (noch unpublizierte Daten, persönliche Kommunikation C. Aebi).

Empfehlungen

  • Aufgrund der Datenlage in Europa (keine Hinweise für besonders virulenten Bakterienstamm bei iGAS), dem minimalen Risiko für Sekundärfälle von iGAS, der oben genannten Daten aus der Schweiz sowie der fehlenden Möglichkeit einer Eradikation von GAS mit einer einmaligen Antibiotikagabe, gibt es nach wie vor keine allgemeine Empfehlung für eine Antibiotikaprophylaxe bei asymptomatischen Kontaktpersonen von iGAS-Fällen. Ausnahmen davon sollen nur nach Rücksprache mit einem Infektionsspezialisten in Betracht gezogen werden.
  • Auch gilt unverändert die aktuelle Richtlinie, dass Kinder mit unkomplizierter GAS-Tonsillopharyngitis symptomatisch und ohne Antibiotika behandelt werden sollen.
  • Bei Kindern mit anhaltend hohem Fieber, einer deutlichen Verschlechterung des Allgemeinzustands und/oder zusätzlichen Symptomen wie Atembeschwerden, Schmerzen und/oder Schwellungen im HNO-Bereich, geröteter Haut, Muskel- oder Gelenkschmerzen (vor allem, wenn gleichzeitig Windpocken vorliegen), besteht das Risiko einer invasiven Infektion. In diesen Fällen ist eine rasche ärztliche Beurteilung und Entscheidung über eine antibiotische Behandlung und ggf Hospitalisation  angezeigt

Für PIGS

A. Niederer-Loher (St. Gallen, Studienleiterin SPSU), Ulrich Heininger, Andrea Duppenthaler, Noémie Wagner, Patrick Meyer Sauteur, Christoph Berger