Die Swiss Paediatric Surveillance Unit (SPSU) ist ein Meldesystem zur Erfassung von seltenen pädiatrischen Krankheitsbildern und seltenen Komplikationen häufigerer Krankheiten von Kindern unter 16 Jahren, die im Spital behandelt werden (Zimmermann et al. Soz Präventivmed 1995; 40: 392–5). Betrieben wird die SPSU von pädiatrie schweiz und vom Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Die Vollversion des SPSU 2-Jahresberichts 2021/2022 finden Sie auf dem Internet unter: www.spsu.ch
Im Rahmen der Swiss Paediatric Surveillance Unit (SPSU) wurden in den Jahren 2021 und 2022 folgende Krankheitsfälle gemeldet:
2021: von 29 beteiligten pädiatrischen Ausbildungskliniken wurden für sechs laufende Studien insgesamt 582 sichere Krankheitsfälle erfasst: 521 SARS-CoV-2 Infektionen, 25 kongenitale Zytomegalie, 17 invasive Infektionen Gruppe A Streptokokken, zehn Varizellen-Zoster Virus (VZV) assoziierte Hospitalisationen, acht akute schlaffe Lähmung, als Indikator der Poliomyelitisüberwachung und einer Vitamin-K Mangelblutung.
2022: von 29 beteiligten pädiatrischen Ausbildungskliniken wurden für sieben laufende Studien insgesamt 910 sichere Krankheitsfälle erfasst: 680 SARS-CoV-2, 104 invasive Infektionen Gruppe A Streptokokken, 81 Varizellen-Zoster Virus (VZV) assoziierte Hospitalisationen, 34 kongenitale Zytomegalie, neun akute schlaffe Lähmung, als Indikator der Poliomyelitisüberwachung, zwei Vitamin-K Mangelblutung und null akute pädiatrische Hepatitis unbekannter Herkunft.
Die Anzahl Fälle der laufenden und abgeschlossenen Studien sind in der Tabelle wiedergegeben.
Dank: Wir danken allen Verantwortlichen in den Kliniken für die wertvolle Mitarbeit, die für den erfolgreichen Betrieb des SPSU-Meldesystems entscheidend ist.
Für das S PSU-Komitee: A. Wörner, Basel (Präsident); I. Bolt, Bern; C. Hagmann, Zürich; B. Laubscher, Neuchâtel und Lausanne; G. Simonetti, Bellinzona; F. Stollar, Genf; M. Mäusezahl, Bern; D. Beeli, Bern; F. Tschaggelar, Bern.
Den kompletten Jahresbericht lesen Sie weiter unten
Swiss Paediatric Surveillance Unit
Jahresbericht 2021 / 2022
SWISS PAEDIATRIC SURVEILLANCE UNIT
3
Vorwort 5
1. Allgemeines zur SPSU 8
2. Internationales 8
3. Teilnehmende Kliniken 9
4. Übersicht über die
Erhebungsjahre 2021 / 2022 9
4. Resultate der laufenden Studien 12
4.1 Akute schlaffe Lähmung 12
4.2 Kongenitale Zytomegalie – Schlussbericht 14
4.3 Invasive Infektion mit Gruppe A Streptokokken (iGAS) 17
4.4 Vitamin-K-Mangelblutung 21
4.5 SARS-CoV-2 Infektionen 22
4.6 Varizellen-Zoster-Virus assoziierte Hospitalisationen
(inkl. postinfektiöser Komplikationen) 28
4.7 Akute pädiatrische Hepatitis unbekannter Herkunft 33
5. Publikationen und
Kongressbeiträge 2015 – 2022 35
6. Dank 37
Impressum 38
Jahresbericht 2021 / 22
4
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
5
Vor Ihnen liegt der 2-Jahresbericht
2021 / 2022 der SPSU. Die gemeinsame Arbeit
von 29 pädiatrischen Kliniken der Schweiz,
welche seit dem Jahr 1995 in diesem einzig-
artigen Rahmen zusammen mit dem Bundes amt
für Gesundheit BAG und der Fachgesellschaft
pädiatrie schweiz kooperieren, war durch
die SARS-CoV-2-Pandemie im Berichtszeitraum
zusätzlichen Belastungen ausgesetzt. Trotz
der erheblichen zusätzlichen Erfordernisse im
Umgang mit dieser schwierigen Situation haben
die SPSU-Partner erneut hervorragende Arbeit
geleistet.
Die Rücklaufquote der Meldungen aller
Studien in den Jahren 2021 / 2022 betrug erneut
100%, was den repräsentativen Charakter
des Studiensettings innerhalb der SPSU unter –
streicht. Einen ganz herzlichen Dank an
alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben.
Die Pandemie hat den Stellenwert von
Strukturen wie der SPSU erneut gezeigt.
Die SARS-CoV-2-Studie, welche im März 2020,
unmittelbar nach dem Beginn der Pandemie,
gestartet und durch Nicole Ritz und Petra
Zimmermann geleitet wurde, konnte wertvolle
Daten gewinnen, welche in mehrere Publika-
tionen mündete. Das rasche Aufsetzen einer
solchen epidemiologisch erforderlichen, reprä-
sentativen Studie wäre ohne das vorbeste –
hende SPSU-Netzwerk nicht möglich gewesen. Den hohen Meldeaufwand dieser Studie
haben die teilnehmenden Kliniken hervorragend
gemeistert.
Synergien weisen die aktuellen Studien
zu invasiven Streptokokken-A-Infektionen und zu
Varizellen-Zoster Virus assoziierten Hospita-
lisationen auf, da eine VZV-Infektion das Risiko
einer haut- oder schleimhautassoziierten
Sekundärinfektion erhöht.
Über alle Studien hinweg betrug die Zahl
der Meldungen 2021: 1077 resp. 2022: 2845.
Besonderen Dank möchte ich Daniela Beeli,
Mirjam Mäusezahl und Fabian Tschaggelar
im BAG aussprechen. Sie sind massgeblich für
die Melde- und Datenqualität verantwortlich,
unterstützen unermüdlich die Kommunikation der
SPSU-Partner miteinander und tragen so zum
konstruktiven «Unit»-Charakter der SPSU bei. Im
Namen des SPSU Steering Committees hierfür
einen herzlichen Dank.
Neue Studien innerhalb der SPSU sind
immer willkommen. Gerne beraten wir Sie bei
Anfragen zu Protokoll und Durchführbarkeit.
Dr. med. Andreas Wörner
Präsident des SPSU Steering Committee
Jahresbericht 2021 / 22
6
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
7
Im Rahmen der Swiss Paediatric Surveillance
Unit (SPSU) wurden in den Jahren 2021 und 2022
folgende sicheren Krankheitsfälle gemeldet:
2021: von 29 beteiligten pädiatrischen Ausbildungs-
kliniken (s. teilnehmende Kliniken) für sechs laufende
Studien insgesamt 582 sichere Krankheitsfälle, da von
waren 521 SARS-CoV-2 Infektionen, 25 kongenitale
Zytomegalie, 17 invasive Infektionen Gruppe A Strep-
tokokken, zehn Varizellen-Zoster Virus (VZV) assozi-
ierte Hospitalisationen, acht akute schlaffe Lähmung,
als Indikator der Poliomyelitisüberwachung und
einer Vitamin-K Mangelblutung.
2022: von 29 beteiligten pädiatrischen Ausbildungs-
kliniken (s. teilnehmende Kliniken) für sieben laufende
Studien insgesamt 910 sichere Krankheitsfälle, da –
von waren 680 SARS-CoV-2, 104 invasive Infektionen
Gruppe A Streptokokken, 81 Varizellen-Zoster Virus
(VZV) assoziierte Hospitalisationen, 34 kongenitale
Zytomegalie, neun akute schlaffe Lähmung, als
Indikator der Poliomyelitis-überwachung, zwei Vita-
min-K Mangelblutung und null akute pädiatrische
Hepatitis unbekannter Herkunft.
Jahresbericht 2021 / 22
8
1. Allgemeines zur SPSU
Die Swiss Paediatric Surveillance Unit
(SPSU)1 ist ein Meldesystem zur Erfassung von
seltenen pädiatrischen Krankheitsbildern und
seltenen Komplikationen häufigerer Krank heiten
von Kindern unter 16 Jahren, die im Spital
behandelt werden (Zimmermann et al. Soz
Präventivmed 1995; 40: 392–5). Betrieben
wird die SPSU von pädiatrie schweiz und vom
Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Das Meldesystem zeichnet sich durch
folgende Eigenschaften aus:
– einfach, weil es mit minimalem Aufwand
betrieben wird;
– flexibel, weil es die Möglichkeit bietet,
kurzfristig auftretende besondere epide-
miologische Ereignisse zu untersuchen;
– umfassend, weil Fälle gemäss Falldefinition
in jeder Klinik aktiv gesucht werden;
– national repräsentativ, weil alle 29 pädiatri-
schen Kliniken der Schweiz beteiligt sind.
1 SPSU-Komitee: A. Wörner, Basel (Präsident); C. Hagmann, Zürich; I. Bolt, Bern; B. Laubscher, Neuchâtel und Lausanne;
G. Simonetti, Bellinzona; F. Stollar, Genève; M. Mäusezahl, Bern; D. Beeli, Bern; F. Tschaggelar, Bern.
Das Ziel ist es, die Forschung im Bereich
seltener pädiatrischer Krankheiten zu fördern,
sowie epidemiologische Trends zu erfassen.
Weltweit bestehen in mindestens neun weiteren
Ländern vergleichbare Erhebungssysteme:
in Australien, Belgien, Deutschland, England,
Irland, Kanada, Neuseeland, den Niederlanden
und Wales; die Zusammenarbeit und der Erfah-
rungsaustausch erfolgen im Rahmen des Inter –
national Network of Paediatric Surveillance Units
(INOPSU), www.inopsu.com (s. Internationales).
Die Resultate aus den einzelnen Studien
werden regelmässig auch in Fachzeitschriften
publiziert (siehe Publikationsliste). Die Richtlinien
zur korrekten Zitierung der Autorenschaft in
Anerkennung der SPSU sind auf dem Internet
unter www.spsu.ch zu finden. Anträge für neue
Studien sind an den Präsidenten des SPSU-
Komitees, Dr. A. Wörner (Leitender Arzt, UKBB,
Spitalstrasse 33, 4056 Basel, andreas.woerner
@ukbb.ch), zu richten. Ein Beschrieb des Erfas-
sungssystems und die Richtlinien für die Aufnah-
me von Studien können beim SPSU-Sekretariat
(Bundesamt für Gesundheit, Abteilung Übertrag-
bare Krankheiten, 3003 Bern, Tel. 058 463 87 06,
spsu@bag.admin.ch) oder auf dem Internet
unter www.spsu.ch bezogen werden.
2. Internationales
Die SPSU bietet mit ihrer Mitgliedschaft in der Internationalen Vereinigung der Pädiatrischen
Surveillance Units INoPSU, die Möglichkeit, Studien in internationaler Zusammenarbeit durchzuführen.
Über INOPSU haben Forschende und Interessierte einen einfachen und niederschwelligen Zugang zu
Studienprotokollen aus anderen Ländern, die mit der SPSU vergleichbare nationale Überwachungs-
systeme betreiben ( www.inopsu.com). Dadurch entsteht eine weltweit einzigartige Möglichkeit, Daten
zu seltenen pädiatrischen Erkrankungen in Bezug auf demographische, diagnostische, klinische und
therapeutische Faktoren zu vergleichen.
Alle zwei bis drei Jahre treffen sich die Vertretungen der derzeit zehn Mitgliedstaaten, um die
neusten Erkenntnisse im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums auszutauschen. Seit Beginn
der Pandemie hat sich dieser Austausch intensiviert und wurde auf regelmässige virtuelle Meetings
umgestellt.
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
9
3. Teilnehmende Kliniken
Pädiatrische Klinik, Kantonsspital, Aarau; Pädiatrische Klinik, Kantonsspital, Baden;
Universitäts-Kinderklinik beider Basel, UKBB, Basel; Istituto Pediatrico della Svizzera Italiana, Bellinzona;
Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Bern; Neonatologie, Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Bern;
Kinderspital Wildermeth, Biel; Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Kantonsspital, Chur;
Service de Pédiatrie, Hôpital du Jura, Delémont; Service de Pédiatrie, Hôpital Cantonal, Fribourg;
Hôpital des Enfants, HUG, Genève; Service de Pédiatrie, CHUV, Lausanne;
Hôpital de l’Enfance, Lausanne; Division de Néonatologie, CHUV, Lausanne;
Pädiatrische Klinik, Kantonsspital, Luzern; Service de Pédiatrie, Hôpital de Zone, Morges;
Klinik für Kinder und Jugendliche, Kantonsspital, Münsterlingen;
Département de Pédiatrie, Hôpital Pourtalès, Neuchâtel; Service de Pédiatrie, Centre hospitalier, Rennaz;
Neonatologie, Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie, St. Gallen;
Pädiatrische Klinik, Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen; Service de Pédiatrie, CHCVs, Sion;
Pädiatrische Klinik, Spitalzentrum Oberwallis, Visp; Kinderklinik, Kantonsspital, Winterthur;
Service de Pädiatrie, eHnV, Yverdon; Pädiatrie/Neonatologie, Zollikerberg;
Universitäts-Kinderklinik, Zürich; Klinik für Kinder und Jugendliche, Spital Triemli, Zürich;
Neonatologie, Universitäts-Frauenklinik, Zürich.
4. Übersicht über die
Erhebungsjahre 2021 / 2022
Wie in den Vorjahren haben auch 2021 und
2022 alle pädiatrischen Ausbildungskliniken an
der SPSU-Erhebung teilgenommen. Die Melde-
compliance war wiederum 100%, das heisst alle
Kliniken haben jeden Monat vollständig gemeldet
(Tabelle 1 und 2).
Im Jahr 2021 haben 28 Kliniken insgesamt
1077 Erkrankungsfälle gemeldet. Davon konnten
582 als sichere Fälle klassiert werden. 17 Fälle entsprachen nicht den Fallde
finitionen oder
waren Doppelmeldungen. Bei 474 Fällen fehlten
die Informationen für die Klassierung. Eine
pädiatrische Klinik hatte in dieser Zeit zu den
überwachten Krankheiten keine Erkrankungs –
fälle zu vermelden.
Im Jahr 2022 haben 29 Kliniken insgesamt
2845 Erkrankungsfälle gemeldet. Davon konnten
910 als sichere Fälle klassiert werden. Fünf Fälle
entsprachen nicht den Falldefinitionen oder
waren Doppelmeldungen. Bei 1929 Fällen fehlten
die Informationen für die Klassierung.
Eine Auswahl von Publikationen (in chronologischer Reihenfolge) illustriert die Aktivitäten
der INoPSU:
– Abu-Raya B, Jost M, Bettinger J A, Bortolussi R, Grabowski J, Lacaze-Masmonteil T, Robinson J L,
Posfay-Barbe K M, Galanis E, Schutt E, Mäusezahl M, Kollmann T R. Listeriosis in infants:
Prospective surveillance studies in Canada and Switzerland, Paediatrics & Child Health, 2021;,
pxab035, https://doi.org/10.1093/pch/pxab035
– Katzman DK, Madden S, Nicholls D, Mawjee K, and Norris ML. From questions to answers:
Examining the role of pediatric surveillance units in eating disorder research. Int J Eat Disord.
2017 Mar;50(3):259-265. Doi: 10.1002/eat.22663 . Epub 2017 Jan 17.
– Desai S, Smith T, Thorley BR, Grenier D, Dickson N, Altpeter E, SPSU Committee, Sabbe M, Elliott E,
Zurynski Y. Performance of acute flaccid paralysis surveillance compared with World Health
Organization standards. Paediatr Child Health. 2015;51(2):209–14. https://doi.org/10.1111/jpc.12691
– Grenier D, Lynn R, Zurynski Y. On behalf of all national paediatric surveillance unit investigators.
Public Health impacts of the International Network of Paediatric Surveillance Units.
Paediatr Child Health. 2009;14(8):499–500. http://doi.org/10.1093/pch/14.8.499
– Grenier D, Elliott EJ, Zurynski Y, Pereira R, Reece M, Lynn R, von Kries R. Beyond counting cases:
Public Health Impact of National Paediatric Surveillance Units. Arch Dis Child.
2007;92(6):527–55. http://dx.doi.org/10.1136/adc.2006.097451
Jahresbericht 2021 / 22
10
*Studienstart am 1. Juli 2021.
*Studienstart am 1. Juli 2022. Vorher aufgetretene Fälle im Zeitraum vom 1. März 2022 bis 30. Juni 2022: 5
**Studie wurde am 31. März 2023 beendet. Anzahl Meldungen und Fälle von Januar bis März 2023 sind miteinbezogen.
*Studienstart am 1. Juli 2021
Tabelle 1 – SPSU 2021: Übersicht über die gemeldeten Fälle und Rücklauf der elektronischen
Meldungen
Tabelle 2 – SPSU 2022: Übersicht über die gemeldeten Fälle und Rücklauf der elektronischen
Meldungen
Studie Anzahl
Meldungen
SPSU Rücklauf
SPSU in % Total
Fälle Sichere
Fälle Keine
Fälle Fehlende
Angaben /
Ausstehende
Fragebögen
Akute schlaffe
Lähmung
10 10010802
Kongenitale
Zytomegalie 30 100282523
Invasive Infektion
Gruppe A Streptokokken 18 100181701
SARS-CoV-2
Infektionen 1004 10053652115468
VZV-assoz.
Hospitalisationen 14* 100101000
Vitamin
K-Mangelblutung 1 1001100
Studie Anzahl
Meldungen
SPSU Rücklauf
SPSU in % Total
Fälle Sichere
Fälle Keine
Fälle Fehlende
Angaben /
Ausstehende
Fragebögen
Akute schlaffe
Lähmung
13 10013904
Akute pädiatrische Hepatitis
unbekannter Herkunft 11* 100110110
Kongenitale
Zytomegalie 55** 1005134021
Invasive Infektion
Gruppe A Streptokokken 112 10011210408
SARS CoV 2
Infektionen 2568 10068268021886
VZV-assoz.
Hospitalisationen 82 100818100
Vitamin
K-Mangelblutung 4 1004220
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
11
Dauersichere Fälle
Laufende Studien
Akute schlaffe Lähmung 1/1995 läuft weiter302
Invasive Infektion mit Gruppe A Streptokokken (iGAS) 12/2017 läuft weiter228
Vitamin-K-Mangelblutung 9/2018 läuft weiter 6
Varizella-Zoster Virus-assoziierte Hospitalisationen
(inkl. post-infektiöse Komplikationen) 7/2021 läuft weiter
91
Akute pädiatrische Hepatitis unbekannter Herkunft 7/2022 läuft weiter0
Abgeschlossene Studien
SARS-CoV-2 Infektionen 4/2020 bis 3/20232085
Kongenitale Zytomegalie 4/2016 bis 3/2023185
Neonatale Listeriose 6/2017 bis 12/20209
Pertussis 4/2006 bis 3/2010 und 1/2013 bis 12/2020323
Tuberkulose 12/2013 bis 11/2019138
Kawasaki disease 3/2013 bis 2/2019331
Symptomatische konnatale Toxoplasmose 1/1995 bis 12/1998 und 6/2009 bis 5/201721
Kongenitale Röteln 1/1995 bis 12/20162
Harnstoffzyklusdefekt 1/2012 bis 12/20155
Mycoplasma-pneumoniae-Enzephalitis 7/2013 bis 06/20150
Extended-Spectrum-Beta-Lactamase-(ESBL-)
produzierender gramneg. Erreger 7/2008 bis 6/2012
403
Schwere Hyperbilirubinämie 10/2006 bis 12/2011172
Vitamin-K-Mangelblutung 1/1995 bis 12/2000 und 7/2005 bis 6/201127
Akutes rheumatisches Fieber 6/2000 bis 5/201024
Anaphylaxie 5/2007 bis 4/201058
Hämolytisch-urämisches Syndrom 4/1997 bis 3/2003 und 4/2004 bis 3/2010249
Neonataler Herpes 7/2002 bis 6/20085
Neuralrohrdefekt 1/2001 bis 12/2007258
Schütteltrauma 7/2002 bis 6/200750
Invagination 4/2003 bis 3/2006243
Schwere RSV-Infektionen 10/2001 bis 9/2005462
Varizella-Zoster-Virusinfektion 1/2000 bis 3/2003235
Frühsommer-Meningoenzephalitis 3/2000 bis 2/200323
Zyst. periventrikuläre Leukomalazie 1/1996 bis 12/199748
Tabelle 3 – Laufende und abgeschlossene SPSU-Studien
Jahresbericht 2021 / 22
12
4. Resultate der
laufenden Studien
4.1 Akute schlaffe Lähmung
Hintergrund
Die Poliomyelitis, auch Kinderlähmung
genannt, ist eine virale Infektionskrankheit, die
zu bleibenden Behinderungen, selten auch zum
Tod führen kann. Darum hat die Weltgesund-
heitsorganisation (WHO) 1988 entschieden, die
Poliomyelitis auszurotten. Dieses Ziel hat die
Schweiz bereits 1983 erreicht. Damals registrierte
das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den
letzten Fall vom Wildtyp des Poliovirus.
Die WHO hat im Jahr 2002 die WHO-
Region Europa, also auch die Schweiz, für polio-
frei erklärt. Diesen Status muss das BAG jährlich
gegenüber der WHO belegen. Gemäss WHO
ist der Nachweis von akuten schlaffen Lähmun-
gen, bei denen Poliomyelitis ausgeschlossen
werden kann, ein Beleg dafür, dass in der Schweiz
die Poliomyelitis immer noch aktiv überwacht
wird. Daher hat das BAG die Meldung von
akuten schlaffen Lähmungen (ASL) bereits 1995
in der SPSU in Ergänzung zur Meldepflicht für
Poliomyelitis im obligatorischen Meldesystem
eingeführt.
Die WHO definiert zwei Qualitätsindi-
katoren für diese Überwachung:
– Die Rate der erfassten Fälle von ASL sollte
bei Kindern unter 15 Jahren mindestens
1/100’000 betragen.
– Der Anteil der ASL-Fälle mit zwei Stuhlunter –
suchungen auf Polioviren im Abstand von
24 bis 48 Stunden sollte mindestens 80%
betragen.
Ziele der Studie
– Der Nachweis, dass die Schweiz poliofrei ist,
sowie
– die Sensibilisierung der Ärzteschaft für die
Poliomyelitis.
Alle Fälle von ASL sind auf Polioviren zu
untersuchen [1]. Dadurch sollen epidemio-
logische, klinische und mikrobiologische Charak –
teristika der ASL beschrieben werden.
Falldefinition
Klinische Symptomatik bei einem Kind
unter 16 Jahren:
– akutes Auftreten einer schlaffen Lähmung
in einer oder mehreren Extremitäten mit
abgeschwächten oder fehlenden Sehnen-
reflexen oder
– akutes Auftreten einer Bulbärparalyse.
Resultate
Die Einschlusskriterien für die Studie
stimmen nicht ganz mit denjenigen der WHO
überein. In der SPSU werden Kinder unter
16 Jahren eingeschlossen, die Vorgaben der WHO
beziehen sich jedoch auf die unter 15-Jährigen.
In diesem Bericht werden deshalb nur die
ALS-Fälle bei unter 15-Jährigen ausgewiesen.
2021 sind zehn Meldungen von ASL eingegan-
gen. Davon erfüllen acht die Falldefinition.
Die Melderate beträgt somit 0.54 Fälle auf
100’000 Einwohner und Jahr. In vier Fällen
wurde mindestens eine Stuhlprobe untersucht.
2022 sind 13 Meldungen von ASL eingegangen.
Davon erfüllen neun die Falldefinition. Die
Melderate beträgt somit 0.60 Fälle auf 100’000
Einwohner und Jahr. In fünf Fällen wurde Stuhl
auf Polio oder Enteroviren untersucht.
Wie in den Vorjahren, erreicht die Schweiz
weder im 2021 noch im 2022 die Qualitätsvor –
gaben der WHO (Tabelle 4). Es wurden zu wenig
Stuhlproben auf Enteroviren resp. Polioviren
untersucht.
Schlussfolgerungen
Eine Weiterverbreitung von allfällig impor –
tierten Polioviren muss unter allen Umständen
vermieden werden. Deshalb empfiehlt das BAG
in Anlehnung an die WHO folgende Massnah-
men:
– Erreichen einer hohen Durchimpfung,
– Umsetzung einer qualitativ hochstehenden,
aktiven Überwachung, damit allfällig
importierte Polioviren oder zirkulierende
Impfviren schnell entdeckt werden,
– sichere Lagerung und sicherer Umgang
mit Polioviren in Laboratorien mit einem
adäquaten Sicherheitsniveau.
Da die Schweiz den Qualitätsvorgaben der
WHO punkto Stuhluntersuchungen nicht genügt,
werden die Kliniken deshalb wieder intensiver
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
13
auf die Notwendigkeit hingewiesen, dass bei
allen Fällen, welche die Einschlusskriterien
erfüllen, mindestens eine Stuhlprobe auf Polio-
viren zu untersuchen ist. In Anbetracht der
hohen Qualität der schweizerischen Laborato-
rien betrachtet das BAG die Untersuchung
von einer Stuhlprobe als ausreichend. Die Kosten
übernimmt das BAG. Stuhlproben sind an das
Nationale Referenzlabor für Poliomyelitis (Institut
für Medizinische Mikrobiologie, Petersplatz 10,
4003 Basel) zu senden.
Die Polio-Impfung wird für alle nicht
geimpften Personen unabhängig vom Alter
empfohlen. Reisende, welche sich in Endemie-
gebiete begeben, sollten ihren Impfstatus überprüfen und für die nötigen Auffrisch- oder
Nachholimpfungen sorgen. Im Jahr 2022 galten
Afghanistan und Pakistan als Endemiegebiete.
Studienleitung
Dr. med. Ekkehardt Altpeter, MPH, Abt. Übertragbare
Krankheiten, Bundesamt für Gesundheit, 3003 Bern,
ekkehardt.altpeter@bag.admin.ch
Co-Studienleitung
Daniela Beeli, dipl. Hebamme HF, Abt. Übertragbare
Krankheiten, Bundesamt für Gesundheit, 3003 Bern,
daniela.beeli@bag.admin.ch
Literatur
1. Bienz K, Bourquin C. Die Labordiagnostik von Polio-
viren nach der Eradikation der Poliomyelitis in Europa.
Schweizerische Ärztezeitung 2003; 84: 407–8.
Jahr Total ASL
(< 15 J.) Total ASL
«Non Polio» Rate ASL
total (pro 100’000) Total ASL mit
1/2 Stuhlproben % der ASL-Fälle mit
≥ 1 Stuhluntersuchung
2022
9 90.60 4/159
2021 880.54 4/050
2020 440.29 0/00
2019 12120.86 4/467
2018 16161.3 9/056
2017 880.6 2/025
2016 25251 .9 12/256
2015 880.7 1/238
2014 990.7 2/022
2013 990.7 0/111
2012 880.7 1/575
2011 330.3 2/267
2010 990.8 5/455
Tabelle 4 – Auszug der Daten ab 2010: sichere Fälle von akuten schlaffen Lähmungen (ASL)
bei Kindern < 15 Jahren
Jahresbericht 2021 / 22
14
4.2 Kongenitale Zytomegalie –
Schlussbericht
Hintergrund
Die Zytomegalie (CMV-Infektion) wird durch
ein Virus aus der Familie der Herpesviridae
verursacht. Es handelt sich um eine zu Beginn
der Infektion inapparent bis mild verlaufende,
verbreitete Infektion bei Kindern und Erwachse-
nen, deren Seroprävalenz weltweit gegen 80%
beträgt, allerdings je nach geografischer Region
stark variiert zwischen 40% und 100% [1,2]. Bei
immunkomprimierten Patienten stellt CMV eine
wichtige Ursache für eine erhöhte Morbidität und
Mortalität dar. Es ist die häufigste übertragene
kongenitale Infektion und sie erreicht weltweit
bei den Lebendgeborenen eine durchschnittliche
Prävalenz von 1%. Diese Prävalenz variiert
eben
falls je nach geografischer Region und reicht
von 0.2% bis 6.1% der Lebendgeborenen in
Entwicklungsländern [1,2,3,5]. Kommt es wäh-
rend des ersten oder zweiten Drittels der
Schwangerschaft zur Infektion, so kann sie
zu Fehlbildungen beim Kind führen.
Etwa 10% bis 15% der betroffenen Neu-
geborenen zeigen Symptome bei der Geburt mit
folgenden klinischen Anzeichen: Thrombozyto-
penie, Hepatitis, Hepatosplenomegalie, Chorio-
retinitis, Mikrozephalie, intrauterine Wachs-
tumsretardierung. Bei der Hälfte der Kinder mit
Symptomen bei der Geburt und auch bei 14%
der infizierten, jedoch bei der Geburt symptom-
freien Kindern werden neurosensorische und
entwicklungsbezogene Spätfolgen verzeichnet
[1,3,5].
Ein systematisches Screening auf eine
mütterliche Serokonversion während der
Schwangerschaft wird derzeit in der Schweiz
(gynécologie suisse, Expertenbrief Nr. 47) oder
weltweit nicht empfohlen [5]. Es gibt nämlich
kaum Möglichkeiten, einer Übertragung der
Krankheit von der Mutter auf das Kind vorzubeu-
gen. Aus biologischer Sicht ist es sehr schwierig,
eine Erstinfektion von einer Reinfektion oder
einer Reaktivierung zu unterscheiden und die
Immunität der Mutter vor der Schwangerschaft
schützt nicht vor einer Reinfektion oder Reak -
tivierung: Zwei Drittel der infizierten Neugebore-
nen stammen von Müttern, die zu Beginn der
Schwangerschaft CMV-seropositiv waren [4,5].
Information und Hygieneempfehlungen
für Schwangere ist derzeit die wirksamste
Präventionsstrategie zur Verhinderung einer
CMV-Infektion. Die Rolle von Impfstoffen und
antiviralen Mitteln bleibt unklar [6].
Ziele der Studie
In der Schweiz liegen derzeit keine Daten
zu den kongenitalen CMV-Infektionen (kCMV) vor.
Daten zur Diagnostik sowie zur primären und
sekundären Morbidität sind jedoch wichtig, damit
Empfehlungen betreffend Screening und Be-
handlung abgegeben werden können. Seit dem
1. April 2016 erfasst eine Studie im Rahmen der
SPSU die bestätigten kCMV-Fälle sowie die
Verdachtsfälle. Die Studie soll die Prävalenz der
lebenden Neugeborenen mit bestätigter kCMV-
Infektion messen und verfolgen. Ausserdem soll
ein nationales Register zur epidemiologischen
Überwachung eingerichtet und die Auswirkungen
dieser kongenitalen Infektion auf die psychomo-
torische Entwicklung der Kinder bestimmt werden.
Mit der Studie könnten auch die Möglich keit
zur Organisation eines systematischen kCMV-
Screenings bei der Geburt geprüft und die
soziodemografischen Merkmale dieser Patientin-
nen und Patienten in der Schweiz ermittelt
werden.
Falldefinition
Bestätigte kCMV-Fälle: Neugeborene mit
Inutero- oder Exutero-kCMV-Diagnose durch
PCR vor der dritten Lebenswoche (Fruchtwasser,
Nabelschnurblut, Blut/Urin des Säuglings),
direkte Isolierung des CMV mittels Kultur oder
Antigennachweis.
kCMV-Verdachtsfälle: positive IgM-Serolo-
gie oder Isolierung des CMV durch PCR (Blut,
Urin) nach der dritten Lebenswoche, aber vor
dem ersten Lebensjahr, mit zu kCMV passenden
Symptomen (Frühgeburt, Mikrozephalie, intra-
zerebrale Verkalkungen usw.)
Resultate
Im Jahr 2021 wurden 28 bestätigte Fälle
registriert, d.h. 2.6 Fälle pro 10’000 Geburten
(89’644 Geburten in der Schweiz im Jahr 2021).
2022 war ein Anstieg der Inzidenz auf
37 registrierte Fälle zu verzeichnen, d.h. 4.5 Fälle
pro 10’000 Geburten (82’045 Geburten in der
Schweiz im Jahr 2022).
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
15
Im ersten Quartal 2023 wurden der SPSU
14 Fälle gemeldet (Daten zur Zahl der Geburten
im ersten Quartal 2023 sind noch nicht verfüg-
bar).
Die am 1. April 2016 begonnene Erfassung
von Patientinnen und Patienten endete am
31. März 2023. Derzeit läuft die Datenerhebung
für Patientinnen und Patienten weiter, die vor
diesem Datum geboren wurden. Eine vertiefte
statistische Analyse kann nur durchgeführt
werden, wenn alle verfügbaren Daten einbezo-
gen werden. Dennoch lässt sich auf der Grund- lage der uns derzeit zur Verfügung stehenden
Informationen (185 Patientinnen und Patienten)
seit Beginn der Studie im Jahr 2016 bereits
jetzt feststellen, dass 50 Kinder (27%) zum Zeit -
punkt des Fallberichts keine Komplikationen
hatten, während 135 mindestens eine Kompli-
kation aufwiesen. Von diesen 135 sympto-
matischen Kindern erhielten 62 (46%) eine
anti virale Behandlung.
Die bei der Geburt auftretenden Komplika-
tionen sind in der folgenden Grafik dargestellt:
Grafik 5 – Anzahl der Komplikationen zum Zeitpunkt der Diagnose, alle Kinder seit Studienbeginn,
n=185, (Mehrfachnennungen möglich)
ÜBERTRAGBARE KRANKHEITEN
Ziele der Studie
In der Schweiz liegen derzeit keine Daten zu den kongenitalen CMV-Infektionen (kCMV) vor. Daten zur Diagnostik sowie zur pri-
mären und sekundären Morb idität sind jedoch wichtig, damit Empfehlungen betreffend Screening und Behandlung abgegeben
werden können. Seit dem 1. April 2016 erfasst eine Studie im Ra hmen der SPSU die bestätigten kCMV -Fälle sowie die Verdachts-
fälle. Die Studie soll die Prävalenz der lebenden Neugeborenen mit bestätigter kCMV -Infektion messen und verfolgen. Ausserdem
soll ein nationales Registe r zur epidemiologischen Überwachung eingeri chtet und die Auswirkungen dieser kongenitalen Infektion
auf die psychomotorische Entwicklung der Kinder bestimmt werden.
Mit der Studie könnten auch die Möglichkeit zur Organisation eines systematischen kCMV -Screenings bei der Geburt geprüft und
die sozio demografischen Merkmale dieser Patientinnen und Patienten in der Schweiz ermittelt werden.
Falldefinition
Bestätigte kCMV-Fälle: Neugeborene mit Inutero - oder Exutero- kCMV-Diagnose durch PCR vor der dritten Lebenswoche (Frucht-
wasser, Nabelschnurblut, Blut /Urin des Säuglings), direkte Isolierung des CMV mittels Kultur oder Antigennachweis.
kCMV -Verdachtsfälle: positive IgM -Serologie oder Isolierung des CMV durch PCR (Blut, U rin) nach der dritten Lebenswoche, aber
vor dem ersten Lebensjahr, mit zu kCMV passenden Symptomen (Frühgeburt, Mikroz ephalie, intrazerebrale Verkalkungen usw.)
Resultate
Im Jahr 2021 wurden 28 bestätigte Fälle registriert, d.h. 2 .6 Fälle pro 10 ’000 Geburten (89’ 644 Geburten in der Schweiz im Jahr 2021).
2022 war ein Anstieg der In zidenz auf 37 registrierte Fälle zu verzeichnen, d.h. 4 .5 Fälle pro 10 ’000 Geburten (82 ’045 Geburten in der
Schweiz im Jahr 2022).
Im ersten Quartal 2023 wurden de r SPSU 14 Fälle gemeldet (Daten zur Zahl der Geburten im ersten Quartal 2023 sind noch nicht
verfügbar).
Die am 1. April 2016 begonnene Erfassung von Patientinnen und Patienten endete am 31. März 2023. Derzeit läuft die Datenerhebung
für Patientinnen und Patienten weiter, die vor diesem Datum geboren wurden. Eine vertiefte statistische Analyse ka nn nur durchge-
führt werden, wenn alle verfügbaren Daten einbezogen werden. Dennoch lässt sich auf der Grundlage der uns derzeit zur Verfügu ng
stehenden Informationen (185 Patientinnen und Patienten) seit Beginn der Studie im Jahr 2016 bereits jetzt festste llen, dass 50 Kinder
(27%) zum Zeitpunkt des Fallberichts keine Komplikationen hatten, während 135 mindestens eine Komplikation aufwiesen. Von die sen
135 symptomatischen Kindern erhielten 62 (46%) eine antivirale Behandlung.
Die bei der Geburt auftretenden Komplikationen sind in der folgenden Grafik dargestellt:
Tabelle 5
Anzahl der Komplikationen zum Zeitpunkt der Diagnose, alle Kinder seit Studienbeginn, n= 185, (Mehrfachnennungen möglich)
-
65
352828
27
211817
111010
8
5
11
0
10
20
30
40
50
60
70
Mikrozephalie
Thrombozytopenie Ikterus
Beeinträchtigung des Hörvermögens Hirnzysten in der Bildgebung
Andere Anomalien in der zerebralen Bildgebung
Intrakranielle VerkalkungenPetechien
Anämie
Verzögerte motorische Entwicklung Hepatosplenomegalie
Hepatitis
Verzögerte geistige Entwicklung
KrampfanfälleEnzephalitis
Jahresbericht 2021 / 22
16
Schlussfolgerung
Diese vorläufigen Ergebnisse erlauben es
uns noch nicht, neue Empfehlungen für das
Screening und die Behandlung von Kindern mit
kCMV abzugeben. Die systematische Aufnahme
aller Fälle sowie die Ein-Jahres-Follow-up-Daten
aller Patientinnen und Patienten werden es
uns ermöglichen, die Epidemiologie und die
mittelfristige Entwicklung dieser Krankheit
besser zu verstehen.
Studienleitung
Prof. Dr. Klara Posfay-Barbe, Hôpitaux Universitaires
de Genève, Hôpital des Enfants, 6, rue Willy-Donzé,
1211 Genève 14, E-Mail: Klara.PosfayBarbe@hcuge.ch
Literatur
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Cytomegalovirus infection in pregnancy — An update.
Eur. J. Obstet. Gynecol. Reprod. Biol. 2021, 258,
216–222
Grafik 6 – Anomalien, die ein Jahr nach der Geburt festgestellt wurden
(mehrere Symptome pro Kind sind möglich und werden individuell erfasst) Für 113 Patientinnen und Patienten liegen
Ein-Jahres-Follow-up-Daten vor, von denen
57 klinische Symptome oder Anzeichen (Anoma-
lien in der Bildgebung, des Hörvermögens, der
Entwicklung oder des Sehvermögens) aufweisen,
und es sind zwei Todesfälle aufgetreten. Alle Anomalien, die im MRT, CT, US zerebral oder
EEG innerhalb eines Jahres nach der Diagnose
einer kongenitalen CMV festgestellt werden,
werden der Kategorie «Bildgebungsanomalien»
zugeordnet. Die Anomalien ein Jahr nach der
Geburt sind in der folgenden Grafik aufgeführt:
SPSU Swiss Paediatric Surveillance Unit
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