News >

Interkulturelles Dolmetschen

Kommunikation und Informationen zu verschiedenen Kommunikationsmitteln

Die Frage des interkulturellen Dolmetschens ist mit dem Krieg in der Ukraine aktueller denn je. INTERPRET, die Schweizerische Interessengemeinschaft für das interkulturelle Dolmetschen und Vermitteln, hat auf Anfrage von pädiatrie schweiz grundsätzliche Gedanken zur Kommunikation und Informationen zu verschiedenen Kommunikationsmitteln zusammengestellt.

Ein paar grundsätzliche Gedanken zur Kommunikation

In einer Gesprächssituation wird unter Kommunikation in der Regel der gegenseitige Austausch von Informationen verstanden, also ein Geben und Nehmen zwischen (idealerweise) gleichberechtigten Partnern. Im Kontext interkultureller Kommunikation kann diese Betrachtungsweise als Austausch auf Augenhöhe an ihre Grenzen stossen, da jede*r Gesprächsteilnehmer*in über ein eigenes kulturelles Interpretationssystem verfügt, welches automatisch und unterbewusst zum Tragen kommt. Kommen noch sprachliche Hürden hinzu, wird der Austausch weiter erschwert. Die Gefahr ist gross, dass die Kommunikation asymmetrisch wird und sich auf die einseitige Vermittlung von Informationen beschränkt. Dies kann unter Umständen ausreichend oder sogar beabsichtigt sein, in vielen Fällen entspricht es aber nicht dem, was angestrebt wird und / oder notwendig wäre.

Institutionen, Fachstellen und Behörden stellen ihren Mitarbeitenden unterschiedliche Hilfsmittel für die Kommunikation zur Verfügung. Allerdings muss sorgfältig geklärt werden, zu welchem Zweck die Hilfsmittel eingesetzt werden und wo deren Grenzen liegen. Sie stellen in der Regel keinen Ersatz dar für die Zusammenarbeit mit professionellen interkulturell Dolmetschenden. Zu folgenden Hilfsmitteln lohnt es sich, Überlegungen anzustellen:

Mehrsprachige Broschüren und Informationsblätter

Die Abgabe von mehrsprachigen Dokumenten ermöglicht eine einseitige Vermittlung von schriftlich festgehaltenen Informationen von Fachperson zur Zielperson (Patient*in). Für die Zielperson können die Unterlagen als Hilfe zur Selbsthilfe dienen. Die Klärung von offenen Fragen oder die Rückversicherung im Gespräch aufgrund der präsentierten Information ist nur beschränkt möglich, bzw. abhängig von den Sprachkompetenzen der Zielperson. Es besteht die Gefahr von Missverständnissen.

Übersetzungstools wie Apps für Smartphones oder Übersetzungsdevices

Die Informationsvermittlung und -beschaffung wird punktuell massgeblich erleichtert. Eine fliessende und vertrauensvolle Kommunikation ist aber nicht möglich, bzw. stark eingeschränkt. Übersetzungstool sind daher nur sinnvoll für Übersetzungen von nicht komplexen, alltäglichen Informationen, Beratungen und Anleitungen oder aber in absoluten Notfällen, wenn unmittelbarer Informations- und Klärungsbedarf vorliegt und keine anderen Dolmetschangebote zur Verfügung stehen. Es besteht bei allen Tools ein Risiko hinsichtlich Datenschutz und fehlerhafter Übersetzungsqualität, insbesondere wenn es komplexer wird. Missverständnisse können nicht ausgeschlossen werden.

Professionelle interkulturell Dolmetschende

Für Übersetzungen in komplexeren Situationen (hoher emotionaler Gehalt, Mitteilung Diagnose und Therapie, Aufklärungsgespräche mit Einverständniserklärung, medizinische oder rechtliche Beratung) sind professionelle Dolmetschende beizuziehen. Eine Dolmetscherin / ein Dolmetscher ermöglicht eine symmetrische, vertrauensvolle und gleichberechtigte Kommunikation auf Augenhöhe. Klärungen, Rückversicherungen und weiterführende Informationen im Gespräch sind möglich, Vertrauen kann aufgebaut werden und zudem besteht die Möglichkeit eines Brückenbaus über soziokulturelle Hürden hinweg.