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Nachruf André Spahr (1922-2020)

Persönlichkeiten

Würdigung

Nach seiner Ausbildung in Zürich bei Professor Guido Fanconi und in Paris bei den Professoren Robert Debré und Pierre Royer, begann André Spahr seine Karriere als Kinderarzt 1956 im Wallis. Zu dieser Zeit war das Spezialfach Pädiatrie im Kanton nicht vertreten und die Kindermortalität höher als in der übrigen Schweiz.

André Spahr war ein Pionier der zur Entwicklung der Pädiatrie beitrug: Umgehend gründete er die erste Kinderabteilung im Wallis, deren Chefarzt er von 1957 bis 1987 wurde. Als Visionär war er ein eifriger Vorkämpfer der sich für die Spitalorganisation und den Bau des neuen Spitals in Sion einsetzte. Ab 1969 empfing er in seiner Abteilung zahlreiche Assistenzärzte zu deren Ausbildung er entscheidend beitrug.

André Spahr bewies ein breites Fachwissen und eine grosse wissenschaftliche Sorgfalt. Durch sein Vorbild hat er manchen jungen Kollegen für die Pädiatrie begeistert.

Er widmete sich dem Aufbau der Spital- und Praxispädiatrie ebenso wie der Sozialpädiatrie. Einer Pädiatrie die sich nicht nur des kranken oder hospitalisierten Kindes oder der Kinder gefährdeter Bevölkerungsteile annimmt, sondern auch gesunder Kinder in ihrem Lebensumfeld. Er schuf Mütterberatungsstellen auch in den entferntesten Dörfern des Mittelwallis, sowie Schulgesundheitsdienste die Kinderärzte, Kinderpsychiater, Psychologen und Logopäden einschlossen.

1966 erhielt er gemeinsam mit Frau Dr. Emmanuelle de Wolff den Preis der Stadt Sitten, der ihr soziales Engagement zugunsten der Kinder ehrte.

Parallel dazu führte er längere Zeit, durch seine universitären Kollegen anerkannt, die pädiatrische Sprechstunde für metabolische Krankheiten in Lausanne.

Nebst allen diesen Aufgaben setzte sich André Spahr auch für die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie ein. So organisierte er 1975 den Jahreskongress und amtete 1978-1979 als Präsident. Er wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Obwohl er sich vorgenommen hatte, nie „Politik zu machen“, scheute er sich nicht davor, sich zu exponieren um seine Ideen zu verteidigen, und dabei oft konservativen und reaktionären Autoritäten die Stirn zu bieten.

Zeuge seiner Weltoffenheit ist seine Mitarbeit bei der Gründung einer neuen Zeitung, dem „Journal du Valais“, damit der Kanton anders wahrgenommen werde als in der lokalen Presse. Beruflich von seiner Frau Inès wirksam unterstützt, übte er mit Talent verschiedene Sportarten aus: Fechten (Schweizer Mannschaftsmeistertitel 1956), Laufsport, Langlauf. Er zeigte stets ein vielseitiges Interesse für längere Reisen, für Künste und alles was mit Kultur und der Stellung des Menschen in der Gesellschaft zusammenhängt.

Er erfreute seine Familie und Angehörige durch seine Treue und den Reichtum seiner Freundschaft.

Wir bewahren die Erinnerung an ihn als die eines grossen Humanisten und eines bedeutenden Pädiater.

Guy Délèze, Henri Kuchler, Jean-Pierre Marcoz, René Tabin