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Assistenzärzt:innensitzung

Jahresberichte

Bericht 2022

Claudia Baeriswyl, Generalsekretärin

Die Assistenzärzt:innen in Weiterbildung Kinder- und Jugendmedizin haben einen festen Sitz im Vorstand von pädiatrie schweiz und werden aktuell durch Julian Jakob, Assistenzarzt Inselspital und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Berner Instituts für Hausarztmedizin vertreten. Die regelmässigen Treffen fördern den Austausch und die Vernetzung, sind aber auch wichtiger Impulsgeber für den Vorstand und andere Gremien.

Anfangs Juni konnte erstmals seit der Pandemie wieder ein Kongress in der ursprünglichen Form stattfinden und mit ihm auch das Treffen der Assistenzärzt:innenmitglieder. Unter der Leitung von Julian Jakob diskutierten die Teilnehmenden über die für sie wichtigen Themen. Julian ist nicht nur Mitglied des Vorstands, sondern gehört auch der Weiterbildungs- und der Prüfungskommission an und hat so die Möglichkeit, die Anliegen der Weiterzubildenden in die relevanten Gremien einzubringen.

Eingangs informiert er über aktuelle Projekte. Unter dem Namen „bildung pädiatrie“ wird pädiatrie schweiz in ein paar Monaten eine zweisprachige digitale Weiter- und Fortbildungsplattform aufschalten, die exklusiv den Mitgliedern zugänglich sein wird. Basierend auf den drei Säulen e-learning, guidelines und essentials wird Fachwissen aus den verschiedenen pädiatrischen Gebieten einfach und kompakt vermittelt. Die Plattform ist zukünftig eine gute Lernquelle für die Facharztprüfung.

Entrustable Professional Activities (EPAs), auf Deutsch auch «Anvertraubare Professionelle Tätigkeiten» (APTs), werden weltweit zunehmend eingesetzt, um das Lehren und Lernen in kompetenzbasierter medizinischer Aus- und Weiterbildung zu strukturieren. Das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF beschäftigt sich seit längerem mit der Einführung der EPAs in der Weiterbildung. Horizont: generelle Einführung in allen Fachgebieten bis in 10 Jahren. pädiatrie schweiz nimmt an einem Pilotprojekt teil und hat dazu eine eigene Arbeitsgruppe gegründet.

RÉ-FORMER (Réorganisation de la Formation postgraduée de médecine en Romandie) ist – wie es der Name sagt- ein Projekt der Westschweiz und sehr aktuell. Anvisiert wird die Optimierung der Bildungswege in Bezug auf die Karriereziele und die Bedürfnisse des Gesundheitswesens. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Finanzierung und die Verteilung der Weiterbildungsplätze reguliert werden.

Seit dem 1. Januar 2022 ist das leicht revidierte Weiterbildungsprogramm in Kraft. Wichtigste Neuerung: Eine Praxisassistenz, die zur Aufbauweiterbildung gehört, kann neu zu jedem Zeitpunkt der Weiterbildung absolviert werden. Ebenso ist neu der Besuch einer Jahrestagung von pädiatrie schweiz während der gesamten Weiterbildungszeit obligatorisch. Im Weiterbildungsprogramm seit jeher verankert sind die strukturierten Weiterbildungen in Neonatologie, Entwicklungspädiatrie und Notfall. Die Fachgruppe Kinderschutz strebt seit längerem eine obligatorische strukturierte Weiterbildung an und führt in diesem Jahr den zweiten deutschen Pilotkurs durch. Die Sitzungsteilnehmenden anerkennen die Wichtigkeit des Themas Kinderschutz in der Weiterbildung.

Im Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für Adoleszentenmedizin und deren Präsidentin Anne-Emmanuelle Ambresin fühlt Julian den Puls betreffend eine Weiterbildung in Adoleszentenmedizin. Die SGGA arbeitet ebenfalls in Richtung obligatorische strukturierte Weiterbildung und überlegt sich die Schaffung eines Schwerpunkts Jugendmedizin. Julian lässt die Teilnehmenden die Themenwünsche in einem solchen Kurs priorisieren. An erster Stelle steht die Kommunikation mit Adoleszenten, die wichtigsten Inhalte sind für die Anwesenden die sexuelle und psychische Gesundheit, Ernährungsfragen, psychosomatische Erkrankungen und der Substanzkonsum.

Es folgt eine Grundsatzdiskussion zur obligatorischen strukturierten Weiterbildung. Die Idee einer Auswahl von z.B. sechs Kursen, mit der Verpflichtung zum Besuch von drei, gefällt am besten. Dies würde mehr Möglichkeiten geben, nicht nur betreffend Thema, sondern auch betreffend Terminplanung.

Als weiteren Punkt bringt Julian die Frage nach einem Assistenzärzt:innenkongress ein, den es z.B. in Deutschland gibt. Die Idee wird grundsätzlich begrüsst, ideal erscheint die Angliederung an den Kongress von pädiatrie schweiz (z.B. Mittwochnachmittag oder Samstagvormittag mit Präferenz Mittwoch).

Julian hat im Sommer 2021 eine Assistenzärzt:innenumfrage durchgeführt, welche er in der Zwischenzeit auswerten konnte. Dazu präsentiert er am Kongress ein Poster und hat beim primary and hospital care ein Manuskript eingereicht. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Assistenzärzt:innen in Pädiatrie sind mehrheitlich weiblich und im Allgemeinen mit ihrem Beruf und ihrer Weiterbildung zufrieden
  • Gewünscht werden mehr administrative Unterstützung und mehr Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit
  • Die multimodalen Lernressourcen werden breit genutzt und könnten ergänzt werden durch Ultraschallkurse und der digitalen Plattform „bildung pädiatrie“.
  • Mehr als die Hälfte Assistenzärzt:innen in der Pädiatrie leiden unter der hohen Arbeitsbelastung.

Zum Schluss appelliert Julian an die Teilnehmenden, in ihrem Umfeld auf pädiatrie schweiz aufmerksam zu machen, und noch mehr Assistenzärzt:innen für die Teilnahme an zukünftigen Treffen zu motivieren. Die Assistenzärzt:innen haben eine Stimme und finden auch Gehör.