Förderperiode 2017-2020 und ein Jahr in der Pandemie
Ein Jahresrückblick
Klara Posfay-Barbe, Genf, Matthias Baumgartner, Zürich und Pascale Wenger, Bern
Hier unser Jahresrückblick, obwohl wir natürlich vor allem in die Zukunft schauen. SwissPedNet, das Schweizer Netzwerk der pädiatrischen Forschungszentren, hat noch viel vor und wir sehen der Zukunft mit Zuversicht entgegen. Wir können und müssen uns weiterentwickeln und unsere Ziele exakt verfolgen. Wir sind noch nicht in der idealen Welt angekommen, aber vielleicht auf dem Weg dorthin.
Es lohnt aber auch ein Rückblick auf die vergangene Förderperiode sowie auf das rundum spezielle Jahr 2020.
Ein Blick auf die vergangene Förderperiode 2017 – 2020
Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Bundesmittel die Aktivitäten innerhalb unserer klinischen pädiatrischen Forschungszentren (unsere «Hubs») ankurbelten und den Grundstein für die pädiatrische klinische Forschung in der ganzen Schweiz legten. An unserer Generalversammlung im November 2020 haben alle Mitgliedsinstitutionen (1) die wichtigsten Erfolge, (2) die Faktoren, die zur Etablierung/Verbesserung des Hubs beigetragen haben, (3) die Herausforderungen und Chancen und (4) einen kurzen Ausblick auf die neue Förderperiode 2021 – 2024 präsentiert.
Über unsere neun Hubs können wir sagen, dass Infrastruktur und Governance während dieser vier Jahre deutlich verbessert wurden. Und die Finanzierung hat vor allem auch Kapazität innerhalb der Kinderspitäler geschaffen: es ist nun allen Hubs möglich, an multi-zentrischen klinischen Studien teilzunehmen. Herausfordernd bleibt sich zu entscheiden, wo man die Ressourcen einsetzen will. Es sind aber alle bestrebt, an den wichtigsten Studien von nationaler Relevanz für die Pädiatrie teilzunehmen.
SwissPedPha – die klinisch-pharmakologische Forschungsgruppe kümmert sich um angewandte pädiatrische Pharmakologie – hat seine Aktivitäten und Innovationen durch Zusammenarbeit erweitert. Sie realisierten eine Partnerschaft mit einem pharmazeutischen Technologiezentrum für neuartige patientenfreundliche Formulierungen.
SwissPedRegistry hat mit dem vom SPHN geförderten Projekt «Harmonisierung von gesundheitsbezogenen Daten und Bioproben über alle Schweizer Kinderspitäler» den Grundstein für ein lernendes Gesundheitssystem in der Schweiz gelegt. Der Datenkatalog wurde in einem nationalen Delphi-Prozess definiert, an dem acht von neun unserer Mitgliedsinstitutionen und somit die acht grössten Kinderspitäler der Schweiz teilgenommen haben. Das Resultat – SwissPedData Version 1.0 – ist nun auf dem Weg zur Umsetzung. Hier brauchen wir nun die Unterstützung aller Schweizer Kinderspitäler, wobei wir wissen: «Gut Ding will Weile haben».
SwissPedNet Highlights im 2020
Mit der im 2019 neu formulierten Vision «Alle Kinder und Familien profitieren von qualitativ hochwertiger Forschung, unabhängig von ihrem Alter, ihrer Pathologie und ihrem Wohnort» sind wir weiter unserer dazugehörenden Missionen nachgegangen. Der Umgang mit SARS-CoV-2 hat die Kinderspitäler stark beschäftigt und die meisten unserer Ärzt*innen, Studienkoordinator*innen und Study Nurses mussten sich dem Regime in den Einrichtungen unterordnen. Trotzdem konnten wir die meisten Studien in unseren Hubs fortsetzen.
Steigerung der Qualität der pädiatrischen Versorgung in der Schweiz und Verbesserung der Gesundheit von Kindern durch Forschung
Das sind langfristige Ziele. Was wir mit Bestimmtheit sagen können: unsere Hubs sind aktiv am Forschen. Eine Zusammenstellung der laufenden klinischen und epidemiologischen Studien finden Sie auf unserer Website https://www.swisspednet.ch/de/studies/ Insgesamt beschäftigen sich unsere elf Mitgliedsinstitutionen mit über 300 Studien oder Forschungsprojekten (1) (Multizenterstudien, die an mehreren Zentren offen sind, sind von jedem teilnehmenden Zentrum genannt).
In Zusammenarbeit mit swissethics gründete SwissPedNet eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus Pädiatrie und Adoleszentenmedizin, Studienkoordination und Ethik, um einen Leitfaden zu entwickeln, wie Jugendliche im gebärfähigen Alter in klinische Studien aufgenommen werden können, wenn potenziell teratogene Substanzen eingesetzt werden. Es resultierte eine Publikation, die in «Swiss Medical Weekly» am 25.09.2020 veröffentlicht wurde. DOI: https://doi.org/10.4414/smw.2020.20333.
Bei swissethics findet sich das Dokument unter «Forschung mit Kindern» https://swissethics.ch/assets/pos_papiere_leitfaden/200327_guide_ct_with_adolescentscbp_e.pdf
Vernetzung im In- und Ausland zur Erleichterung der Durchführung pädiatrischer klinischer Studien
SwissPedNet hat mehrere «Field Trips» ins Leben gerufen, um die gute Zusammenarbeit innerhalb der einzelnen Standorte und Mitglieder zu verstärken, damit sich die SwissPedNet-Mitarbeitenden persönlich kennenlernen können.
Für den dritten Anlass hat das Kinderspital Zürich eingeladen. Im Januar 2020 wurden gut 40 interessierten Study nurses und StudienkoordinatorInnen wie auch ein paar junge PrüfärztInnen aus allen unseren Mitgliedsinstitutionen mit interessanten Vorträgen über laufende Projekte informiert. Es blieb genügend Zeit für lebhafte Diskussionen. Das alles machte den dritten «Field Trip» zu einem geschätzten Erlebnis.
Die Field Trips mussten anschliessend unterbrochen werden, der nächste ist aber in Planung. Wir hoffen sehr, im Juni 2021 in Bern wieder zusammenkommen zu können.
SwissPedNet ist Mitglied des Consortium von c4c (conect4children), dem grossen europäischen Netzwerk, das die Entwicklung neuer Medikamente und anderer Therapien für die gesamte pädiatrische Population erleichtern soll. c4c hat zum Ziel, Kapazitäten für die Durchführung multinationaler pädiatrischer klinischer Studien aufzubauen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Bedürfnisse von Säuglingen, Kindern, Jugendlichen und ihren Familien erfüllt werden.
Durch unsere Teilnahme bei c4c kamen zwei interessante akademische klinische Studien in die Schweiz:
TREOCAPA – prophylaktische Behandlung des Ductus arteriosus bei Frühgeborenen durch Paracetamol. Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von Paracetamol auf den Verschluss des Ductus arteriosus und die Erhöhung der Überlebensrate ohne schwere Morbidität bei extrem frühgeborenen Kindern. Ziel der Studie ist es, rund 800 Babys in 17 europäischen Ländern zu rekrutieren.
Die Schweiz trägt mit vereinten Kräften zu dieser multinationalen klinischen Studie bei: Die Studie wird in Zürich, Genf und Lausanne durchgeführt. Die regulatorische Unterstützung und das Monitoring wird von den ECRIN-Partnern, den Clinical Trial Units in Zürich, Genf und Lausanne, geleistet. Zürich war das erste Zentrum, das die ersten (!) vier Babys in dieser Studie rekrutiert hat.
cASPerCF – Prospektive Validierung und klinische Bewertung eines neuen Posaconazol-Dosierungsschemas. Die Studie wird die Dosierung von Posaconazol bei Kindern und Jugendlichen mit Mukoviszidose und Aspergillus-Infektion untersuchen und wird insgesamt 135 Kinder einschliessen. In der Schweiz wird das Universitäts-Kinderspital Zürich an dieser Studie teilnehmen.
SwissPedNet ist seit 2012 Mitglied von Enpr-EMA, dem European Network of Paediatric Research at the European Medicines Agency. Dieses Netzwerk will v.a. die Verfügbarkeit von zugelassenen Medikamenten für Kinder erhöhen. Die Pharma-Industrie ist darauf angewiesen, gut funktionierende Studienzentren in der Pädiatrie zu finden, wenn sie effizient ihre neuen Medikamente auch in Kindern und Jugendlichen untersucht. Über dieses Netzwerk kommen immer wieder Anfragen für mögliche Studienteilnahmen, wenn auch im Corona-Jahr 2020 dies selten der Fall war.
Entwicklung und Innovation in der klinischen Wissenschaft verfolgen und übernehmen
SwissPedNet hat auf Ausschreibung des SPHN zwei Projekte zugesprochen erhalten:
Harmonizing health related data and biospecimens across paediatric hospitals: SwissPedData Version 1.0 resultierte daraus (siehe oben).
Optimising paediatric dosing regimens based on a clinical data warehouse SwissPKcdw: Das SwissPKcdw (Swiss PharmacoKinetics clinical datawarehouse) entwickelt und stellt Expertise und Hilfsmittel für «pharmacokinetic modelling» bereit. Damit sollten sich dann Dosierungsschemata für pädiatrische Patienten auf der Grundlage der Daten im Clinical Data Warehouse vorhersagen lassen. Dieses Projekt läuft noch.
Ausbildungsmöglichkeiten für junge pädiatrische Forschende anbieten sowie Förderung kontinuierlichen Lernens
Im Jahr 2020 fiel dieser Teil unserer Aktivitäten der Pandemie zum Opfer, wir mussten unsere Fortbildungsveranstaltungen absagen.
Die «SwissPedNet Translational and Clinical Research Session» ist bereits gut etabliert; sie war im Mai 2020 geplant. Diese Veranstaltung wird nun im Juni 2021 wieder aufgenommen, wir werden sie virtuell während der Jahrestagung von pädiatrie schweiz durchführen.
Der «Next Generation Research Day» ist die andere tragende Säule unseres Ausbildungsprogramms. Dieser ganztägige Workshop wird nun im Jahr 2021 wieder in unserem Programm sein. Neben dem NextGen Research Day STEP 1 (Entwicklung) werden wir auch ein STEP 2 Programm (Führung) anbieten und streben an, die Teilnehmenden der vergangenen zwei STEP 1 Trainings in unserem STEP 2 Programm begrüssen zu können.
Ausblick 2021
Im Jahr 2021 beginnt die neue Förderperiode 2021 bis 2024 des Bundes. Die Swiss Clinical Trial Organisation (SCTO) hat wiederum die klinische Forschung der Pädiatrie in ihren Antrag mit aufgenommen. Der Bund leistet diesem Antrag nun Folge und wird die SCTO und darunter auch SwissPedNet weiter begünstigen. Somit können wir an alle unsere Aktivitäten anknüpfen, da unsere Grundfinanzierung für die kommenden vier Jahre gesichert ist.
Unsere Ausbildungsprogramm wird fortgesetzt, und wir freuen uns auf das zusätzliche Modul unseres NextGen Research Day. Auf unserer Website finden sie die aktuellen Informationen.
«Patient and Public Involvement» (PPI) – der Einbezug von Patienten und Öffentlichkeit – in der akademischen klinischen Forschung könnte in den kommenden 10 Jahren die klinische Forschung verändern und weiterbringen. Wir möchten PPI stärker in unsere tägliche Arbeit integrieren und unseren Hubs die entsprechende Unterstützung anbieten. Auch da ist uns die SCTO ein grosszügiger Wegbereiter.
Und besuchen Sie unsere Website: www.swisspednet.ch. Hier erhalten Sie weitere Informationen zu den Aktivitäten unseres Netzwerks.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Klara Posfay-Barbe
Universitäts-Kinderspital Genf
Präsidentin SwissPedNet
E-Mail: Klara.PosfayBarbe@hcuge.ch
Prof. Dr. med. Matthias Baumgartner
Universitäts-Kinderspital Zürich
Vize-Präsident SwissPedNet
E-Mail: Matthias.Baumgartner@kispi.uzh.ch
Pascale Wenger, Koordinatorin SwissPedNet
Swiss Clinical Trial Organisation
Tel. 031 307 10 45
E-mail: p.wenger@scto.ch
SwissPedNet
c/o Swiss Clinical Trial Organisation
Effingerstrasse 35, 3008 Bern,www.swisspednet.ch/ info@swisspednet.ch