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Schweizerische Interessengruppe für Integrative Pädiatrie (SIGIP)

Jahresberichte

Jahresbericht 2021

Benedikt M. Huber, Freiburg, Mercedes Ogal, Brunnen, Oswald Hasselmann, St. Gallen, Tido von Schoen-Angerer, Genf

2021 war für die SIGIP ein Jahr vielfältiger Aktivitäten, in dem der Jahreskongress von pädiatrie schweiz zum Thema „Pediatric integrative medicine – building bridges between conventional and complementary medicine“ den Höhepunkt bildete.

Mitglieder und Fortbildungen

Im Laufe des Jahres haben sich weitere Kolleginnen und Kollegen der SIGIP als Mitglieder angeschlossen, so dass das Mitgliederverzeichnis zum Jahresende 95 Mitglieder umfasst. Als wesentliche Neuerung wurde im vergangenen Jahr auf wiederholte und mehrfache Nachfrage neben der ordentlichen Mitgliedschaft eine assoziierte Mitgliedschaft geschaffen: ordentliche Mitglieder sind in der Schweiz tätige Kinder- und Jugendärzt*innen, assoziierte Mitglieder sind ärztliche Kolleg*innen anderer Fachrichtungen, die regelmässig mit  Kindern/Jugendlichen zu tun haben (z.B. Schulärzt*innen, Kinder- und Jugendpsychiater*innen, etc.), wobei Ärzt*innen in Weiterbildung in den jeweiligen Fachrichtungen ebenfalls willkommen sind. Unverändert bildet in jedem Fall das Interesse an der integrativen Medizin in der Pädiatrie die Grundvoraussetzung zur SIGIP-Mitgliedschaft, die darüber hinaus bislang an keine anderen Formalitäten geknüpft ist. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in vielen Bereichen bereits eine Selbstverständlichkeit und ihr Bedarf wurde durch die Not vieler Kinder und Jugendlicher während der Pandemie noch deutlicher. Hier möchte auch die SIGIP wichtige Beträge leisten. Es ist zu hoffen, dass die Vision der integrativen Medizin auch in anderen Fachrichtungen auf Interesse stösst und Entwicklungen anstossen kann.

Mit dem Ziel, den Austausch unter den Mitgliedern zu fördern, wurde 2021 ein E-mail-Forum eingerichtet, in dem fachliche Fragen und komplexe Fälle diskutiert sowie Hinweise zu Themen der komplementären und integrativen Medizin in der Pädiatrie ausgetauscht werden können.

Die halbjährlich durchgeführten Mitgliedertreffen fanden 2021 als virtuelle Treffen statt. Im Anschluss daran folgte jeweils eine von pädiatrie schweiz akkreditierte Fortbildung zur integrativen Pädiatrie. Beim Frühjahrstreffen sprach Naoko König (St. Gallen) über „Japanische Akupunktur bei Kindern und Jugendlichen» und Mercedes Ogal (Brunnen) berichtete aus ihrer Praxis über „Ganzheitliche Behandlungsmöglichkeiten bei AD(H)S“. Bei der Fortbildung im Herbst hielt der renommierte Akupunktur-Forscher Stephen Birch (Amsterdam) einen Vortrag zum Thema „Overview of trial design issues for different pediatric complementary treatments with acupuncture as an example“, der in eine angeregte und inspirierende Diskussion mündete. Die SIGIP unterstrich mit diesem Referenten ihre Ambitionen, das Netzwerk zur integrativen Pädiatrie über die Landesgrenzen hinaus zu entwickeln.

Jahrestagung pädiatrie schweiz 2021

Aus Sicht der integrativen Pädiatrie war die Jahrestagung von pädiatrie schweiz am 10./11. Juni 2021 ein wichtiger Meilenstein und ein bedeutendes Ereignis, handelte es sich dabei doch um den weltweit ersten nationalen Pädiatrie-Kongress zum Thema „Pediatric integrative medicine“. An dem von der Freiburger Klinik für Pädiatrie organisierten Kongress haben zahlreiche SIGIP-Mitglieder durch Vorträge, Workshops und Meet-the-Expert Diskussionen aktiv mitgewirkt. Unter dem Motto „Building bridges between conventional and complementary medicine“ umfasste das Programm ein grosses Spektrum an Themen der Kinder- und Jugendmedizin und zeigte die Stellung und Bedeutung der integrativen Medizin für Kinder und Jugendliche im Gesundheitssystem der Schweiz auf.1) Durch die Beiträge der Referent*innen aus Deutschland, Frankreich, Niederlande, USA und Canada wurde das Kongressthema in einen internationalen Zusammenhang gestellt und die Position der Schweiz in diesem globalen Kontext verdeutlicht.

Für die SIGIP war es eine besondere Freude, anlässlich des Kongresses erstmalig ein internationales Meeting von Expert*innen und führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der integrativen Pädiatrie zu veranstalten, an dem Vertreter*innen aus folgenden Ländern teilnahmen: Schweiz, Deutschland, Niederlande, Spanien, Griechenland, USA, Canada und Brasilien. Dass mit Lawrence Rosen (USA) und Sunita Vohra (Canada) zwei Pioniere der nordamerikanischen „pediatric integrative medicine“ Szene und Mitglieder der Section on Integrative Medicine der American Academy of Pediatrics beteiligt waren, war eine grosse Ehre. Das Treffen sollte neben der Förderung von Austausch und internationaler Vernetzung auch an bereits früher entstandene internationale Aktivitäten anknüpfen (vgl. dazu das São Paulo agreement on integrative pediatrics).2)

Pandemie-bedingt konnte dieser zunächst für Juni 2020 organisierte Kongress auch 2021 nur virtuell durchgeführt werden. Es ist zu bedauern, dass dadurch gerade der persönliche Austausch und die Vernetzung rund um die Themen des Programms limitiert waren. Andererseits waren die Rückmeldungen von Teilnehmer*innen und Referent*innen zum Programm fast ausnahmslos positiv. Vielfach wurde der Wunsch geäussert, dass Themen der komplementären und integrativen Medizin an jedem Pädiatrie-Kongress vertreten sein sollten. Viele Beteiligte sahen zudem im Ansatz und der Vision der integrativen Pädiatrie einen wichtigen Impuls für zukünftige Entwicklungen in der Kinder- und Jugendmedizin. Insofern hat der Kongress einen wichtigen Beitrag geleistet, das Thema „integrative Pädiatrie“ weiter bekannt zu machen.

Gerade in diesem Bereich sieht die SIGIP allerdings noch weiteren Handlungsbedarf. So konnte beispielsweise eine Bachelor-Arbeit an der Hochschule für Wirtschaft und Ingenieurwissenschaften des Kantons Waadt (Haute Ecole d’Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud, HEIG-VD), die sich mit dem Thema integrative Pädiatrie befasste, aufzeigen, dass der Begriff der integrativen Pädiatrie innerhalb und ausserhalb pädiatrischer Fachkreise in der Westschweiz teilweise noch völlig unbekannt ist.

Komplementäre Arzneimittel

Die integrative Medizin verfügt aus dem Bereich der Komplementärmedizin über ein sehr umfangreiches Spektrum an Methoden, Therapieverfahren und Heilmitteln. Dass uns diese dauerhaft zur Verfügung stehen, ist leider keine Selbstverständlichkeit. Gerade für den Erhalt der komplementären Arzneimittel ist neben klinischen und präklinischen Studien auch die Dokumentation von Erfahrungen aus der Praxis (wie Fallvignetten, case reports oder Fallserien) von grosser Bedeutung. Sowohl die Gesundheitsbehörden (BAG/Swissmedic) als auch die Hersteller sind auf diese Berichte angewiesen. Wir möchten alle Kolleginnen und Kollegen dazu animieren, mit eigenen Erfahrungsberichten zum Erhalt des komplementären Arzneimittelschatzes aktiv beizutragen. Bei Fragen zu Fallberichten oder anderen Möglichkeiten der Erfahrungsdokumentation stehen die Mitglieder der SIGIP-Koordinationsgruppe zur Verfügung (Kontakt).

Kontakt

Bei Interesse oder Fragen kann die SIGIP per E-Mail kontaktiert werden: integrativepaediatrie@gmail.com
Das nächste SIGIP-Mitgliedertreffen mit anschliessender Fortbildung ist am 24.03.2022 geplant.

Korrespondenzadresse:

Dr. med. Benedikt M. Huber
Zentrum für integrative Pädiatrie
Klinik für Pädiatrie
HFR Freiburg – Kantonsspital
Chemin des Pensionnats 2-6
1708 Freiburg
Tel. 026 306 35 10
benedikt.huber@h-fr.ch

Referenzen:

  1. Huber BM, Rodondi PY, Wildhaber J. La pédiatrie intégrative fait partie intégrante des soins pédiatriques en Suisse. Rev Med Suisse 2020;16:2289-92.
  2. Ghelman R, Sibinga EMS, von Schoen-Angerer T, Vagedes J, Seifert G. The São Paulo agreement on integrative pediatrics: a consensus-based document fostering integrative health of children and adolescents globally. Complement Ther Med 2021;58:102677. doi: 10.1016/j.ctim.2021.102677