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Marktrückzug von Cefpodoxim Suspension (PODOMEXEF®)

Stellungnahme der Pädiatrischen Infektiologie Gruppe Schweiz (PIGS) und von pädiatrie schweiz

Wie seitens der Herstellerfirma Daiichi Sankyo AG angekündigt, wird dieses Produkt (PODOMEXEF® Gran 4 mg/0.5ml Kind Trinksuspension) seit August 2022 in der Schweiz nicht mehr vertrieben. Der frühzeitige Versuch von pädiatrie schweiz, die Firma zur Beibehaltung dieses Angebots zu bewegen, blieb erfolglos.

Damit ist für Kinder kein orales Cephalosporin der 3. Generation mehr als Suspension verfügbar. Die Alternativen Cefixim (Cephoral®) und Ceftibuten (Cedax®) wurden bereits vor Jahren aus den Handel genommen.

Dieser Mangel hat einschneidende Konsequenzen für die orale Therapie der febrilen Harnwegsinfektion bei Säuglingen und Kleinkindern. Nur Cephalosporine der 3. Generation weisen in der Schweiz eine in vitro Wirksamkeit gegen E. coli von deutlich > 90% auf (www.anresis.ch). Unter den weiterhin verfügbaren Antibiotikasuspensionen weisen Co-Amoxicillin (85%) und Ciprofloxacin (90%) die höchsten in vitro Wirksamkeiten auf. Die Raten für Cotrimoxazol (79%), Cefuroxim-Axetil (62%) und Amoxicillin (62) liegen noch tiefer.

Für die ambulante Praxis empfehlen wir deshalb bis auf Weiteres folgendes Vorgehen bei febriler Harnwegsinfektion:

  • das Anlegen einer Urinkultur (Einmalkatheter oder Clean-catch Urin) zwecks Identifikation von Erreger und Antibiogramm ist nun besonders wichtig.
  • empirische orale Therapie in der Regel mit Co-Amoxicillin gemäss der nationalen Konsensus-Empfehlung von 2020.
  • klinische Reevaluation des Therapieeffekts nach 48-72 Stunden, ggf. mit Anpassung der Therapie gemäss Antibiogramm.

Ein alternatives Vorgehen, z.B. der primäre Einsatz von Ciprofloxacin, kann bei Kindern mit vorbestehender urologischer Erkrankung indiziert sein (s. Konsensus-Empfehlung). Im Einzelfall ist es auch möglich, Cefpodoxim Suspension aus dem umliegenden Ausland zu importieren. Solche Produkte sind allerdings nicht kassenzulässig.

Wir haben Generika-Herstellerfirmen kontaktiert mit der Bitte, den Vertrieb eines oralen 3. Generation-Cephalosporins als Suspension zu prüfen. Entscheide sind ausstehend, aber kurzfristig ist nicht mit einem Ersatzprodukt zu rechnen. Die vorliegende Mangelsituation ist ein weiteres Beispiel der problematischen Zulassungspraxis für Medikamente in der Schweiz. Sie gefährdet im Besonderen die Gesundheit der Kinderpopulation, weil die hohen Hürden in der «Zulassungsinsel» Schweiz in keinem Verhältnis zu den geringen Umsätzen stehen, die Hersteller von Kinderformulierungen erwarten können.