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Expertengruppe Kinder- und Jugendmedizin

Jahresberichte

Jahresbericht 2023

pädiatrie schweiz dankt dem Präsidenten von Kinderärzte Schweiz, Marc Sidler, für die Zusammenfassung des Jahresberichts von Walter Stüdeli, die wir in leicht gekürzter Form übernehmen.

Seit 2018 erarbeitet die Expertengruppe Kinder- und Jugendmedizin politische Lösungen für strukturelle Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Innerhalb dieser Gruppe erfolgt ein regelmässiger Austausch zwischen Politiker:innen verschiedener Ausrichtungen und Fachexpert:innen der Kinder- und Jugendmedizin, um unsere Anliegen im Parlament zu vertreten.

Im Jahr 2023 traf sich die Expertengruppe viermal virtuell, einmal physisch und tauschte sich einmal persönlich mit der parlamentarischen Gruppe Kinder- und Jugendmedizin aus. Schwerpunkte der Arbeit:

Massnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen erarbeiten und umsetzen

Am 25. August 2023 fand der zweite runde Tisch «Versorgungssituation Kinder- und Jugendpsychiatrie» statt, organisiert vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK). Schwerpunkt war die Aktualisierung eines Dokuments zur Entwicklung der Versorgung in der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung. Die Expertengruppe bezeichnete die vorhandene Auflistung als unvollständig und zufällig, mit dem Wunsch nach einer standardisierten und systematischeren Liste. Es wurde vorgeschlagen, Schulen und Psychiatrie besser zu vernetzen, indem Fachpersonen regelmässig in Schulen gehen, um konkrete Probleme zu besprechen. Die Finanzierung solcher Dienstleistungen, die sich im Bereich Gesundheit und Prävention bewegen, soll mit der Stiftung Patientensicherheit besprochen werden. Das BAG wies auf laufende parlamentarische Vorstösse hin, darunter die Stärkung der psychischen Gesundheit der Jugend, die Untersuchung des psychischen Gesundheitszustands der Schweizer Bevölkerung und einen Bericht zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie und möglichen Heilungsansätzen. Für 2024 ist eine Fortsetzung geplant.

Datenlage Kinder- und Jugendmedizin verbessern

Am 12. September 2023 veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) das «Minimal Set of Indicators» für die Schweiz mit 100 Indikatoren, welches in Zusammen- arbeit mit Expert:innen der Kinder- und Jugendmedizin, Interface und der Universität Zürich entwickelt wurde. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die gewählten Indikatoren die Praxis angemessen widerspiegeln und wie ihre Umsetzung unterstützt werden kann. Die Herausforderung besteht darin, aussagekräftige Daten für Politik und Praxis zu erheben. Für das Jahr 2024 plant die Expertengruppe Gespräche mit Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen, welche die Kinder- und Jugendmedizin in der BAG-Arbeitsgruppe unterstützt haben. Zudem bietet die Gruppe dem BAG an, die Perspektive der Praxispädiatrie bei der Umsetzung einzubringen.

Versorgung Kinder- und Jugendmedizin sicher- stellen / Kostendeckungsgrad ambulante und stationäre Kinder- und Jugendmedizin erhöhen

Der Gesundheitsminister zeigte wenig Bereitschaft, parlamentarische Aufträge umzusetzen, was bei Expert:innen und Parlamentsmitgliedern Unverständnis auslöste. Die Expertengruppe hofft auf die Einführung von Tardoc, erkennt jedoch die Notwendigkeit einer spezifischen Rechtsgrundlage, um Besonderheiten der Kinder- und Jugendmedizin im Tarifsystem zu berücksichtigen. In der Arbeitsgruppe «Mehr Zeit für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen» wurden verschiedene Punkte besprochen, darunter Gesetzeslücken im KVG, Mangel an ambulanten Spezialist:innen, begrenzte Abrechnungsmöglichkeiten für ärztliche Leistungen, geringe politische Unterstützung für Kinder und andauernde Probleme durch Covid. Die Expertengruppe beauftragte einen Rechtsanwalt, gemeinsam mit einem Mitglied Lösungsvorschläge auf Gesetzesebene zu erarbeiten, um die Situation zu verbessern. Mehrere Parlamentsmitglieder zeigten Interesse an einer Prüfung und möglichen Einreichung als Kommissionsinitiative in der Gesundheitskommission.

Massnahmen gegen Medikamentenengpässe in der Pädiatrie erarbeiten

Ziel ist es, sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche in der Schweiz medikamentös mindestens so gut behandelt werden können wie in der EU. Die Expertengruppe hat dazu die Arbeitsgruppe «Versorgung mit Arzneimitteln aus dem Ausland» ins Leben gerufen. Die Arbeitsgruppe identifizierte drei Handlungsfelder, darunter Versorgungsengpässe bei zugelassenen Medikamenten, fehlende Zulassung für neue Medikamente und Generika sowie Lösungen für Vergütungen ohne festgelegten Selbstkostenpreis. Weiter wurde ein Rechtsanwalt beauftragt, Gespräche zu führen und einen Gesetzesvorschlag zu erarbeiten. Folgearbeiten für 2024 umfassen die Diskussion des Vorschlags mit der Arbeits- und der Expertengruppe, die Abstimmung mit relevanten Gremien und die Koordination mit dem BAG und Versicherungsverbänden.

Am 25. Mai 2023 fand ein Treffen der Expertengruppe mit Christoph Amstutz, Leiter des Fachbereichs Heilmittel im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL), statt, um Lieferengpässe bei Kinderarzneimitteln zu besprechen. Der Fachbereich Heilmittel ist für die Versorgung des Landes mit lebenswichtigen Arzneimitteln zuständig. Im Dezember 2023 übersandte SwissPedDose dem BWL eine Liste mit Off-Label-Anwendungen von Arzneimitteln in der Pädiatrie. Für 2024 plant das BWL die Überprüfung der Liste, um zu entscheiden, welche Arzneimittel ins Pflichtlager aufgenommen werden sollen und ob weitere Massnahmen erforderlich sind.

Treffen parlamentarische Gruppe Kinder- und Jugendmedizin

Am Treffen der parlamentarischen Gruppe Kinder- und Jugendmedizin am 6. Juni 2023 präsentierte Ständerat Damian Müller die Hauptgründe für die Gruppenbildung vor fünf Jahren und betonte den unzureichenden Umsetzungsgrad von angenommenen Vorstössen im Gesundheitswesen. Weitere Referierende, darunter Philipp Jenny, Alain di Gallo, Anna-Barbara Schlüer und Katja Berlinger, informierten über aktuelle Herausforderungen in der pädiatrischen Versorgung. Die Diskussion, moderiert von Co-Präsidentin Tiana Angelina Moser, wurde mit sechs Mitgliedern des Bundesparlaments geführt. Die Expertengruppe verteilte einen Forderungskatalog zu Themen wie der Umsetzung der Motion «Mehr Zeit für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen», pädiatrischer Aus- und Weiterbildung, Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit, Versorgungsengpässen bei Kinderarzneimitteln und der Versorgung von Migrant:innen. Nach der Diskussion beschloss Nationalrätin Flavia Wasserfallen, die Motion «Bildungsinhalte zur Pflege von Kindern und Jugendlichen» einzureichen.

Parlamentariertreffen Psychische Gesundheit Kinder und Jugend 2023

Am 12. September 2023 führten die drei parlamentarischen Gruppen Kinder und Jugend, Kinder- und Jugendmedizin, psychische Gesundheit und die SAJV (Schwei- zerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände) ein Parlamentariertreffen zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch. Die Organisator:innen stellten Kernforderungen wie qualitative und koordinierte Daten, Finanzierung von Prävention und ambulanten Diensten, Entstigmatisierung und Prävention, Vernetzung der Akteure sowie Partizipation und Einbeziehung von Jugendlichen. Acht Mitglieder des Bundesparlaments nahmen teil, und Nationalrätin Sandra Locher Benguerel reichte im Anschluss ein Postulat zur Schliessung von Lücken in der Versorgungskette der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ein.

Die Expertengruppe hat sich im vergangenen Jahr neben den genannten Prioritäten intensiv mit Vernehmlassungseingaben, parlamentarischen Vorstössen und Fragen beschäftigt. Diese Zusammenfassung gibt einen Einblick in die bedeutende, anspruchsvolle und langwierige Kooperation zwischen Kinder- und Jugendmediziner:innen und Parlamentarier:innen. Ein besonderer Dank geht an den Geschäftsführer der Expertengruppe und Lobbyisten Walter Stüdeli für sein Netzwerk und Wissen, von dem die Gruppe und die Kinder- und Jugendmedizin profitieren. Die interprofessionelle und fächerübergreifende Zusammensetzung der Expertengruppe, die sich für eine starke Pädiatrie im ambulanten und stationären Sektor einsetzt, ist von grossem Wert.

Die politischen Prozesse mögen langsam sein, aber sie schreiten stetig voran. Wir bleiben am Ball!

Co-Präsidium der parlamentarischen Gruppe Kinder- und Jugendmedizin 2023:

Mitglieder der Expertengruppe Kinder- und Jugendmedizin