Repellents werden zum Schutze vor Stichen von Insekten und Zecken eingesetzt. Auf dem Markt sind zahlreiche Produkte mit verschiedenen Substanzen und daraus resultierenden verschiedenen Wirkungsspektren erhältlich.
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Vol. 16 No. 3 2005 Fortbildung / Formation continue
Einleitung
Repellents werden zum Schutze vor Stichen
von Insekten und Zecken eingesetzt. Auf dem
Markt sind zahlreiche Produkte mit ver-
schiedenen Substanzen und daraus resul-
tierenden verschiedenen Wirkungsspektren
erhältlich. Vor allem die Anwendung bei Kin-
dern ist problematisch, weil nicht alle Pro-
dukte für diese zugelassen sind oder emp-
fohlen werden können.
Ziele
Im Rahmen der folgenden Ausführungen wer-
den die in der Schweiz häufig angewandten
Repellents vorgestellt. Eine Übersicht zeigt
die Anwendungsbereiche und spezielle Im-
plikationen, insbesondere die Anwendbarkeit
bei Kindern.
Fallvorstellung
Ein 11-monatiger Knabe präsentiert sich im
Sommer in einer Notfallaufnahme mit einem
generalisierten tonisch-klonischen Krampf-
anfall und Fieber. Die Krampfbehandlung ge-
staltet sich schwierig, das Krampfereignis
kann mit den üblichen Antikonvulsiva nicht
unterbrochen werden. In der weiteren Folge
der Behandlung kommt es zum Kreislauf-
stillstand, an dem das Kind verstirbt. Da es
sich um einen aussergewöhnlichen Todesfall
handelt, wird eine gerichtsmedizinische
Untersuchung eingeleitet. Im Blut des Kindes
wird eine signifikante Menge von Diethylto-
luamid (DEET) gefunden, was als eine mög-
liche Ursache beziehungsweise Mitursache
für das Krampfereignis angesehen wird. Da
DEET einer der häufigsten, in Repellents ver-
wendeten Wirkstoffe ist, veranlasst uns die-
ses Ereignis, mehr über die mögliche Ge-
fährlichkeit von DEET und anderen Repel-
lentswirkstoffen in Erfahrung zu bringen.
Substanzen und Hintergründe
Repellere (lat.) bedeutet abwehren, fernhal-
ten. Repellents sind Stoffe, die Insekten fern-
halten. Im Gegensatz zu Insektiziden, welche
die Insekten nach direktem Kontakt abtöten,
bilden Repellents durch Verdampfung überder Haut einen wenige Millimeter dicken
Schutzmantel, welcher das olfaktorische Sys-
tem der Angreifer stört und diese fernhält.
Grundsätzlich ist zwischen synthetischen und
biologischen Repellents zu unterscheiden.
Untersuchungen auf die Wirksamkeit haben
gezeigt, dass biologische Repellents den syn-
thetischen, insbesondere in der Wirkdauer,
unterlegen sind.
Ein gutes Repellent sollte ein breites Wir-
kungsspektrum haben, seine Wirkung wäh-
rend mindestens einer Dauer von acht
Stunden beibehalten, keine Irritationen auf
der Haut oder andere Nebenwirkungen her-
vorrufen sowie geruchlos und chemisch sta-
bil sein. Folgende Wirkstoffe kommen diesen
Anforderungen am nächsten und werden ent-
sprechend oft in Repellents verwendet.
N,N-Diethyl-3-methylbenzamid (DEET)
Wirkungsspektrum:Bremsen, Fliegen, Milben,
Stechmücken, Zecken.
Wirkungsstärke:hoch, tropentauglich nur Pro-
dukte mit > 20% DEET (= über theoretisch to-
xikologischem Risiko).
Nebenwirkungen:Bei unsachgemässer topi-
scher Anwendung (zu hohe Konzentration, zu
häufige Wiederholung pro Zeiteinheit, An-
wendung über längere Zeit = Wochen bis Mo-
nate) kann es zu Störungen des ZNS (Ataxie,
Encephalopathie, Kopfschmerzen, Krämpfe,
Tremor) kommen. Im Weiteren werden kar-
diovaskuläre (Bradykardie, Hypotonie), ku-
tane (Urtikaria, hämorrhagische Bullae) und
allergische (Anaphylaxie, generalisiertes An-
gioödem, Kontaktdermatitis, Pruritus) Ne-
benwirkungen beschrieben. Bei Augenkon-
takt kann es zudem zu Verletzungen der Kon-
junktiven kommen. Die orale Einnahme von
DEET führt im Vergleich zur topischen An-
wendung zu höheren Serumkonzentrationen
und dementsprechend schwerwiegenderen
Komplikationen.
Ethyl-butylacetylaminopropionat (EBAAP)
Wirkungsspektrum:Bienen, Bremsen, Flie-
gen, Stechmücken, Wespen, Zecken.
Wirkungsstärke:im Vergleich zu DEET weni-
ger effektiv.
Nebenwirkungen:keine bekannt.Hydroxyethyl-Isobutyl-Piperidin-
carboxylat (Bayrepel
®)
Wirkungsspektrum:Bremsen, Fliegen, Stech-
mücken, Zecken.
Wirkungsstärke:mit DEET vergleichbar, auch
in Bezug auf Anwendung in den Tropen.
Nebenwirkungen:keine bekannt.
Daneben gibt es viele biologische Substan-
zen wie ätherische Öle (z.B. Zitronellenöl)
oder orale Repellents (z.B. Knoblauchex-
trakte), deren Wirkung deutlich geringer, be-
ziehungsweise fraglich ist.
Allgemeine Empfehlungen
Grundsätzlich muss zwischen Prophylaxe in
der Schweiz, Europa und in den Tropen unter-
schieden und diesbezüglich eine Gefahren-
Nutzen-Abwägung vorgenommen werden
(in der Schweiz sind Mückenstiche lediglich
unangenehm, ohne Gefahr der Übertra-
gung, wie z.B. Malaria).
Gemäss den Herstellern von Repellents
sollen entsprechende Produkte frühestens
ab 12 Monaten angewendet werden. Im ers-
ten Lebensjahr soll der Schutz mit Kleidern
(sattes, nicht anliegendes, helles Gewebe)
und Mückengittern bzw. Moskitonetzen er-
folgen.
Aufgrund der Literatur gibt es aber auch
Empfehlungen, welche bereits ab dem 6. Le-
bensmonat DEET enthaltende Repellents zu-
lassen. Die Anwendung soll sich dabei bei
Kindern zwischen 6 Monaten und 2 Jahren
auf eine Applikation pro 24 Stunden und bei
Kindern zwischen 2 und 12 Jahren auf drei
Applikationen pro 24 Stunden beschränken.
Gemäss diesen Empfehlungen sollen Repel-
lents nicht über längere Zeit, d.h. Wochen
hinweg, angewendet werden und die maxi-
male Konzentration von 10% DEET für Kinder
bis zu 12 Jahren nicht überschreiten. Die
diesbezüglich zum Teil unterschiedlichen
Empfehlungen der einzelnen Firmen sollten
beachtet werden (Tabellenübersicht).
Repellents nicht auf Wunden, irritierte Haut-
stellen (inkl. Sonnenbrand), Schleimhäute
und Hände von Kleinkindern (abschlecken!)
auftragen.
Um die Wirkung von Repellents zu erhöhen,
können diese auf die Kleider gesprüht wer-
den (verdunstet weniger schnell als auf der
Haut). Es ist jedoch zu beachten, dass ge-
Repellents
Ricarda Hoop, Sergio Stocker, Zürich
Karin Walser, Luzern
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wisse Substanzen wie DEET synthetische
Stoffe beschädigen können. Die Anwendung
auf Baumwolle und Wolle ist gemäss Emp-
fehlungen der Firmen kein Problem.
Bayrepel
®ist das einzige Produkt, welches auf
allen Textilien anwendbar ist. Während DEET
nur auf Nylon, nicht aber auf anderen Kunst-
fasern angewendet werden sollte, kann
EBAAP auf alle Kunstfasern gesprüht werden.
Sowohl DEET wie auch EBAAP können Plastik
und lackierte Flächen beschädigen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Repellents
und Sonnenschutz, Repellents erst 15 Mi-
nuten nach dem Sonnenschutz auftragen, da
sonst der Sonnenschutz bis zu 33,5% an Wir-
kung verlieren kann. Grundsätzlich auf ge-
nügenden Sonnenschutzfaktor achten.
Repellents sollten an einem für Kinder un-erreichbaren Ort aufbewahrt werden (Gefahr
der akzidentellen Ingestion, da keine kin-
dersicheren Verschlüsse).
In der Schwangerschaft sollten, abgesehen
von biologischen Substanzen, keine Repel-
lents angewendet werden, da eine terato-
gene Wirkung nicht mit Sicherheit ausge-
schlossen werden kann.
Referenzen
1) Gideon Koren, Doreen Matsui, Benoit Bailey. DEET-ba-
sed insect repellents: safety implications for children
and pregnant lactating women. Canadian Medical As-
sociation Journal, 2003;169 (3)
2) Mark S. Fradin, MD. Mosquitoes and Mosquito Re-
pellents: A Clinician´s Guide. Annals of Internal Me-
dicine, 1998; 128: 931–40
Produktempfehlungen von:
3 Eduard Vogt AG, Müllerstrasse 3,
8604 Volketswil. Tel. 01 946 00 66
3 Johnson Wax AG, Riedstrasse 14,
8953 Dietlikon. Tel. 01 744 38 00
3 Reckitt Benckiser AG, Im Hölderli 19,
8405 Winterthur. Tel 052 234 88 00
3 Spirig Pharma AG, Froschackerstrasse 6,
4622 Egerkingen. Tel 062 387 87 00
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Ricarda Hoop
Universitäts-Kinderklinik Zürich
Steinwiesstrasse 75
8032 Zürich
ricarda.hoop@kispi.unizh.c
h
Tabelle: Übersichtstabelle häufiger Produkte und ihre Anwendung (gemäss Empfehlungen der Firmen) a) siehe Text
Wirkstoffe bis 12 1–3 Jahre ab 3 Jahren Neuroder- Anwendungs- Wirkungs- Schutz in Preis
a) Monate mitiker bereich spektrum Stunden Fr.
ExoPic 8
®(Spirig) 10% DEET nein ja ja ja Arme, Beine, Mücken 8 9.90
Lotion, 50 g (1x tgl.) (sparsam) Gesicht
Fliegen, Bremsen,
Zecken, Milben 2–3
ExoPic Kids
®(Spirig) 10% EBAAP nein ja ja (ja) Arme, Beine, Mücken 8 14.45
Spray, 100 ml (ab 2 Jahren, Kopfhaare
Fliegen, Bremsen, 4
1x tgl.)
Zecken, Milben
ExoPic12 Forte
® 20% DEET nein nein nein nein Arme, Beine, Mücken 12 14.80
(Spirig) (ab 6 Jahren Kopfhaare
Fliegen, Bremsen, 4
Spray, 100 ml möglich)
Zecken, Milben
Antibrumm Forte
® 28% DEET nein nein ja (sparsam) keine keine näheren Mücken, Fliegen, 12 13.50
(Eduard Vogt) Angaben Angaben Bremsen, Flöhe,
Spray, 150 ml Läuse, Milben
Zecken 4
Antibrumm Sensitive
® 15% EBAAP nein ja ja (sparsam) keine keine näheren Mücken, Fliegen, 5 12.60
(Eduard Vogt) (sparsam) Angaben Angaben Bremsen
Lotion, 130 ml
Antibrumm Universel
® 18% EBAAP nein ja ja (sparsam) keine keine näheren Mücken, Fliegen, 5 11.50
(Eduard Vogt) (sparsam) Angaben Angaben Bremsen
Spray, 150 ml
Autan Family
® 20% Bayrepel ® nein nein ja keine Arme, Beine, Mücken, Bremsen 8 12.80
(SC Johnson) (mit (bis 2 Jahre) (ab 2 Jahren) Angaben Gesicht, Hals,
Spray, 100 ml Aloe Vera) Kopfhaare
Autan Active
® 20% Bayrepel ® nein nein ja keine Arme, Beine Zecken 4 12.80
(SC Johnson) (bis 2 Jahre) (ab 2 Jahren) Angaben Gesicht, Hals,
Spray, 100 mlKopfhaare
Kik Active
® 20% DEET nein nein ja keine keine bis 12 Stunden Schutz 9.20
(Reckitt Benckiser) (sparsam) Angaben Angaben ohne nähere Bezeichnung
Spray, 100 ml
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
Dr. med. Ricarda Hoop , Universitäts-Kinderklinik Zürich