Einführung
Weltweit wird die Anzahl Flüchtlinge auf 60 Millionen geschätzt, davon sind die Hälfte Kinder und Jugendliche. Gesamthaft nimmt die Zahl Flüchtlinge stetig zu und in der Schweiz wurde 2014 über 28000 Personen provisorisch Asyl gewährt, darunter 66 % ≤ 7-jährige Kinder; diese Zahl wird für 2015 signifikant höher sein.
11
Spezialnummer Migranten 2016 Fortbildung: Migranten
Einführung
Weltweit wird die Anzahl Flüchtlinge auf 60
Millionen geschätzt, davon sind die Hälfte
Kinder und Jugendliche. Gesamthaft nimmt
die Zahl Flüchtlinge stetig zu und in der
Schweiz wurde 2014 über 28000 Personen
provisorisch Asyl gewährt, darunter 66 %
≤ 7-jährige Kinder; diese Zahl wird für 2015
signifikant höher sein. Flüchtlinge im Kindes-
oder Adoleszentenalter in der Schweiz stam –
men aus den verschiedensten Ländern, 2014
am häufigsten aus Eritrea, Somalia, Sri Lanka,
Syrien und Afghanistan. Der Gesundheitszu –
stand von Kindern und Jugendlichen, die als
Flüchtlinge zu uns gelangen, kann bei ihrer
Ankunft als Folge fehlender Gesundheitsver –
sorgung im Herkunftsland, Unterernährung,
Gewalt und schwierigen Lebensbedingungen
während ihrer Flucht beeinträchtigt sein. Es
besteht ein erhöhtes Risiko für Infektions –
krankheiten und andere körperliche oder
psychische Krankheiten
1) , 2 ) . Bei ihrer Ankunft
in der Schweiz belasten beschränktes Beherr –
schen der Sprache, ungenügende Kenntnis
des lokalen Gesundheitssystems sowie das
Fehlen von Dokumenten wie Impfzeugnisse
die Gesundheit von Migranten zusätzlich.
Dazu kommt, dass Asylsuchende oft in über –
füllten und häufig wechselnden Unterkünften
leben.
Nach ihrer Ankunft in der Schweiz ersuchen
die Flüchtlinge um Asyl und werden in Emp –
fangs- und Verfahrenszentren (EVZ) aufge –
nommen und als Asylbewerber eingestuft
(Ausweis N). Ihr Asylgesuch wird innerhalb
einiger Wochen bis Monate geprüft, und sie
werden entweder provisorisch aufgenommen
(Ausweis F) oder als Flüchtling (Ausweis B)
anerkannt oder zurückgewiesen. Jede Person,
Kinder inbegriffen, die in der Schweiz Asyl
beantragt, wird auf ihre Gesundheit unter –
sucht und erhält während dem Aufenthalt im
EVZ Gesundheitsinformationen
3). Die Unter –
suchung erfolgt durch eine Pflegefachperson,
mittels eines mit Pikto grammen versehenen,
gesprochenen und geschriebenen online Fra –
gebogens, welcher haupt
sächlich Zeichen und
Symptome einer Tuberkuloseinfektion (TB)
enthält ( http://www.tb-screen.ch ). Ein integ-
riertes Punktesystem, welches auch das Ur –
sprungsland des Flüchtlings berücksichtigt,
hilft zu entscheiden, ob weitere Abklärungen
für eine mögliche TB -Krankheit notwendig
sind. Bei Verdacht auf eine TB – oder andere
akute Krankheit, die einer Betreuung bedarf,
wird der Asylbewerber dem für das EVZ ver –
antwortlichen Arzt zugewiesen. Der Fragebo –
gen enthält ein Item «Allgemeiner Gesund –
heitszustand», den die Pflegefachperson als
«gut» oder «schlecht» einstuft, was ebenfalls
zur Überweisung führen kann. Das Bundes –
amt für Gesundheit (BAG) empfiehlt derzeit
Impfungen für Flüchtlinge während ihrem
Aufenthalt im EVZ nur bei Kindern < 5 Jahren
(für weitere Details siehe im nachfolgenden
Kapitel Impfungen).
Die Schweiz hat – wie die meisten Länder der
Welt – die UN-Kinderrechtskonvention von
1997 unterschrieben
4). Diese Konvention und
deren Ratifizierung durch die Schweiz ver -
pflichtet, das Recht des Kindes auf den best -
möglichen Gesundheitsstand und den Zugang
zu ärztlicher Betreuung zu anerkennen. Zu -
dem sollte je des K ind , das um den Flüchtlings -
status nachsucht oder als Flüchtling aner -
kannt wird, angemessenen Schutz und
humanitäre Hilfeleistung erhalten.
Die nachfolgenden Empfehlungen verstehen
sich für einen Gesundheits-checkup von ge -
sund wirkenden/asymptomatischen Kindern
und Jugendlichen ≤ 18 Jahren, die kürzlich in
der Schweiz Asyl beantragt haben. Die Um -
setzung dieser Empfehlungen sollte idealer -
weise bei der Erstuntersuchung durch eine
Person des Gesundheitswesen erfolgen, mög -
lichst innerhalb Wochen oder weniger Monate
nach der Ankunft in der Schweiz. Kinder und
Jugendliche mit Zeichen und Symptomen ei -
ner Krankheit sind nicht der Fokus dieser
Empfehlungen und sollten gemäss der klini -
schen Diagnose betreut werden. Empfehlun -
gen zu allgemeinen Gesundheitsfragen von
asyslsuchenden Kindern und Jugendlichen
sind nicht Gegenstand dieses Beitrages und
werden in einem separaten Artikel dieser
Ausgabe behandelt. Unser Ziel ist es, dem
Gesundheitsdienstleister eine Leitlinie für
Routineabklärungen von Infektionskrankhei -
ten und Aktualisierung der Impfungen bei
Asylbewerbern anzubieten. Wir machen eben -
falls Vorschläge zur Rolle und Zusammenar -
beit der Grundversorger und der pädiatri -
schen Infektiologen.
Entstehungsgeschichte
der Empfehlungen
Im Juni 2014 w ur de eine A r b eit sg r upp e b es te -
hend aus Mitgliedern der Paediatric Infectious
Disease Group in Switzerland ( www.pigs.ch)
gebildet. Es wurde eine Prioritätenliste infek -
tiöser Krankheiten erstellt. Die Verantwortung
je eines Kapitels wurde neun verschiedenen
Mitgliedern der Gruppe zugeteilt. Die ersten
Entwürfe der verschiedenen Kapitel wurden
im Mai 2015 besprochen. Der zweite Entwurf
wurde im Juni 2015 Vertretern der Schweize -
rischen Gesellschaft für Pädiatrie, dem
Schweizerischen Tropen- und Public Health-
Institut und dem Bundesamt für Gesundheit
unterbreitet und gutgeheissen. Die dritte und
endgültige Fas sung w ur de dur ch alle Ko - auto -
ren im November 2015 durchgesehen.
Leitlinie zur Abklärung und Vorbeugung
von Infektionskrankheiten und Aktu
ali sierung des Impfschutzes bei asympto
matischen asylsuchenden Kindern und
Jugendlichen in der Schweiz
Sara Bernhard a), Michael Büttcher b), Ulrich Heininger c), Sharon Ratnam d), Christa Relly e),
Johannes Trück f), Noémie Wagner g), Franziska Zucol h), Christoph Berger e), Nicole Ritz c) , i)
Im Auftrag der Paediatric Infectious Disease Group in Switzerland (PIGS).
Übersetzung: Rudolf Schlaepfer, La Chaux-de-Fonds
a) Klinik für Kinder und Jugendliche, Pädiatrische In -
fektiologie, Kantonsspital Aarau
b) Stadtspital Triemli, Kinderklinik, Pädiatrische Infek -
tiologie, Zürich
c) Universitäts-Kinderspital beider Basel, Abteilung
für pädiatrische Infektiologie, Basel
d) Département médico-chirurgical de pédiatrie,
Hôpital Universitaire (CHUV), Lausanne
e) Abteilung für Infektiologie und Spitalhygiene, Uni -
versitäts-Kinderspital, Zürich
f) Pädiatrische Immunologie, Universitäts-Kinder -
kliniken, Zürich
g) Unité d’infectiologie pédiatrique, Département de
pédiatrie, Hôpital Universitaire Genève
h) Kinderklinik, pädiatrische Infektiologie, Kantons -
spital Winterthur
i) Universitäts-Kinderspital beider Basel, pädiatrische
Pharmakologie, Universität Basel
12
Spezialnummer Migranten 2016
Anamnese
Das Erfragen der Anamnese ist bei asylsu-
chenden Kindern und Jugendlichen eine Her -
aus for der ung. Wenn immer möglich , sollte ein
unabhängiger Übersetzer (d. h. nicht ein Fami-
lienmitglied oder Freund) beigezogen werden.
Übersetzer und Familie müssen informiert
werden, dass alle diskutierten Informationen
vertraulich behandelt werden. Fragen sollen
kurz und einfach sein. Es sollten folgende für
Infektionskrankheiten und Impfstatus rele -
vanten Informationen erhalten werden:
Zusammenarbeit zwischen Grund -
versorgern und Infektiologen
Eine Anzahl diagnostischer Schritte kann und
soll durch den Kinderarzt in der Praxis durch -
geführt werden. Eine enge Zusammenarbeit
mit spezialisierten Abteilungen ist immer
wünschenswert, wenn der Grundversorger
denkt, aus einer diesbezüglichen Beratung
Nutzen ziehen zu können. Bei Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund be -
steht die Möglichkeit schwerer oder komple -
xer, in der Schweiz nicht üblicher Infektionen oder chronischer Krankheiten, die das Beizie
-
hen eines Spezialarztes rechtfertigen. Die von
uns vorgeschlagene Vorgehensweise für eine
gemeinsame Betreuung von Infektionskrank -
heiten von asylsuchenden Kindern und Ju -
gendlichen ist in Tabelle 1 zusammengestellt.
Weitere Details zu spezifischen Kriterien für
die Überweisung an einen Infektiologen (die
weibliche Form ist immer mit gemeint) wer -
den weiter unten besprochen.
Massnahmen durch Grundversoger Massnahmen durch pädiatrische Infektiologen
• Unmittelbare Diagnostik und Behandlung kranker Kinder, Zuweisung
bei schweren, ungewohnten oder chronischen Infektionskrankheiten
• Abklärung behandelbarer und/oder ansteckender Infektions -
krankheiten bei gesund wirkenden/asymptomatischen Kindern
• Behandlung gängiger Infektionskrankheiten (z. B. parasitäre
Krankheiten)
• Nachholimpfungen • Ergänzung
der diagnostischen Abklärungen bei frisch diagnostizierten
Infektionskrankheiten
• Behandlung schwerer, komplexer und chronischer Infek -
tionskrankheiten
• Beratung der Grundversorger bezüglich Nachkontrollen und Impfungen
Tabelle 1: Vorschläge für eine Zusammenarbeit bei Abklärung und Betreuung von asylsuchenden Kindern und Jugendlichen
Basisimpfungen
(Intervalle in Monaten ab 0) DTP a/d Tp a Nachholimpfung
(Alter, als Routineimpfprogramm)
Alter 1 0 1 2 84–7 Jahre 11–15 Jahre 25 Jahre
6 –11 M t e . 2, 3 DTP a-IPV-Hib-HBV DTP a-IPV-Hib-HBV 4 DTP a-IPV-Hib-HBV DTP a- I P V d Tp a- I P V d Tp a
12 Mte.–3 Jahre 2, 3 DTP a-IPV-Hib-HBV DTP a-IPV-Hib-HBV DTP a-IPV
MMR 5 MMR 5 HBV DTP a- I P V
d Tp a- I P V d Tp a
4–7 Jahre 2, 3 DTP a-IPV-Hib-HBV DTP a- IPV DTP a-IPV
MMR 5 MMR 5 HBV HBV
d Tp
a- I P V d Tp a
8–10 Jahre 6, 7 d Tp a- I P V d Tp a- IPV dT- IPV
MMR 5 MMR 5 HBV
HBV HBV
d Tp a- I P V d Tp a
11–15 Jahre d Tp a- IPV dT- IPV dT- IPV
MMR + VZ V 8 MMR 5 + VZ V HBV 9
HBV 9
d Tp a
≥ 16 Jahre d Tp a- IPV dT- IPV dT- IPV
MMR5 + VZ V MMR 5 + VZ V
d Tp a
HPV 10 11–14 -jährige Mädchen 2 Dosen M. 0, 4–6
15–19-jährige Jugendliche 3 Dosen M. 0, 1–2, 6
Tabelle 2: Impfprogramm für bisher ungeimpfte Kinder und Jugendliche1) Zur Präzisierung der Altersgruppen, bedeutet z. B. 4–7 Jahre vom 4. Geburtstag bis zum Tag vor dem 8. Geburtstag2) Bei Säuglingen und Kindern bis 7 Jahre können eine oder mehr Hepatitis B - Impfungen mit einem hexavalenten Impfstof f verabreicht werden3) In dieser Altersgruppe können Kinder gegen Hepatitis B nach einem 3 - Dosen -Schema mit einem hexavalenten (M 0, 2, 8) oder monovalenten Impfstof f
(Mt. 0, 1, 6) geimpft werden
4) Intervall von 1 Mt. für schnelle Immunisierung5) Zwei Dosen MMR- Impfstof f werden üblicher weise getrennt im Abstand von 2 Monaten verabreicht, oder einem Inter vall von mindestens 1 Mt z wischen den Dosen.
Idealer weise soll die Impfung vor dem Alter von 2 Jahren er folgen, kann aber in jedem Alter stattfinden
6) Aufgrund potentiell schwerer Lokalreaktionen, wird bei Kindern über 8 Jahren oder mehr ein Impfstof f mit reduzierter Dosis Diphterietoxoid (d) und Pertussis (pa)
verwendet
7) Für unvollständig gegen Diphterie und Tetanus geimpfte Kinder, die keine Pertussis-Impfung erhalten haben, siehe Tabelle 38) Impfung gegen Varizellen wird für 11–15 -jährige Kinder ohne anamnestische Varizellen und eine Nachholimpfung wird für Jugendliche und Er wachsene < 40 Jahren
ohne anamnestische Varizellen empfohlen
9) Für diese Altersgruppe ist ein 2-Dosen Impfschema (4–6 Mte. Abstand) möglich, jedoch nur mit HBV-Impfstoffen, die für dieses Impfschema zugelassen wurden10) Diese Impfung wird für 11–14-jährige Mädchen empfohlen und wird in 2 Dosen verabreicht. Ungeimpfte 15–19-jährige Jugendliche sollten nach einem 3-Dosen-Schema
geimpft werden
1J.-C Métra
13
Spezialnummer Migranten 2016
• Fehlende Impfungen sollen unter Benut -
zung des Algorithmus für unvollständige
Impfungen bei Kindern und Jugendlichen
ergänzt werden, wobei alle dokumentierten
Impfungen berücksichtigt werden, unab -
hängig davon, ob es sich um vollständige
oder unvollständige Serien handelt (Tabelle
2 und 3) .
• Serologische Untersuchungen zur Bestim -
mung einer spezifischen Immunität sollen
nicht routinemässig durchgeführt werden,
da deren Zuverlässigkeit ungenügend ist,
um die Kosten zu rechtfertigen.
• Als Ausnahme gilt die Bestimmung des
anti-Tetanustoxin-Antikörperspiegels 4 Wo -
chen nach einer Tetanustoxoid enthalten -
den Impfung, um die Notwendigkeit einer
weiteren Nachimpfung zu prüfen. Wird der
anti-Tetanustoxin-Antikörperspiegel be -
stimmt, werden folgende Werte als Ent -
scheidungsgrundlage verwendet:
• > 1000 IE/l: Es ist keine weitere Nach –
impfung notwendig
• ≥ 500 und ≤ 1000 IE/l: Eine einzige zu –
s ät zliche D osis 6 Monate nach der er s ten
• < 500 IE/l: Zwei weitere Dosen 2 und 6
Monate nach der ersten Dosis
7).
• Anti-Tetanustoxin-Antikörperspiegel dienen
stellvertretend auch für eine genügende
Immunisierung gegen Diphtherie und Per -
tussis, da diese Impfungen prinzipiell immer
als Kombination verabreicht werden.
den erhaltenen Impfungen sind unzuverläs
-
sig. Seit D ezemb er 2013 b esteht die Empfeh -
lung, dass im E V Z aufgenommene Kinder < 5
Jahren gegen Polio geimpft werden, sofern
sie nicht zuvor den schweizerischen Empfeh -
lungen gemäss geimpft wurden (persönliche
Mitteilung V. Masserey, 16.11.2015). Der
Grund dafür ist das Wiederauftauchen von
Poliomyelitis im Mittleren Osten mit dem Ri -
siko, dass asymptomatische Träger bei ihrem
Eintreffen die Krankheit an nichtimmune
Flüchtlinge weitergeben. Das BAG empfiehlt,
die Polioimpfung in dieser Situation entspre -
chend dem schweizerischen Impfplan als Teil
der kombinierten Impfung (DTPa-IPV-Hib) zu
verabreichen
6).
Empfehlungen
• Verfügbare Impfausweise von asylsuchen -
den Kinder und Jugendlichen sollen unter
Berücksichtigung der altersentsprechen -
den, schweizerischen, vom BAG in Zusam -
menarbeit mit der Eidgenössischen Kom -
mission für Impffragen EKIF erlassenen
Empfehlungen evaluiert werden
6).
• Anamnestische Angaben von Eltern oder
anderen Betreuern bezüglich früheren Imp -
fungen sind häufig von geringem Nutzen,
und Impfungen werden im Allgemeinen als
gültig betrachtet, wenn eine schriftliche
Bestätigung der Impfung verfügbar ist.
• Herkunftsland, Fluchtweg und -dauer, An -
kunftsdatum in der Schweiz, Aufenthalts -
ausweis.
• Frühere Spitalaufnahmen oder Behandlun -
gen: Im Ursprungsland, während der Flucht,
nach Ankunft in der Schweiz.
• Erlittene körperliche Misshandlung.
• Aktuelle Symptome, z. B. Durchfall, Erbre-
chen, Husten, (rezidivierendes) Fieber.
• Impfungen im Ursprungsland, während der
Flucht, nach Ankunft in der Schweiz. Impf -
zeugnisse von Ursprungsland oder Schweiz.
• Anamnese von Familienmitgliedern die an
TB, HIV oder einer anderen Krankheit leiden
oder verstarben.
Impfungen
Empfohlene Impfungen variieren stark von
Land zu Land. Spezifische landesbezogene
Empfehlungen können auf der WHO-Websei -
te http://apps.who.int/immunization_moni -
toring/globalsummary/schedules eingese-
hen werden, und als Orientierung bezüglich
in den verschiedenen Ländern routinemässig
verabreichten Impfungen dienen
5). Wenn kein
Impfzeugnis vorhanden ist, sollte jedoch
nicht generell angenommen werden, dass die
empfohlenen Impfungen auch tatsächlich
durchgeführt wurden. Unglücklicherweise
besitzen asylsuchende Kinder und Jugendli -
che of t kein Impf ausweis und die A ngab en zu
Anzahl zuvor erhaltene Dosen DTP a IPV( Hib) 1 [Impfschema mit Intervallangabe zwischen den Dosen in Monaten]
Alter 1 2 3 4 5
6 –11 M t e .2 Dosen DTP a- IPV- Hib [0, 6] 1 Dosis DTP a- IPV- Hib
12–14 M t e . 1 Dosis DTP
a- IPV- Hib 1 Dosis DTP a-IPV
1 Dosis DTP
a- IPV [0,7]
15 Mte.–3 Jahre 3 Dosen DTP
a- IPV [0, 2, 8] 2 Dosen DTP a- IPV [0, 6] 1 Dosis DTP a-IPV
4–7 Jahre
1. Dosis < 6 Mte.
1. Dosis ≥ 6 Mte. 3 Dosen DTP
a –IPV 2 /
3 Dosen DTP a –IPV 2 / 2 Dosen DTP a- IPV [0, 6] 1 Dosis DTP a-IPV
DT + IPV [0, 2, 8] DT + IPV [0, 2, 8]
3 Dosen DTP
a –IPV 2 / 2 Dosen DTP a- IPV [0, 6] 1 Dosis DTP a- IPV –
DT + IPV [0, 2, 8]
8–10 Jahre
1. Dosis < 6 Mte.
1. Dosis 6–12 Mte.
1. Dosis ≥ 1 Jahre 3 Dosen dT(p
a
2)- IPV [0, 2, 8]
3 Dosen dT(p a2)- IPV [0, 2, 8]
2 Dosen dTp a- IPV [0, 6] 1 Dosis dTpa- IPV
3 Dosen dT(p
a 2)- IPV [0, 2, 8]
2 Dosen dT(p a2)- IPV [0, 6]
1 Dosis dTp a- IPV –
2 Dosen dT(p
a 2)- IPV [0, 6]
1 Dosis dTp a- IPV – –
11 –1 5 y
1. Dosis < 6 Mte.
1. Dosis 6–11 Mte.
1. Dosis 1–3 Jahre
1. Dosis ≥ w4 Jahre 3 Dosen dT(p
a
2)- IPV [0, 2, 8]
3 Dosen dT(p a3)- IPV [0, 2, 8]
3 Dosen dT(p a3)- IPV [0, 2, 8]
2 Dosen dT(p a3)- IPV [0, 6]
1 Dosis dTp a-IPV
3 Dosen dT(p
a 2)- IPV [0, 2, 8]
3 Dosen dT(p a3)- IPV [0, 2, 8]
2 Dosen dT(p a3)- IPV [0, 6]
–
3 Dosen dT(p
a 2)- IPV [0, 2, 8]
2 Dosen dT(p a3)- IPV [0, 6]
1 Dosis dTp a- IPV 1 Dosis dTp a- IPV –
2 Dosen dT(p
a 2)- IPV [0, 6]
1 Dosis dTp a- IPV – –
Tabelle 3: Impfschema für unvollständig geimpfte Kinder und Jugendliche
1) Zusätzlich HBV-Impfdosen zur Vervollständigung des 2-, 3-, oder 4-Dosen-Schemas (altersabhängig)2) Nur 2 (die erste und dritte) dieser Impfdosen sollen die Pertussiskomponente enthalten3) Nur 1 (die erste) dieser Impfdosen sollte die Pertussiskomponente enthalten
1J.-C Métra
14
Spezialnummer Migranten 2016
phen ausgesetzt waren. Dies belegt eine
kürzlich publizierte systematische Übersicht,
welche eine zweifache Zunahme der TB-Inzi-
denz unter solchen Bedingungen nachweist
16 ).
In allen EVZ findet seit 2006 innerhalb der
ersten 5 Tage bei allen Flüchtlingen ein TB -
Screening mittels eines Interviews statt, mit
dem Ziel, frühzeitig eine infektiöse Lungen-TB
zu erfassen
17 ). Dieses Vor gehen w ur de nur f ür
Erwachsene entwickelt und evaluiert 17 ). Ein
auf Befragung gründendes Screening ist zur
Erfassung einer TB-Krankheit bei Kindern und
Jugendlichen von beschränktem Nutzen, da
diese meist asymptomatisch sind oder im
Vergleich zum Erwachsenen unspezifische
Symptome aufweisen
18 ) , 19 ) . Andererseits ist
eine ansteckende TB insbesondere bei Klein -
kindern und asymptomatischen Kinder äu -
sserst selten. Ein TB-Screening mittels Tho -
raxröntgenbild ist ebenfalls von geringem
Nutzen, insbesondere bei jungen Kindern. Die
Sensitivität des Thoraxröntgenbildes wird bei
< 2-jährigen Kindern mit 28 % angegeben, und
istbei älteren Kindern auf 63 % und bei Jugend-
lichen > 12 Jahren auf 78 % zuzunehmend
19 ) –21 ) .
Kinder und Jugendliche sind zudem empfind –
licher auf ionisierende Strahlen, weshalb ra –
diologische Untersuchungen möglichst einge –
schränkt werden sollten. Immundiagnostische
Tests (Tuberkulinhaut- oder γInterferontest
(interferon- γ release assay, IGRA) haben mit
60 % bis 80 % die höchste Sensitivität und
Spezifizität zur Erfassung einer TB -Krankheit
im Kindesalter
22) , 23 ) . Darüber hinaus, und im
Gegensatz zum Erwachsenen, korreliert ein
positiver immundiagnostischer Test bei jün –
ger en K inder n mit einer pr imär en und kür zlich
stattgefundenen Infektion. Das TB-Screening
einer Infektion ist das Risiko an einer TB zu
erkranken von zahlreichen Faktoren abhängig,
unter anderem von der Immunität und vom
Alter des Wirtes, und wird allgemein lebens
–
lang auf ca. 10 % geschätzt
10 ). Wichtig dabei
ist, dass bei Kindern das Risiko nach einer
TB-Infektion eine TB-Krankheit zu entwickeln,
wesentlich grösser ist: Eine kürzlich durchge –
führte Studie in Amsterdam zeigte, dass 33 %
der < 5 -jährigen und 19 % der 5–14-jährigen
TB-infizierten Kinder innert 5 Jahren an einer
TB erkrankten
11 ). Das höchste Risiko eines
Fortschreitens zur aktiven TB besteht im All -
gemeinen währ end den er s ten 2–3 Jahr en, b ei
Kindern schon in den ersten 6 Monaten nach
der Infektion. Kleinkinder sind zudem einem
besonders hohen Risiko ausgesetzt, eine
schwere TB-Form zu entwickeln (miläre TB,
TB-Meningitis). TB wird in erster Linie von Er -
wachsenen mit einer Lungen-TB die im selben
Haushalt wohnen, übertragen. Es sind nur
wenige Fälle von Übertragung durch Kinder
oder Jugendliche mit einer TB beschrieben, da
diese selten ein Sputum positiv sind
12 ).
TB ist in der Schweiz eine seltene Krankheit,
mit einer jährlichen Inzidenz von 1–2/100000
K inder (14 –31 Fälle von 1996 bis 2011) , wob ei
in 80 % Kinder oder Jugendliche ausländischer
Herkunft betroffen waren
13 ). Die Inzidenz in
der Schweiz steht in deutlichen Kontrast zu
den Ländern, aus denen Flüchtlinge stammen,
und in welchen die Inzidenz bei Kindern und
Jugendlichen auf >100/100000 geschätzt
wird
14 ) , 15 ) . Das Risiko einer TB – E x p osition kann
zudem bei Menschen erhöht sein, die in
Flüchtlingslagern lebten oder Krisensituatio –
nen wie bewaffnete Konflikte, erzwungene
Umsiedlung, Vertreibung oder Naturkatastro –
•
Alternativ kann die Person als nicht geimpft
betrachtet werden und das vollständige
Nachimpfprogramm angewendet werden.
• Folgt auf eine Nachimpfung gegen Tetanus
ohne vorangehende Bestimmung des anti-
Tetanustoxin-Antikörperspiegels eine signi –
fikante lokale Reaktion, erlaubt die soforti –
ge anti-Tetanustoxin-Antikörper spiegelbe-
bestimmung, eine Überimmunisierung fest –
zustellen; bei hohem Spiegel (> 1000 IE/l)
wird die Nachimpfserie abgebrochen.
• Generell gilt, dass fehlende Impfungen ge –
gen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Po –
liomyelitis, Masern, Mumpf und Röteln bei
Kindern und Jugendlichen unabhängig vom
Alter ergänzt werden.
• Im Gegensatz dazu sind folgende Basisimp –
fungen in der Schweiz altersabhängig und
werden üblicherweise nur im angegebenen
Altersabschnitt verabreicht: Haemophilus
influenzae Typ b (Hib): < 5 Jahren; humane
Papillomaviren (HPV): Mädchen, 11–14-jäh -
rig (für Knaben siehe Tab. 4) .
• Unter Berücksichtigung spezifischer Indika -
tionen gelten die empfohlenen Impfungen
auch für asylsuchende Kinder und Jugend -
liche. Insbesondere sollten über 11-Jährige
mit einer ungewissen oder negativen Vari -
zellenanamnese 2 Dosen Varizellenimpf -
stoff erhalten (monovalent oder bei <
13-Jährigen in Kombination mit Masern,
Mumps und Röteln, als MMRV-Impfung in
Betracht ziehen. Beachte, dass dieser kom -
binierte Impfstoff von den Krankenversi -
cherungen nicht rückvergütet wird (Stand
Dezember 2015).
• Zusätzlich zur Grundimmunisierung sollten
allen asylsuchenden Kindern und Jugendli -
chen entsprechend dem schweizerischen
Impfplan sogenannte ergänzende Impfun -
gen angeboten werden. Falls spezifische
Risiken bestehen, sollen zudem entspre -
chende Impfungen für Risikopersonen
angeboten werden. Indikationen für Imp -
fungen im Zusammenhang mit Risikositua -
tionen systematisch abgeklärt werden (z. B
Hepatitis B (siehe unten), Influenza, Meni -
gokokken, Pneumokokken)
6).
Tuberkulose
Nach Inhalation von Mycobacterium tubercu -
losis kann eine Infektion stattfinden, wobei
viele Betroffene jedoch asymptomatisch blei -
ben. Das Risiko einer TB-Übertragung wird
durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, wie
Infektiosität des Indexfalles, Expositionsdauer
und Alter der exponierten Person
8) , 9) . Nach
Basisimpfung
(Intervale, in Monaten ab 0)
Alter
0 1 2 8
6 –11 M t e . PCV-13
1, 2 PCV-13 PCV-13
12–23 Mte. PCV-13
2 PCV-13
MCV-C 3
2–4 Jahre PCV-13
2
MCV-C 3
5–19 JahreMCV-C 3
> 11 Jahre (Knaben) HPV (HPV) 4 HPV 4
Tabelle 4: Empfohlene zusätzliche Impfungen
1) 13-valenter Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV-13)2) Bei Kindern, die bereits Dosen des 7-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffes (PCV-7) erhalten haben,
kann in jedem Alter zum PCV-13-Impfschema übergewechselt werden. Teilweise mit PCV-7 geimpfte Kinder
≥ 12 Mte. benötigen für einen optimalen Impfschutz nur 1 PCV-13 – Dosis
3) Gruppe C Meningokokken – Konjugatimpfstof f (MCV- C)4) (4 -) 6 Mte nach der ersten Dosis; ≥ 15 -Jährige sollten 3 Dosen erhalten (0 -2- 6 Mte.-Schema)
1J.-C Métra
15
Spezialnummer Migranten 2016
aus Ostasien, Subsahara-Afrika oder Osteu-
ropa stammenden Populationen erhöht 26). In
endemischen Ländern findet die Übertragung
meist perinatal statt, während der frühen
Kindheit auch durch Kontakt mit chronischen
Trägern oder unsachgemässe medizinische
Handlungsweise. In Ländern mittlerem Vor –
kommen findet die Übertragung eher perina –
t al und hor izont al s t at t . In L änder n mit tiefem
Vorkommen werden die meisten HBV-Infekti –
onen horizontal in der Adoleszenz oder im
frühen Erwachsenenalter erworben, meist auf
sexuellem Weg. Das Risiko, eine chronische
HBV-Infektion zu entwickeln, ist umgekehrt
proportional zum Alter, und beträgt ca. 90 %
für perinatal infizierte Säuglinge, 20–50 % für
Kinder < 5 Jahren und 1–10 % für später Infi-
zierte
28 ). Die weltweite Abdeckung durch die
Impfung nimmt seit 2000 nach Angaben der
WHO zu, und schätzungsweise 72 % bis 91 %
der < 12-monatigen Kinder haben 2012 3
Dosen HBV-Impfstoff erhalten
29).
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ziel des Screening ist die Identifizierung der
Kinder und Jugendlichen mit einer beste -
henden HBV-Infektion; dies erlaubt eine
engmaschige Überwachung und Personen
aus der nahen Umgebung die HBV-Impfung
anzubieten, um eine Weiterverbreitung zu
verhindern.
• Das HBV-Screening soll anti-HBc und HB -
sAg umfassen.
• Bei Säuglingen und Neugeborenen sollte,
wenn immer möglich, anhand der Kranken -
geschichte der HBV-Status der Mutter veri -
fiziert werden. Ist die Serologie der Mutter
negati v, kann au f weiter e A bklär ungen b eim
Säugling verzichtet werden.
• Zusätzlich soll der HBV-Immunstatus kont -
rolliert werden.
• Bestimmung von anti-HBs bei Kindern mit
unbekannter Impfanamnese wird nicht emp -
werden. Eine Dosis von 0.1 ml PPD RT23-
Tuberkulin (enthält 2 Einheiten Tuberkulin)
wird volar am Vorderarm intrakutan mit
einer Nadel mit kurzer Abschrägung (26 G)
injiziert.
• Eine 48–72 Stunden nach der Injektion
gemessene Induration von ≥ 5 mm wird als
positiv betrachtet
10 ).
• Kinder oder Jugendliche mit einem positi -
ven Tuberkulinhauttest oder IGRA sollen
einem pädiatrischen Infektiologen oder
Pneumologen zur weiteren Abklärung und
Betreuung der TB-Infektion und -Krankheit
zugewiesen werden.
Virale Infekte
Hepatitis B
Die Hepatitis-B-Infektion wird durch den He -
patitis-B-Virus (HBV) verursacht und kann zu
einer chronischen oder akuten Leberkrank -
heit führen. Die HBV-Infektion erfolgt als
Mutter-Kind-Übertragung, durch perkutanen
oder Schleimhautkontakt mit infiziertem Blut
oder anderen Körperflüssigkeiten, meist
sexuell oder durch unsachgemässe medi -
zinische Handlungsweise. Die chronische
HBV-Infektion ist ein weltweites Gesundheits -
problem. Die Mehrzahl der chronisch Infizier -
ten ist sich der Infektion nicht bewusst, ob -
schon diese in 15–40 % mit Leberzirrhose,
chronischer Leberinsuffizienz und hepatozel -
lulärem Karzinom assoziiert ist. Weltweit be -
stehen bei ca. 2 Milliarden Menschen serolo -
gische Hinweise auf eine HBV-Infektion, 350
Millionen haben eine chronische Infektion und
621000 Menschen sterben jährlich an einer
HBV-bedingten Leberkrankheit
26 ) , 27 ) . Die Prä -
valenz der chronischen HBV-Infektion wird in
der Schweiz auf 0.3 % geschätzt
28 ). Die Sero-
prävalenz bei Kindern ist nicht bekannt,
wahrscheinlich jedoch sehr gering. Bei Er -
wachsenen ist die Seroprävalenz chronischer
HBV-Infektionen bei gewissen, insbesondere
von Flüchtlingskindern und Jugendlichen ist in
der Mehrzahl der OECD-Länder zwingend,
und in 56 % dieser Länder schliesst dies zu -
mindest einen immundiagnostischen Test, wie
z. B. den Tuberkulinhauttest ein
24 ). Zur Scree -
ningselektion herangezogene demographi -
sche Daten, wie Alter oder TB-Inzidenz im
Ursprungsland, variieren sehr stark in Euro -
pa
24 ). Eine Möglichkeit für ein gezieltes TB -
Screening ist, sich auf die TB -Inzidenz im
Herkunftsland zu stützen (aktuelle globale
TB-Inzidenzen können auf der WHO-Webseite
www.who.int/tb/country/data/profiles/en/
gefunden werden). Zusammenfassend be -
steht bei Flüchtlingskindern ein höheres Risi -
ko für eine frische TB-Infektion, bedingt durch
Herkunft aus einem Land mit hoher TB -Inzi -
denz oder Infektionsrisiko auf dem Fluchtweg,
sowie eine altersbedingte Anfälligkeit, eine
(schwere) TB-Krankheit zu entwickeln. Ein
gezieltes TB-Screening ist demnach für junge
Kinder mit Migrationshintergrund, die einen
Arzt aufsuchen, gemäss der nationalen TB-
Strategie indiziert, da es sich um eine Popu -
lation mit hohem Risiko handelt und eine
frühzeitige Diagnose wichtig ist
25).
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ziel des TB-Screening ist die Identifizierung
der Kinder und Jugendlichen, die einer wei -
tergehenden Abklärung bedürfen.
• A lle K inder und Jugendlichen mit Mig r ations -
hintergrund die kürzlich mit einem TB -Index -
fall Kontakt hatten oder eine Im munschwäche
haben sollen ein Screening erhalten.
• Alle Kinder < 5 Jahren sollten unabhängig
vom Herkunftsland ein Screening erhalten.
• B ei K inder n > = 5 Jahr e sollte ein Tub er kulin –
test (oder IGRA) durchgeführt werden,
wenn eines der folgenden Zeichen oder
Symptome besteht: andauernder/ununter –
brochener Husten (> 2 Wochen), Gewichts –
verlust/Gedeihstörung, persistierendes (>
1 Woche) unerklärtes Fieber (> 38 °C), an-
dauernde, durch die Eltern/Betreuer be –
richtete unerklärte Lethargie oder vermin –
derte Spiellust/Aktivität.
• Für das Screening soll bei Kindern < 5 Jah -
ren, unabhängig von einer eventuellen
BCG-Impfung, der Tuberkulinhauttest be -
vorzugt werden. Bei Mangel an Tuberkulin
kann auf den IGRA zurückgegriffen werden.
• Bei Jugendlichen und Kindern ≥ 5 Jahren
können Tuberkulinhauttest oder IGRA ver -
wendet werden.
• Der Tuberkulinhauttest soll nur durch erfah -
renes Personal durchgeführt und abgelesen Tabelle 5: Interpretation der Hepatitis B-Serologie und Empfehlungen zur Betreuung von Kin
-
dern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne vollständige HBV-Impfung
HBs Ag AntiHBc
IgG/IgM Interpretation
Massnahme
NegativNegativNicht infiziert Impfung vervollständigen falls vorgängig
nicht geimpft
Positiv Positiv
oder negativAkute oder
chron ische
HBV-Infektion Überweisung an einen pädiatrischen
Infektiologen oder Gastroenterologen
Negativ PositivUnsicher oder
durchgemachte
HBV-Infektion
1J.-C Métra
16
Spezialnummer Migranten 2016
sporidia (4.0 %), die global am häufigsten ge -
fundenen human-pathogenen Parasiten 37).
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ziel des Screenings nach Helminthen ande -
ren Protozoen Infektionen ist die Identifizie -
rung der Kinder, die eine weitergehende
Abklärung und Behandlung benötigen, um
Spätfolgen zu verhindern.
• Bei allen asylsuchenden Kindern und Ju -
gendlichen sollten 3 Stuhlproben zur mik -
roskopischen Untersuchung eingesandt
werden. Eine dreifache mikroskopische
Suche nach Parasiten erhöht die Sensitivi -
tät der Untersuchung
38)–40) .
• Alternative: Behandlung asymptomatischer
Kinder (> 2-jährig und > 10 kg) durch eine
einmalige Dosis Albendazol (400 mg).
• Die serologische Untersuchung für Schisto –
somiasis wird empfohlen bei Kindern und
Jugendlichen welche aus allen Ländern
Af r ikas und des Mit tler en Os tens sow ie aus
Brasilien, Venezuela, Karibik, Surinam, Chi –
na, Indonesien, den Philippinen, der Volks –
republik Laos und Kambodscha kommen
(aktualisierte Länderkarten können unter
www.who.int/mediacentre/factsheets/
f s11 5 / e n / gefunden werden)
36) , 42) .
• Die serologische Untersuchung für Stron –
gyloidiasis wird empfohlen bei Kindern und
Jugendlichen, die aus hoch endemischen
Ländern (Südostasien und Afrika) kom –
men
42). Bei immunsupprimierten Patienten
soll unabhängig vom Herkunftsland nach
Strongyloides gesucht werden.
Malaria
Die Erreger der Malaria sind verschiedene,
durch die weibliche Anopheles-Mücke über –
tragene Plasmodium spp . Rund die Hälfte der
Erdbevölkerung lebt in endemischen Malaria –
gebieten. Malaria ist eine lebensbedrohliche
Krankheit und sollte bei jedem, aus einem
Endemiegebiet stammenden Patienten mit
Fieber ausgeschlossen werden. Der WHO-
World-Malaria-Report stellt fest, dass Malaria
in 97 L änder n endemisch ist , wobei die meis –
ten Leute in Afrika betroffen sind
43). Das Risi –
ko, an Malaria zu erkranken, besteht für
schätzungsweise 3.2 Milliarden Menschen,
und 2013 traten gesamthaft nahezu 2 Millio –
nen Malariafälle auf. Die Krankheit verlief in
über einer halben Million Fälle tödlich, insbe –
sondere in Afrika und bei < 5 -jährigen Kin -
dern, die 78 % aller Todesfälle darstellen
(Endemieländer siehe ( http://worldmalaria-
ge Ergebnis und die Lebensqualität zu ver
-
bessern. Bei sexuell aktiven Jugendlichen
ist das HIV-Screening notwendig, um das
Risiko der Weiterverbreitung minimal zu
halten
33).
• Wenn möglich, sollte der HIV-Status der
Mutter in der Krankengeschichte verifiziert
werden. Ist dieser negativ, soll ein Scree -
ning nur bei verdächtiger Anamnese oder
Klinik durchgeführt.
• Ein HIV-Screening soll allen asylsuchenden
Kindern und Jugendlichen angeboten wer -
den
34).
• Das Screening soll in der Bestimmung von
HIV-1- und HIV-2-Antikörpern bestehen und
ein positiver Test muss durch eine zweite
Probe bestätigt werden.
• Bei Kleinkindern < 18 Monaten mit positiver
Serologie für HIV-1- oder HIV-2-Antikörper
muss eine Polymeraseketten-Reaktion
(PCR) für HIV-DNA durchgeführt werden,
da die HIV-Antikörper mütterlichen Ur -
sprungs sein können.
• Kinder und Jugendliche mit positiven HIV-
Antikörpern oder positiver HIV–PCR sollen
zur weiteren Betreuung und Beratung so
früh wie möglich einem pädiatrischen Infek -
tiologen zugewiesen werden.
Würmer und Protozoen
ausser Malaria
Kinder jeden Alters können durch intestinale
oder extra-intestinale Parasiten infiziert oder
befallen sein. Bei Menschen mit unzureichen -
der persönlicher Hygiene und schlechter
Trinkwasserversorgung besteht ein hohes
Risiko für einen Parasitenbefall. Viele parasi -
täre Infektionen verlaufen asymptomatisch
und selbstlimitierend, doch können Spätfol -
gen auftreten. Eine chronische Infektion
durch Parasiten kann zu Gedeihstörung, Ent -
wicklungsrückstand und kognitiven Störungen
führen, infolge Eisenmangel, Anämie, Mangel
an Spurenelementen, Unterernährung und
Malabsorption
35). Manche Parasiteninfektio -
nen können jahrelang bestehen und schwere
Komplikationen verursachen, wie Blasenkrebs
oder Pforta derhochdruck (Schistosomiasis)
oder lebensbedrohliche Hyperinfektionen (im -
munsupprimierte Patienten mit chronischer
Strong y
loidiasis)
36) –37) . Es wird geschätzt,
dass über eine Milliarde Menschen mit Hel -
minthen infiziert sind, 200 Millionen mit
Schistosoma spp. und 100 Millionen mit
Strongyloides spp
36). Unter den intestinalen
Protozoen sind Giardia lamblia (10.8 %), ge-
folgt von Entamoeba spp. (4.3 %) und Crypto-
fohlen, da in diesem Kontext (d.
h. unklar wie
viele Dosen verabreicht wurden) eine Korrela -
tion zum Impfschutz nicht nachgewiesen ist.
• Nicht in fi zier te ( HB s - A g und anti - HB c nega -
tiv) und nicht geimpfte Kinder und Jugend -
liche sollten geimpft werden (siehe Vorge-
hen in Abhängigkeit von Serologie Tab. 5).
• Bei hoher HBV-Prävalenz im Ursprungsland
wird eine HBV-Impfung vor der Adoleszenz
empfohlen.
• Anti-HBs-Bestimmung zur Bestätigung der
Immunität nach erfolgter vollständiger Imp -
fung soll nur bei Kindern oder Jugendlichen
durchgeführt werden, die zu einer Risiko -
gruppe gehören (z. B. Kinder von Müttern
mit positivem HBs-Ag, Patienten mit Im -
mundefekten oder Hämodialysepatienten),
• Wird eine akute oder chronische HBV-Infek -
tion festgestellt, soll der Patient einem pä -
diatrischen Gastroenterologen und/oder
Infektiologen zugewiesen werden.
Humanes Immundefizienz-Virus
Die Humane Immundefizienz-Virus (HIV) -
Infektion wird durch HIV-1 oder HIV-2 her -
vorgerufen, durch Mutter-Kind-Übertragung,
Kont ak t mit infi zier tem B lut o der dur ch vagi -
nalen oder orogenitalen sexuellen Kontakt.
Man schätzte 2013, dass 35 Millionen Men -
schen mit HIV leben, wovon 3.2 Millionen
Kinder < 15 Jahren waren. 2013 kam es bei
ca. 240000 (210000–280000) unter 15-Jäh -
rigen zu einer HIV-Neuinfektion
30 ) –32) , 34 ) . Der
weitaus grösste Teil dieser Kinder wurde
durch Mutter-Kind-Übertragung infiziert,
meistens während der Geburt. In der Schweiz
ist die Prävalenz bei neu einge troffenen
Flüchtlingskindern unbekannt, wird jedoch
als gering eingeschätzt. Weltweit starben
2013 1.5 Millionen Menschen am erworbe -
nen Immundefizienz-Syndrom (AIDS), davon
waren 190000 < 15 -jährig. Das Risiko, an
HIV-assoziierten Komplikationen zu sterben,
ist bei Kindern und Jugendlichen (10–19-jäh -
rig) wesentlich grösser als bei älteren Pati -
enten, und es wurde gezeigt, dass ein früh -
zeitiger Behandlungsbeginn die Mortalität
verringert
33). Die Mehrzahl infizierter Kinder
ist asymptomatisch, insbesondere im ersten
Jahr nach stattgefundener Infektion.
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ziel des Screening ist die frühzeitige Iden -
tifizierung der infizierten Kinder und Ju -
gendlichen, um kurzfristig Morbidität und
Mortalität zu verringern und das langfristi -
1J.-C Métra
17
Spezialnummer Migranten 2016
Sexuell übertragene Krankheiten
Sexuell übertragene Krankheiten (STI) sind im
Kindesalter von Bedeutung, da sie während
der Schwangerschaft von der Mutter auf das
Kind übertragen werden können. Wichtigste
STI bei asylsuchenden Kindern und Jugendli-
chen ist die Syphilis, die kongenital erworben
und häufig asymptomatisch sein kann. Alle
anderen STI treten bei sexuell aktiven Perso -
nen auf oder bei Kindern und Jugendlichen,
die sexuell missbraucht wurden. Gemäss
WHO ist die Seroprävalenz für Syphilis in
afrikanischen Regionen, wo 3–4 % Menschen
betroffenen sind, am höchsten, mit 1–2 %
tiefer in amerikanischen und südostasiati -
schen Ländern und liegt unter 1 % in Europa
und im östlichen Mittelmeer- und westlichen
Pazifikraum
48).
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ziel des Syphilis-Screenings ist die Identifi -
zierung kongenital infizierter Säuglinge und
sexuell angesteckter Kinder und Jugendli -
chen, um eine Behandlung einzuleiten,
Komplikationen und weitere Übertragung
zu verhindern.
• Das Sy philis - Scr eening w ir d b ei < 2- jähr igen
asylsuchenden Kindern und Jugendlichen ab
12–15 Jahren und unabhängig vom Alter bei
einer Anamnese von sexuellem Missbrauch
empfohlen.
• Das Screening soll mittels Treponema palli-
dum -Partikel-Agglutinationstest (TPPA),
Enzym-Immunoassay (EIA) oder einem
Chemilumineszenz-Immunoassay (CLIA)
durchgeführt werden.
• Ist einer dieser Tests positiv, soll der Patient
einem pädiatrischen Infektiologen zugewie -
sen werden.
• Screening für andere STI soll auf Grund ei -
ner Anamnese von sexueller Aktivität oder
oft Jahrzehnte nach der Infektion, chronische
Herz- oder Magendarmbeschwerden. Funkti
-
onsstörungen des Verdauungstraktes (v. a.
Megaösophagus, Megakolon oder beides) tre -
ten bei 10–15 % der chronisch infizierten Per -
sonen auf. Die kardiale Form betrifft 20–30 %
der Patienten und führt zu Störungen des
Herzleitungssystems, apikalen Aneurysmen,
Herzinsuffizienz und plötzlichem Tod. Die Re -
aktivierung einer Chagas-Krankheit beim Im -
munsupprimierten ist eine lebensbedrohliche
Situation und geht mit Myokarditis und neuro -
logischen Störungen einher.
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ziel des Screenings für einer Chagas-Infek -
tion ist die Identifizierung der Kinder, die
eine Behandlung benötigen, um Spätfolgen
zu verhindern.
• Ein serologisches Screening einer Chagas-
Infektion wird bei Kindern und Jugendlichen
aus Zentral- und Südamerika, insbesondere
Bolivien empfohlen.
• Das Screening sollte mittels Serologie
durchgeführt werden.
• Ein serologisches Screening sollte bei allen
Kindern > 9 Monate von Müttern, die aus
Zentral- oder Südamerika stammen und
einen unbekannten oder positiven serologi –
schen Status aufweisen, durchgeführt wer –
den.
• Kinder und Jugendliche mit einer positiven
Chagas-Serologie sollen zur weiteren Be –
treuung einem pädiatrischen Infektiologen
zugewiesen werden.
• Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf
oder klinischen Zeichen einer Chagas-
Krankheit sollten zur weiteren Abklärung
einem pädiatrischen Infektiologen zugewie –
sen werden.
report.org/library ). Unter allen parasitären
Krankheiten weist Malaria die höchste Morta –
lität auf; 2012 starben über 400000 Kinder
< 5 Jahren an Malaria
44). An Malaria denken
soll man bei jedem Kind mit Fieber, mit oder
ohne zusätzliche klinische Symptome, wel -
ches sich während den vergangenen 6–12
Monaten in einem Malariaendemiegebiet auf -
gehalten hat. Die Inkubationszeit beträgt im
A llgemeinen 7–15 Tage, kann ab er in seltenen
Fällen bis zu mehreren Jahren dauern. Es
können zusätzlich Symptome wie Erbrechen,
Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Gelenk-
oder Muskelschmerzen auftreten. Klinisch
können eine Leber- und Milzvergrösserung
sowie Ikterus festgestellt werden.
Empfehlungen für Abklärung
und Nachkontrollen
• Ein routinemässiges Malariascreening bei
asylsuchenden Kindern und Jugendlichen
wird nicht empfohlen.
• Pädiatrische Patienten mit einer Malaria
sollte durch erfahrene Kliniker betreut
werden und Patienten mit vermuteter Ma -
laria sollten unbedingt notfallmässig an ei -
nen pädiatrischen Infektiologen oder einen
Tropenmediziner überwiesen werden.
Chagas-Krankheit
Die Chagas-Krankheit wird durch Trypanosoma
cruzi verursacht und durch Raubwanzen über -
tragen. Die Übertragung durch den Vektor er -
folgt ausschliesslich im amerikanischen Konti -
nent, wo Millionen Menschen infiziert sind. Die
Infektion kann auch durch Blutprodukte, Org -
antransplantation, sowie vertikal stattfinden,
wobei das Risiko der Übertragung von der
Mutter auf das Kind 5 % beträgt
45). Weltweit
leben 5–6 Millionen chronisch infizierte Men -
schen, ca. 50000 Fälle treten jährlich neu auf.
Importierte Chagasfälle sind in Europa nicht
selten. Eine aktuelle Schätzung beruhend auf
der Zahl Einwanderer aus Chagas-Endemiege -
bieten vermutet, dass 1500 bis 4000 Men -
schen mit Chagas-Krankheit in der Schweiz
leben
46). In einer in G enf dur chgef ühr ten Studie
bei 1012 Migranten aus Lateinamerika wurde
bei 12.8 % eine positive Serologie für Chagas
festgestellt; die Mehrzahl dieser Personen
stammte aus Bolivien
47).
Die akute Chagas–Infektion ist im Allgemeinen
symptomfrei, ungeachtet der Eintrittspforte.
Die akute Infektion wird von einer ebenfalls
asymptomatischen Latenzphase gefolgt, die
lebenslang dauern kann. Ein Drittel der Patien -
ten entwickelt jedoch im Verlaufe des Lebens,
Material Empfohlener Test für
alle asylsuchenden Kinder
und Jugendlichen Test empfohlen je nach
Alter, Risikofaktoren und
Epidemiologie
Blut
HBsAg, anti-HBc
HIV-1/HIV-2 Antikörper
+/- Tetanus Antikörper
(1 Mt. nach Booster) Chagas Serologie
Interferon gamma release assay
(IGRA)
Schistosomiasis-Serologie
Strongyloides-Serologie
Syphilis-Serologie
(TPPA oder ähnliche)
Stuhl 3 x für Parasiten
Andere Tuberkulinhauttest (< 5 Jahren) Tuberkulinhauttest
Tabelle 6: Checkliste für die empfohlenen Untersuchungen
1J.-C Métra
18
Spezialnummer Migranten 2016
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health/publications/rtis/stisestimates/en/ .
VerdankungMario Gehri, Christoph Hatz, Fabienne Jäger, Claire-
Anne Siegrist und den Mitgliedern der Eidgenössischen
Kommission für Impffragen und der Interkantonalen
Kontrollstelle für Heilmittel sei herzlich für ihre hilfrei -
chen Anregungen und Kommentare gedankt.
Korrespondenzadresse
PD Dr. med Nicole Ritz
Universitäts-Kinderklinik beider Basel UKBB
Spitalstrasse 33, CH- 4031 Basel
nicole.ritz@ unibas.ch
Die Autoren haben keine finanzielle Unterstüt -
zung und keine anderen Interessenkonflikte im
Zusammenhang mit diesem Bietrag deklariert.
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gov/globalhealth/ntd/ ) Missbrauch und/oder entsprechenden kli -
nischen Befunden stattfinden. Kulturen
und/oder PCR für C. trachomatis und N.
gonorrhoeae wer den aus Konjunk ti va - , Ur e -
thra- oder Vaginalabstrichen oder Erst -
strahlurin, Kulturen und/oder PCR von T.
vaginalis aus Vaginalausfluss oder Urin
durchgeführt.
Zusammenfassung
der Empfehlungen
Die Tabelle 6 zeigt eine Checkliste für die
Abklärung von Infektionskrankheiten bei ge -
sund wirkenden asylsuchenden Kindern und
Jugendlichen.
Schlussfolgerung
Das Ziel dieser Leitline ist es, die Gesundheit
von asylsuchenden Kindern, Jugendlichen und
Familien zu verbessern oder zu erhalten. Die
frühe Erkennung und Behandlung von Infekti -
onskrankheiten, die in der Migrantenpopula -
tion verbreitet sind, liegt in der Verantwor -
tung aller Haus- und Kinderärzte in der
Schweiz. Eine konsequente und schnelle
Nachimpfungen aller asylsuchenden Kinder
und Jugendlichen sind ebenso wichtig, um
Ausbrüche ansteckender Krankheiten zu ver -
hindern und damit auch die einheimische
Bevölkerung zu schützen.
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1J.-C Métra
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
Prof. Dr. med. Ulrich Heininger , Leitender Arzt und Chefarzt Stv. Pädiatrie Abteilungsleiter Pädiatrische Infektiologie und Vakzinologie, Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), Basel