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European Academy of Paediatrics

Jahresberichte

Bericht vom Frühlingsmeeting in Malta

Nach mehr als zwei Jahren konnten sich die Delegierten der European Academy of Paediatrics wieder einmal in personam treffen. Wegen immer noch bestehenden Reiseeinschränkungen sowie aus ökologischen Gründen wurde die Veranstaltung hybrid durchgeführt.

Ukraine

Ein grosses Thema war auch bei diesem Meeting der Krieg in der Ukraine und es wurden viele Überlegungen gemacht, wie die EAP die Kinder und die Kinderärzt:innen in der Ukraine weiter unterstützen könnte. Die ukrainische Delegierte und Präsidentin der ukrainischen Pädiatriegesellschaft- Marina Mamenko- wurde per Zoom zugeschaltet und zeigte uns erschütternde Daten über die Gesundheitssituation der Kinder in ihrem Land. Sie konnte aber auch aufzeigen, welche erfolgreichen Projekte mit den verschiedenen EAP Mitgliedsstaaten schon am Laufen sind und hat ihre Dankbarkeit ausgesprochen.

In der Folge haben die einzelnen Arbeitsgruppen über ihre Tätigkeit informiert. Wichtig zu erwähnen ist, dass alle Mitglieder von pädiatrie schweiz gleichzeitig Mitglied der EAP sind und somit sehr gerne bei einer dieser Arbeitsgruppen ihr Knowhow beisteuern dürfen. Die Schweizer Delegierten Christine Aebi-Ochsner (für tertiary care) und Corinne Wyder (primary care) helfen gerne, die Kontakte zu knüpfen.

Medikamente bei Kindern

In der von Mark Thurner (UK) geleiteten Arbeitsgruppe für Medikamente bei Kindern wird auf das zunehmende Problem der Lieferengpässe und des «off label» Gebrauchs von Medikamenten bei Kindern aufmerksam gemacht. Verschiedene Delegierte geben Inputs, wie sie mit diesen Problemen umgehen. Schon mehrere Länder brauchen das ursprünglich holländische Kinderformularium und haben es in ihre Sprache übersetzt, um den off label use etwas besser abzustützen. Bezüglich nicht kindergerechter Formulierungen der Medikamente hat Norwegen einen interessanten Ansatz. Wenn Firmen sich weigern, Zulassungen für Kindermedikamente zu beantragen, beziehungsweise geeignete kindergerechte galenische Darreichungsformulierungen herzustellen, werden sie vom norwegischen Markt verbannt. Es wird diskutiert ob ein «public shaming» von Pharmaindustrien, welche auf Grund der geringen Profitabilität der Kindermedikamente, darauf verzichten, etwas bewirken könnte. Die Arbeitsgruppe ist froh, um rege Mitarbeit von Fachkräften, um diesem grossen internationalen Problem entgegentreten zu können.

Primary und secondary care

In der Sitzung der primary und secondary care Pädiater:innen, in Zusammenarbeit mit ECPCP (European confederation of primary care paediatricians), wird das grosse Problem der zunehmenden Unterversorgung in der Kinderpsychiatrie sowie der Zunahme der psychiatrischen Krankheitsbilder in der Kindermedizin bearbeitet. Es sind mehrere Publikationen in der Endphase, wo Empfehlungen an Fachkräfte, Politiker:innen und anderen Entscheidungsträger:innen geschrieben wurden, um die Kommunikation mit Betroffenen und die Resilienz der Kinder im Sinne einer Präventionskampagne verbessern zu können. Weiter wird darauf aufmerksam gemacht, dass auf höchster Ebene Gelder gesprochen werden sollten, um zu versuchen dieses Problem frühzeitig aufzufangen.

European Academy of Paediatrics Research in Ambulatory Settings network

In der Präsentation von EAPRASnet, dem europäischen pädiatrischen Netzwerk für Forschung im ambulanten Bereich, wurden verschiedene Aktivitäten vorgestellt. Unter anderem eine Vergleichsstudie über Diagnose und Behandlung von Otitis media in Europa mit über 2500 Teilnehmer:innen und Diagnose und Management von Asthma bei Vorschulkindern.

Entrustable professional activities

Die in den verschiedenen Ländern vorhandenen EPAS wurden zusammengetragen und verglichen (entrustable professional activities =«anvertraubare professionelle Tätigkeiten» für Assistenzärzt:innen in Ausbildung zum Praxispädiater.

Choosing Wisely

Die beiden Chairs der Choosing wisely Arbeitsgruppe (Ketil Størdal NO und Corinne Wyder CH) präsentierten die Resultate der sehr aktiven Arbeitsgruppe. Eine Publikation über das Bewusstsein von overtreatment und overdiagnostics in verschiedenen Ländern mit sehr unterschiedlichem Gesundheitssystem wurde soeben eingereicht bei Frontiers of paediatrics. Ein Survey um die häufigsten choosing wisely topics in Europa zu vergleichen und dann auch eine Europäische Top five Liste erstellen zu können, wird demnächst verschickt. Der Survey wird mittels kahoot mit den Delegierten durchgespielt.

Der Schweizer Flyer, welcher von pädiatrie schweiz bereits in 7 Sprachen übersetzt worden ist, wurde sehr gelobt und die Nachfrage für weitere Übersetzungen war gross. pädiatrie schweiz und smarter medicine haben die Erlaubnis gegeben, die Flyer in weitere Sprachen zu übersetzen und auf der EAP Webseite zu publizieren.

European Board Examen

Die Gruppe um Rob Russel (UK), welche für die European Board Examen verantwortlich sind, waren trotz Pandemie sehr aktiv und freuen sich, dieses Jahr schon das dritte Examen durchführen zu können. Das EBP Examen soll das Basiswissen nach 2-3 Jahren Weiterbildung in Pädiatrie testen und somit einen Qualitätsmarker darstellen. Die Fragen basieren auf dem von der UEMS akzeptierten Syllabus und werden in Zusammenarbeit mit CESMA und UEMS geprüft. Die Qualität der Fragen wird von der Universität Bern geprüft. Neu hat die Gruppe auch ein online learning tool entwickelt, eine APP, sowie einen online Vorbereitungskurs für Assistenzärzt:innen, welcher sehr gerühmt wurde. Dieser wird von Young EAP Mitgliedern gehalten im Beisein von Expert:innen aus den verschiedenen Fachbereichen. Mehr Informationen zum Examen findet man auf https://www.eapaediatrics.eu/ebp-exams/. Immer mehr Länder nehmen das EBP Examen als Qualitätsmarker für ausländische Pädiater:innen und in Ländern ohne eigene Facharztprüfung wird es gar als Ersatz genommen. Die praktische Prüfung wird dann landeseigen durchgeführt.

Die Gruppe wäre sehr froh, wenn mehr Leute aktiv bei der Erstellung von Fragen sowie case reports helfen würden. Eine Zusammenarbeit mit nationalen Weiterbildungsverantwortlichen/Prüfungsverantwortlichen wäre sehr erwünscht.

Union européenne des médecins spécialistes

Es scheint immer noch schwierig zu sein, sich als Pädiatriegesellschaft bei der UEMS Gehör zu verschaffen. Viele Erwachsenenspezialist:innen sind der Auffassung, dass sie problemlos auch Kinder in ihrem Spezialgebiet behandeln können, ohne spezielle Ausbildung (insbesondere Neurologie, Kardiologie, Rheumatologie). EAP und EBP haben den Antrag gestellt, dass alle Spezialist:innen, welche sich um Kinder kümmern, eine spezielle pädiatrische Ausbildung haben müssen. Die Sektion für Allgemeinärzt:innen ist aktuell noch nicht bei der UEMS angegliedert. Dies wird eventuell in den nächsten 1-2 Jahren geschehen, was die ewige Diskussion, wieviel Ausbildung in Pädiatrie ein:e Allgemeinärzt:in haben muss, wieder entfachen wird.

Young EAP

Die YEAP sind einmal mehr sehr aktiv und erreichen viel mit ihren regelmässigen Blogs und ihrer aktiven Mitarbeit in den Working groups. Einmal mehr wird gewünscht, dass von allen Mitgliedländern mindestens eine Assistent:innenvertreter:in mitmachen würde. Gleichzeitig stellen sie aber ihre Arbeit vor, wo sie auf die Häufigkeit von burn outs auch bei ganz jungen Assistenzärzt:innen aufmerksam machen.

Corinne Wyder
EAP Delegierte von pädiatrie schweiz