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COVID-19: kurzes Update aus pädiatrischer Sicht

Covid-19

Ausgeweitete Impfempfehlung für Jugendliche ab 12 Jahren

EKIF/BAG haben in der am 26.08.2021 veröffentlichten Anpassung der COVID-19 Impfempfehlungen die Indikation für die Impfung ab dem Alter von 12 Jahren ausgeweitet und empfehlen sie nun allen Jugendlichen, die sich selber gegen häufige milde und sehr seltene schwere Covid-19 Erkrankungen schützen wollen, und um negative soziale und psychische Auswirkungen von indirekten individuellen und kollektiven Massnahmen (z. B. durch Isolation/Quarantäne), sowie die Folgen häufiger Exposition (z. B. in Schule/Freizeit) zu vermeiden. Die Empfehlung gilt für alle Jugendlichen, insbesondere für Jugendliche, die

  • wegen einer chronischen (inkl. psychischen) Erkrankung bereits stark beeinträchtigt sind, um möglichst jede zusätzliche Erkrankung/Infektion zu verhindern,
  • enge Kontaktpersonen (Haushaltsmitglieder) von besonders gefährdeten Personen (BGP) sind, besonders vom immundefizienten Personen,
  • in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchsrisiko wohnen.

Die Empfehlung berücksichtigt im Besonderen auch die folgenden neuen Fakten:

  • Im Rahmen der 4. Welle ist das Erkrankungsrisiko wieder stark angestiegen. Die Inzidenzrate ist bei den 10-19-Jährigen mit 400 Neuinfektionen/100’000 pro Woche am höchsten (siehe wöchentliche Lage BAG, Woche 33, 2021, Tabelle 3).
  • Wirksamkeit und Verträglichkeit der beiden nun ab 12 Jahren zugelassenen Impfstoffe (Comirnaty® [Pfizer/Biontech] und Spikevax® [Moderna] sind gleich wie bei jungen Erwachsenen).
  • Die Myokarditis als Nebenwirkung der mRNA-Impfstoffe ist besser charakterisiert und quantifizierbar (siehe unten).
wöchentliche Lage BAG, Woche 33, 2021, Tabelle 3

pädiatrie schweiz und Kinderärzte Schweiz unterstützen die Empfehlungen von BAG/EKIF.

Fakten zur Myokarditis als Nebenwirkung der mRNA Impfstoffe bei Jugendlichen

  • Häufigkeit nach 2. Dosis bei 12- bis 17-Jährigen: 6 Fälle/100’000 (Centers of Disease Control, USA).
  • Häufigkeit nach 2. Dosis bei >16-Jährigen: 5 Fälle/100’000 (Kontrollgruppe: 2 Fälle/100’000).
  • Häufigkeit nach SARS-CoV-2 Infektion bei >16-Jährigen: 18 Fälle/100’000.
  • Klinik: Thoraxschmerzen, Dyspnoe, Palpitationen, Fieber überwiegend bei männlichen Patienten unter 30 Jahren.
  • Zeitpunkt: in 80% der Fälle innert 4 Tagen nach der 2. Dosis.
  • Diagnostik: Troponin-Erhöhung, EKG-Veränderungen, Echokardiographie, Herz-MRI.
  • Verlauf: in der Regel gutartig, Hospitalisationsdauer 1-3 Tage (USA).

Praktische Empfehlungen

  • Jugendliche sind vor der Impfung aktiv über diese mögliche Nebenwirkung zu informieren. Dabei sollen die wichtigsten Symptome und die Häufigkeit der impf-induzierten Myokarditis im Vergleich zur SARS-CoV-2-induzierten Myokarditis angesprochen werden.
  • Die meisten Daten zur impf-induzierten Myokarditis sind für Comirnaty® erhoben worden. Es ist aber davon auszugehen, dass beide Impfstoffe Myokarditiden mit ähnlicher Häufigkeit auslösen.
  • Patienten mit dem klinischen Verdacht auf eine Myokarditis sind umgehend in eine Kinderklinik mit kinderkardiologischer Expertise zu überweisen.

COVID-Zertifikatspflicht und Kostenübernahme für Antigen-Schnelltests

Der Bundesrat hält am 25.08.2021 fest: «Wie bis anhin soll die Zertifikatspflicht nicht für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahre gelten». Zu den Kosten für Antigen-Schnelltests bei asymptomatischen Personen für die Zertifikatsausstellung hält der Bundesrat fest: «Antigen-Schnelltests für Personen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können sowie Tests für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren werden weiterhin vom Bund bezahlt.»

Beide Entscheide sind aus pädiatrischer Sicht sehr wichtig, weil Kinder und Jugendlichen sonst gegenüber Erwachsenen, diese sich bereits seit mehreren Monaten impfen lassen und das Zertifikat kostenlos erhalten können, benachteiligt wären.

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