Die ersten Empfehlungen zur Betreuung von Frühgeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit in der Schweiz wurden im Jahre 2002 veröffentlicht.
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Vol. 23 Nr. 1 2012 E m p f e h l u n g e n
und 2011 von der Schweizerischen Gesell-
schaf\b für Gynäkologie und Gebur\bshilfe
(SGGG), der Akademie für fe\boma\bernale
Medizin (AFMM), dem Schweizerischen Heb –
ammenverband (SHV), der Schweizerischen
Gesellschaf\b für Pädia\brie (SGP), der Schwei –
zerischen Gesellschaf\b für Neona\bologie
(SGN) und der Schweizerischen Gesellschaf\b
für En\bwicklungspädia\brie (SGEP) geneh –
mig\b. Wie berei\bs im Jahre 2002 un\bers\bü\bz\b
die Zen\brale E\bhikkommission (ZEK) der
SAMW die neuen Empfehlungen. Die Emp –
fehlungen wurden im Swiss Medical Weekly
in englischer Sprache publizier\b
25) und kön –
nen über www.smw.ch oder via PubMed
online gelesen oder als PDF herun\bergeladen
werden (open access). An dieser S\belle sol –
len lediglich die wesen\blichen Neuerungen
hervorgehoben und eine deu\bsche Version
der Zusammenfassung präsen\bier\b werden.
Was \bst neu?
Im Vergleich zur Version aus dem Jahre 2002
en\bhal\ben die neuen Empfehlungen evidenz –
basier\be Informa\bionen über gebur\bsmedizi –
nische Massnahmen, insbesondere zur fe\ba –
len Lungenreifung und zum S\bellenwer\b der
Sec\bio-En\bbindung. In den al\ben Empfehlun –
gen basier\ben die vorgeschlagenen Vorge –
hensweisen in ers\ber Linie auf dem Ges\ba\bi –
onsal\ber. In den revidier\ben Empfehlungen
werden neben dem Ges\ba\bionsal\ber zusä\bz –
liche, präna\bal eruierbare Fak\boren, die ei –
nen erheblichen Einfluss auf die Prognose
haben, mi\bberücksich\big\b (Tabelle). Die Grau –
zone wird enger definier\b, ihre Grenzen aber
werden weniger absolu\b gesehen, um eine
individualisier\be Vorgehensweise an der
E\bnle\btung
Die ers\ben Empfehlungen zur Be\breuung von
Frühgeborenen an der Grenze der Lebens –
fähigkei\b in der Schweiz wurden im Jahre
2002 veröffen\blich\b
1). Als Grundlage dien\ben
damals un\ber anderem Empfehlungen euro –
päischer
2), 3) und kanadischer Fachgrup –
pen 4), sowie die relevan\ben medizinisch-
e\bhischen Rich\blinien der Schweizerischen
Akademie der Medizinischen Wissenschaf –
\ben (SAMW)
5), 6) . Revidier\be Empfehlungen
aus Nordamerika und Europa 7)–11) , neue
Empfehlungen aus wei\beren Ländern 12)–17)
und neue Da\ben zu Mor\bali\bä\b und Morbidi –
\bä\b
18)–22) , insbesondere auch aus der
Schweiz23), 24) , haben Anlass dazu gegeben,
die Empfehlungen für die Schweiz zu über –
arbei\ben.
Na\bionale Empfehlungen sind no\bwendig, da
e\bhische En\bscheidungsfindungen nich\b al -leine auf allsei\bs anerkann\ben e\bhischen
Prinzipien basieren, sondern durch gesell
–
schaf\bliche, ökonomische und legale Über –
legungen mi\b beeinfluss\b werden. Quali\ba\biv
gu\be Da\ben zu erzielbaren Langzei\bresul\ba –
\ben sind ebenfalls wich\big und die verfügba –
ren S\budien belegen, dass die Resul\ba\be
zwischen verschiedenen Ländern erheblich
variieren
18)–24) . Aus diesen Gründen is\b davon
auszugehen, dass Empfehlungen aus ande –
ren Ländern nich\b ohne wei\beres auf die
Schweiz über\bragbar sind. Eine Akzep\banz
der Empfehlungen is\b aber anzus\breben, um
die Behandlungsvariabili\bä\b zwischen den
Zen\bren, die Schwangere mi\b hohem Risiko
für eine Frühgebur\b und Frühgeborene an
der Grenze der Lebensfähigkei\b in der
Schweiz be\breuen, zu minimieren.
Die vorliegenden Empfehlungen wurden
durch eine Kommission von erfahrenen
Spezialis\ben ausgearbei\be\b. Die vorgeschla –
genen Änderungs- und Ergänzungsvorschlä –
ge wurden an fünf Workshops in den Jahren
2009 und 2010 ausführlich disku\bier\b. Die
neuen Empfehlungen wurden von allen Mi\b –
gliedern der Arbei\bsgruppe gu\bgeheissen
Perinatale Betreuung an der Grenze der
Lebensfähigkeit zwis\bhen 22 und 26
vollendeten S\bhwangers\bhaftswo\bhen
Revision der Schweizer Empfehlungen aus dem Jahre 2002
T. M. Berger*, V. Berne\b*, S. El Alama***, J.- C. Fauchère*, I. Hösli**, O. Irion**, C. Kind*,
B. La\bal****, M. Nelle*, R. E. Pfis\ber*, D. Surbek**, A. C. Tru\b\bmann*, J. Wisser**,
R. Zimmermann**
* Schweizerische Gesellschaf\b für Neona\bologie
** Schweizerische Gesellschaf\b für Gynäkologie und Ge –
bur\bshilfe und Schweizerische Akademie für fe\boma\ber –
nale Medizin
*** Schweizerischer Hebammenverband
**** Schweizerischen Gesellschaf\b für En\bwicklungs pädia\brie
Tabelle: Einfluss von präna\bal eruierbaren Zusa\bzfak\boren (Geschlech\b, Lungenreifungsinduk\bion (LRI), Einling/Mehrling, Gebur\bsgewich\b)
auf Wahrscheinlichkei\b eines Überlebens ohne schwere oder sehr schwere Behinderung (nach Tyson e\b al. 20)) 1) in Prozen\b aller Lebendgeborenen (n = 4446)
2) sehr schwere Behinderung (profound impairmen\b) im Al\ber von 18–22 Mona\ben: • Bayley score < 50 (nich\b \bes\bbar)
• level 5 für GMF (gross mo\bor func\bion)
3) schwere Behinderung (severe impairmen\b) im Al\ber von 18–22 Mona\ben: • PDI und/oder MDI ≤ 70
• mi\b\belschwere bis schwere CP
• bila\berale Blindhei\b
• bila\berale Schwerhörigkei\b, die Hörgerä\be er forderlich mach\b
Diese Schä\bzungen basieren auf s\bandardisier\ben Un\bersuchungen von ehemaligen Frühgeborenen im Al\ber von 18–22 Mona\ben, die zwischen 1998 und 2003 in einem
Neona\bal Research Ne\bwork Zen\brum der NICHD mi\b einem Ges\ba\bionsla\ber von 22–25 SSW und einem Gebur\bsgewich\b zwischen 401 und 1000 g geboren wurden. Ou\bborns
und Frühgeborene mi\b schweren angeborenen Fehlbildungen wurden ausgeschlossen.
Gestationsalter
(SSW) Ges\bhle\bht
Geburts
gewi\bht Einling
LRIÜberlebens
rate 1) Überleben ohne sehr
s\bhwere Behinderung 1), 2) Überleben ohne s\bhwere Behinderung 1), 3)
24 0/7–24 6/7 m 600 gneinnein 27% 15% 7%
24 0/7–24 6/7 w600 gneinnein 36% 24% 14%
24 0/7–24 6/7 w800 gneinnein 63% 48% 34%
24 0/7–24 6/7 w800 g janein 67% 53% 39%
24 0/7–24 6/7 w800 g jaja 82% 71% 57%
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Ges\ba\bionsal\ber < 24 SSW in der Regel auf
Pallia\bivmassnahmen beschränken soll.
Gebur\bsmedizinische Massnahmen (z. B.
eine Sec\bioen\bbindung) sind aus fe\baler In -
dika\bion in der Regel nich\b indizier\b. Sie
können kombinier\b mi\b einer vorläufigen
in\bensivmedizinischen Be\breuung des Früh -
geborenen in ausgewähl\ben Fällen sinnvoll
sein, z. B. nach der vollende\ben 23. SSW,
wenn mehrere der berei\bs erwähn\ben prä -
na\bal erkennbaren Zusa\bzfak\boren die Pro -
gnose güns\big beeinflussen oder zuvor
eingehend aufgeklär\be El\bern auf dem Ein -
sa\bz lebenserhal\bender Massnahmen be -
s\behen (Abb. 1) .
Bei Frühgeborenen mi\b einem Ges\ba\bions -
al\ber von 24 0/7–24 6/7 SSW kann die
Beur\beilung schwierig sein, ob das durch
die gebur \bsmedizinischen Massnahmen
(z. B. Sec\bioen\bbindung) und die in\bensiv -
medizinische Behandlung des Frühgebore -
nen zugefüg\be Leiden angesich\bs der be -
grenz\ben Erfolgschancen zumu\bbar is\b. Die
Kons\bella\bion der vorliegenden prognos -
\bisch relevan\ben Zusa\bzfak\boren kann in
dieser Si\bua\bion für die gemeinsame En\b -
scheidfindung mi\b den El\bern rich\bungwei -
send sein (Abb. 2) .
Bei Frühgeborenen mi\b einem Ges\ba\bions -
al\ber zwischen 25 0/7 bis 25 6/7 SSW sind
fe\bale Überwachung, gebur\bsmedizinische
Massnahmen und eine in\bensivmedizini -
Grenze der Lebensfähigkei\b zu ermöglichen.
Die Bedeu\bung der Kommunika\bion wird er
-
neu\b be\bon\b und die Rolle der El\bern bei der
En\bscheidungsfindung wird de\baillier\ber dar -
ges\bell\b.
Zusammenfassung
Diese Empfehlungen beziehen sich auf die
perina\bale Be\breuung von Schwangeren mi\b
hohem Risiko für eine Frühgebur\b und von
Frühgeborenen an der Grenze der Lebens -
fähigkei\b (Ges\ba\bionsal\ber zwischen 22 und
26 vollende\ben SSW). Sie rich\ben sich an
Ärz\be, Hebammen, Pflegefachpersonen und
Mi\bglieder anderer Berufsgruppen, die bei
dieser Be\breuung mi\bwirken (zur sprachli -
chen Vereinfachung wird im folgenden Tex\b
bei Personenangaben nur die männliche
Form gebrauch\b).
Die perina\bale Be\breuung von Schwangeren
mi\b hohem Risiko für eine Frühgebur\b und
Frühgeborenen an der Grenze der Lebens -
fähigkei\b (22–26 vollende\be Schwanger -
schaf \bswochen) muss mul\bidisziplinär
durch ein er fahrenes perina\bologisches
Team erfolgen. Dabei is\b zu berücksich\bi -
gen, dass sowohl die eingeschränk\be Präzi -
sion der Bes\bimmung des Ges\ba\bionsal\bers
und des geschä\bz\ben fe\balen Gewich\bes als
auch die biologische Variabili\bä\b das Vorge -
hen im individuellen Fall en\bscheidend be -
einflussen können. Die für die Schwangere und das Frühgebo
-
rene zu \breffenden En\bscheidungen sind
komplex und von wei\breichender Bedeu -
\bung. Ein möglichs\b umfassendes und ein -
fühlsames Präna\balgespräch, das in ver-
s\bändlicher Sprache von Neona\bologen und
Gebur\bshelfern gemeinsam mi\b den El\bern
geführ\b wird, is\b wich\big, um eine Ver\brau -
ensbasis aufzubauen und Un\bers\bü\bzung zu
bie\ben. Die En\bscheidungen werden in ei -
nem kon\binuierlichen Dialog zwischen allen
Be\beilig\ben (Ärz\be, Hebammen, Pflegeper-
sonal und El\bern) erarbei\be\b und haben zum
Ziel, die Massnahmen zu ergreifen, die im
In\beresse des Kindes und der Schwangeren
als die bes\ben erach\be\b werden.
Die Kenn\bnis ak\bueller nach Ges\ba\bionsal\ber
abges\buf\ber Mor\bali\bä\bs- und Morbidi\bä\bs -
s\ba\bis\biken, sowie deren Beeinflussung
durch präna\bal eruierbare Zusa\bzfak\boren
(fe\bales Gewich\b, Geschlech\b, Lungenrei -
fungsinduk\bion erfolg\b oder nich\b, Mehr-
lingsschwangerschaf\b oder Einlingsschwan -
gerschaf\b), und die Anwendung anerkann\ber
e\bhischer Grundprinzipien bilden dabei die
Basis für ein veran\bwor\bungsvolles Vorge -
hen. Die Kommunika\bion zwischen den
be\beilig\ben En\bscheidungs\brägern spiel\b
eine zen\brale Rolle.
Die Mi\bglieder der in\berdisziplinären Ar-
bei\bsgruppe schlagen vor, dass sich die
Be\breuung von Frühgeborenen mi\b einem
23 0/7–23 6/7
primäre Einschä\bzung
Intensivmedizin ni\bht indiziert (Belas\bung nich\b zumu\bbar)
mehrere posi\bive prognos\bische Fak\boren
sekundäre Einschä\bzung
Intensivmedizin bedingt empfohlen (Belas\bung wahrscheinlich zumu\bbar)
En\bscheidungsfindung
zusammen mi\b den El\bern
pallia\bive
Massnahmen vorläufige
In\bensivmedizin
Abb. 1: Einfluss posi\biver Zusa\bzfak\boren
und Rolle der el\berlichen Au\bori\bä\b beim
Abwägen der Therapieop\bionen für Früh -
geborene mi\b einem Ges\ba\bionsal\ber von
23 0/7–23 6/7 SSW
24 0/7–24 6/7
primäre Einschä\bzung
Intensivmedizin bedingt empfohlen (Belas\bung wahrscheinlich zumu\bbar)
mehrere nega\bive prognos\bische Fak\boren
sekundäre Einschä\bzung
Intensivmedizin ni\bht empfohlen
(Belas\bung wahrscheinlich nich\b zumu\bbar)
En\bscheidungsfindung
zusammen mi\b den El\bern
mehrere nega\bive prognos\bische Fak\boren
sekundäre Einschä\bzung:
Intensivmedizin empfohlen (Belas\bung zumu\bbar)
En\bscheidungsfindung
zusammen mi\b den El\bern
Abb. 2: Einfluss posi\biver, resp. nega\biver Zusa\bzfak\boren und Rolle der el\berlichen Au\bori\bä\b
beim Abwägen der Therapieop\bionen für Frühgeborene mi\b einem Ges\ba\bionsal\ber von
24 0/7–24 6/7 SSW
pallia\bive
Be\breuung vorläufige
In\bensivmedizin pallia\bive
Be\breuung vorläufige
In\bensivmedizin
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Vol. 23 Nr. 1 2012 E m p f e h l u n g e n
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Korrespondenzadresse
Prof. Dr. T. M. Berger
Neona\bologische und Pädia\brische In\bensiv -
pfleges\ba\bion
Kinderspi\bal Luzern
6000 Luzern
\bhomas.berger@luks.ch
sche Be\breuung des Frühgeborenen in der
Regel indizier\b. Liegen allerdings mehrere
prognos\bisch ungüns\bige Zusa\bzfak\boren
vor, kann bei der gemeinsamen En\bscheid
-
findung mi\b den El\bern eine rein pallia\bive
Be\breuung des Frühgeborenen in Be\brach\b
gezogen werden (Abb. 3) .
Ein erfahrenes Neona\bologie-Team soll\be bei
allen Gebur\ben, die nach 23 0/7 SSW s\ba\b\b -
finden, involvier\b werden, um zusammen mi\b
den El\bern individuell zu en\bscheiden, ob der
Einsa\bz in\bensivmedizinischer Massnahmen
gerech\bfer\big\b erschein\b oder nur Pallia\biv -
massnahmen zur Anwendung kommen sol -
len (sog. primary non-in\berven\bion) . Aus die-
sem Grunde müssen alle Schwangeren mi\b
drohender Frühgebur\b oder vorzei\bigem Bla -
sensprung spä\bes\bens ab der 23 0/7 SSW in
ein perina\bologisches Zen\brum mi\b ange -
schlossener neona\bologischer In\bensivs\ba\bi -
on verleg\b werden. In unklaren Fällen kann
es sinnvoll sein, eine in\bensivmedizinische
Be\breuung zu beginnen und das Frühgebore -
ne in die Neugeborenen-In\bensivs\ba\bion zu
verlegen (provisional in\bensive care) . Der
klinische Verlauf und wei\bere Gespräche mi\b
den El\bern können dann Klarhei\b darüber
verschaffen, ob die in\bensivmedizinischen
Massnahmen for\bgese\bz\b oder abgebrochen
werden sollen.
Solange aufgrund engmaschiger Beur\bei -
lungen berech\big\be Hoffnung darauf be -
s\beh\b, dass das Frühgeborene überleben
kann und die begonnene In\bensiv\bherapie
für das Kind zumu\bbar is\b, werden die er-
griffenen Massnahmen for\bgese\bz\b. Müs-
sen das be\breuende Team und die El\bern
jedoch erkennen, dass das durch die The -
rapie zugemu\be\be Leiden angesich\bs der
sehr ungüns\big gewordenen Prognose un -
verhäl\bnismässig geworden is\b, verlieren
die in\bensivmedizinischen Massnahmen
ihren Sinn, und andere Aspek\be der Be\breu -
ung (Linderung von Schmerzen und Leiden)
werden priori\bär (redirec\bion of care) . Wird
auf lebenserhal\bende In\berven\bionen ver-
zich\be\b (primär oder sekundär), soll\be alles
ge\ban werden, um dem Kind ein menschen -
würdiges S\berben zu ermöglichen (comfor\b
care) und die El\bern in der S\berbebeglei\bung
zu un\bers\bü\bzen.
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Abb. 3:
Einfluss nega\biver Zusa\b z fak\boren
und Rolle der el\berlichen Au\bori\bä\b beim
Abwägen der Therapieop\bionen für Früh -
geborene mi\b einem Ges\ba\bionsal\ber von
25 0/7–25 6/7 SSW
25 0/7–25 6/7
primäre Einschä\bzung
Intensivmedizin indiziert (Belas\bung zumu\bbar)
mehrere nega\bive prognos\bische Fak\boren
sekundäre Einschä\bzung
Intensivmedizin bedingt empfohlen (Belas\bung wahrscheinlich zumu\bbar)
En\bscheidungsfindung
zusammen mi\b den El\bern
pallia\bive
Massnahmen vorläufige
In\bensivmedizin
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
PD Dr. Thomas Berger , Neonatologische und Pädiatrische Intensivpflegestation V. Bernet S. El Alama PD Dr. med. Jean-Claude Fauchère , Klinik für Neonatologie, Universitätsspital, Zürich Irene Hösli O. Irion Dr. med. Christian Kind Prof. Dr. med. Bea Latal , Abteilung Entwicklungspädiatrie, Universitäts-Kinderspital Zürich, Steinwiesstrasse 75, 8032 Zürich Mathias Nelle , Abteilung Neonatologie, Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Inselspital, Bern Riccardo Pfister , Service de Néonatologie et Soins Intensifs pédiatriques, Hôpitaux Universitaires de Genève et Université de Genève D. Surbek Prof. Dr med. Anita Truttmann , Service de Néonatologie, Département Femme-Mère-Enfant, Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, Lausanne J. Wisser R. Zimmermann Andreas Nydegger