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Schweizerische Gesellschaft für Neuropädiatrie (SGNP)

Jahresberichte

Jahresbericht 2020

Im Berichtsjahr hat sich der Vorstand der SGNP zu 4 Sitzungen getroffen, von denen drei aufgrund der Corona-Pandemie virtuell durchgeführt wurden. Der Vorstand hat sich schwerpunktmässig befasst mit der Entwicklung  

  • der Fort- und Weiterbildung
  • der Nachwuchsförderung im klinischen und wissenschaftlichen Kontext
  • einer zeitgemässen fachlichen und strukturellen Grenzerweiterung     

Tarifarische Fragen standen auch in 2020 wie bereits in 2019 weniger im Mittelpunkt der Vorstandsarbeit, die Entwicklung des Tarmed als Tarifsystem resp. das Ergebnis der Evaluation der Tardoc Version 1.1. durch den Bundesrat wird der Vorstand zusammen mit der Fachgruppe Neurologie in ihren Auswirkungen in Zukunft weiterhin interessiert beobachten.

Vergütungsauswirkungen im Rahmen der Behandlung verschiedener chronischer Erkrankungen wird allerdings die Revision der vom BSV vorgeschlagenen Geburtsgebrechensliste haben. Leider wurde bei dieser Revision aus Sicht der SGNP verpasst, die Liste der als Geburtsgebrechen anerkannten Erkrankungen konsequent auf eine systematisch nachvollziehbare Regelung zu beziehen – so werden weiterhin genetische Syndrome mit schweren Auswirkungen auf den Gesundheitszustand, soweit diese nicht einem der anderen Geburtsgebrechen zugeordnet werden können, im Gegensatz zur Trisomie 21 nicht als Geburtsgebrechen anerkannt.

Ebenso, plant die IV auch weiterhin nur eine spezifische Auswahl von Entwicklungsstörungen, z.B. die Zerebralparese, als Folge von Frühgeburtlichkeit und Asphyxie als Geburtsgebrechen zu akzeptieren und nicht die häufig alltags- und perspektivisch auch beschäftigungsrelevanten neurokognitiven Konsequenzen. Hier wird die SGNP im laufenden Vernehmlassungsverfahren nochmals versuchen ihre Argumente zu Gehör zu bringen.       

FORT- und WEITERBILDUNG – alltagstauglich und visionär

Nachdem 2019 das revidierte Weiterbildungsprogramm mit 4jähriger Weiterbildungszeit im Fach Neuropädiatrie definitiv in Kraft trat, wurde vor allem von den jungen KollegenInnen deutlich gemacht, dass dieses Programm v.a. auch unter Berücksichtigung der in vielen Fällen notwendigen Balance von Familienplanung und beruflicher Weiterbildung für viele junge KollegInnen zu einer massiven Verlängerung der Weiterbildungszeit führen würde. Nach intensiver Diskussion in unserer Gesellschaft wurde von daher beschlossen, diesen Schritt rückgängig zu machen, so dass in 2020 eine weitere Revision des Weiterbildungsprogramms in Kraft trat, bei dem insgesamt eine dreijährige Weiterbildung inkl. einem Fremdjahr vorgesehen ist. Der Gestaltung des Fremdjahres, bis anhin geprägt durch die Forderung einer einjährigen Weiterbildungszeit in der Neurologie, wurde zudem mehr Flexibilität zugestanden, indem nur noch 6 Monate in der Erwachsenenneurologie obligatorisch sind und weitere 6 Monate fakultativ in der Erwachsenenneurologie oder einem weiteren Neurofach absolviert werden können. Damit wurde der zunehmenden Breite unseres Faches Rechnung getragen.

Neben dieser Revision wurde seitens des Vorstandes und der SGNP eine Diskussion angestossen, ob perspektivisch die Schwerpunktweiterbildung in Neuropädiatrie weiterhin ausschliesslich auf der Basis einer Pädiatrie-Ausbildung erfolgen kann, oder ob nicht auch eine Weiterbildung in Neuropädiatrie auf der Basis einer Neurologie-Weiterbildung erfolgen könnte und somit unser Fach «Neuropädiatrie» neue Impulse erhalten würde. Nach ausführlicher Bedarfsabklärung und Diskussion mit verschiedenen stakeholdern wurde unter dem Dach der Swiss Federation of Clinical Neuro-Societies eine task force gegründet, die von Barbara Goeggel Simonetti als Vorstandsmitglied der SGNP und der SFCNS organisiert wird. Wir dürfen gespannt sein auf die Ergebnisse dieser innovativen Diskussion.

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FÜR JUNGE KOLLEGINNEN/KOLLEGEN TRADITIONELL ATTRAKTIV

Trotz der Corona-Pandemie hat die SGNP in 2020 ihre Verantwortung für die Fortbildung junger Kolleginnen und Kollegen zumindest teilweise erfüllen können. Zwar mussten die Jahrestagung der SGNP ebenso abgesagt werden, wie die «Pediatric Neurology Master Class», die in 2021 nachgeholt werden, allerdings konnte die «Pediatric Neurology Junior Class» in Kappel und Anzère für angehende PädiaterInnen als Vermittlung vertieften klinischen Basiswissens mit insgesamt 47 TeilnehmerInnen BAG-konform durchgeführt werden und wurden gewohnt positiv evaluiert.

Die Verschiebung der «Pediatric Neurology Master Class» führt dazu, dass der Start des neuen Curriculums für dieses Fortbildungsmodul auf 2022 verschoben wird.

Die Fortsetzung des „Distance Learning Kurses“ der British Paediatric Neurology Association unter Leitung und Coaching von Prof. Boltshauser hat auch im vergangenen Jahr virtuell erfolgreich stattgefunden. Allen Referenten und Teachern an dieser Stelle ein grosses Dankeschön für ihr aussergewöhnliches Engagement in der Nachwuchsarbeit. 

Erfolgreich abgeschlossen hat ihre Weiterbildung im Schwerpunktfach Neuropädiatrie in 2020 durch die erfolgreiche Abschlussprüfung Frau Stéphanie Garcia-Tarodo.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

Als weiteres Instrument der Nachwuchsförderungen konnten wir auch in 2020 den grosszügig von der gleichnamigen Stiftung zur Verfügung gestellten Anna-Müller-Grocholski Preis vergeben. Die Präsentation der eingereichten Beiträge erfolgte für alle Gesellschaftsmitglieder zugänglich virtuell statt. Als Preisträgerinnen konnten wir in diesem Jahr auszeichnen

für die beste Publikation:

Ece Boran, Zürich, Titel: «High-frequency oscillations in scalp EEG mirror seizure frequency in pediatric focal epilepsy».

für die beste Master-/Doktorarbeit:

Carole Jenny, St. Gallen, Titel:  «Analysis of the maturation of the peripheral nervous system via high-resolution ultrasound»

und 

Frau Seline Hofer, Bern, Titel:«Management of acute demyelination attacks in the pedatric population: A Swiss consensus statement»

Allen drei Preisträgerinnen sei an dieser Stelle nochmals herzlich gratuliert.

DIE SGNP IST BEREIT GRENZEN ZU HINTERFRAGEN    

Die SGNP hat sich nicht nur in visionärer Form mit der Entwicklung der Weiterbildung über die Grenzen des Faches hinaus befasst, sondern

a) überwindet auch Sprachbarrieren, indem wir uns auf Antrag der welschen KollegInnen entschieden haben bei Tagungen, Fortbildungen und Kommissionsarbeiten Englisch zur allgemeinen Kommunikationssprache zu wählen,

b) arbeitet aktiv an grenzüberschreitenden Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlich-Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF-Leitlinien) mit (Julia Pavlovic als SGNP-Delegierte bei der LL zu «Umschriebene Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen», Alexandre Datta als SGNP-Delegierter bei der LL zur «Therapie der Blitz-Nick-Salaam-Epilepsie (West-Syndrom)», Annette Hackenberg als SGNP-Delegierte bei der LL  «Diagnose und Therapie des Guillain-Barré Syndroms im Kindes- und Jugendalter».

c) hat sich entschieden systemtragenden KollegInnen und Kollegen, die ihre Weiterbildung im Ausland abgeschlossen haben unter bestimmten Bedingungen die Äquivalenzanerkennung im Schwerpunktfach Neuropädiatrie zu ermöglichen.

Aktuell zählt unsere Gesellschaft 68 ordentliche Mitglieder, 26 ausserordentliche Mitglieder 33 Freimitglieder.

Das Gesellschaftsvermögen ist stabil im ‚grünen Bereich‘ und wurde von Barbara Goeggel Simonetti sorgfältig verwaltet. Auch ihr sei für die grosse Arbeit ein herzliches Dankeschön ausgesprochen.

Florian Bauder möchten wir an dieser Stelle für seinen Einsatz bei der Gestaltung der Website unserer Fachgesellschaft erneut herzlich danken und alle Leser dieses Artikels möchte ich motivieren, diese zu besuchen. Auf die Nennung von Tagungen möchte ich aufgrund der aktuell weiterhin unklaren Realisierungsmöglichkeit im Rahmen der Corona-Pandemie verzichten und alle motivieren, hier regelmässig die Website zu konsultieren, die alle Daten aktualisiert präsentieren wird.

Nach 5 ½ Jahren habe ich im November 2020 das Amt des Präsidenten der SGNP abgegeben, als neue Präsidentin wurde Frau Dr. Annette Hackenberg, Kinderklinik Zürich gewählt. Mir bleibt an dieser Stelle dem Vorstand der SGNP und allen Mitgliedern für die vertrauensvolle Arbeit zu danken – ich wünsche Frau Hackenberg in ihrer neuen Funktion viel Glück und Erfolg.   

Prof. Dr. med. Peter Weber
Past-Präsident SGNP