Beim Lesen des Titels könnte das Risiko bestehen, Gewalt während der Adoleszenz im Lichte einer gewissen Volksmeinung zu betrachten, gemäss welcher das Opfer von Misshandlung während der Kindheit später seinerseits misshandelt. Oder die Vorstellung, dass die Rechtfertigung der gegen Dritte gerichteten Gewalt in der Wiederholung der erlittenen Gewalt besteht.
Eine solche Auffassung ignoriert die Komplexität des Seelenlebens, das, wenn es wiederholt, dies mit Blick auf einen Entwurf tut. In diesem Kontext ist eine lineare und kausalistische Sichtweise aussichtslos, da die Tatsachen die klassischen Vorstellungen der Wiederholung von Gewalt zunichte machen: Wenn auch ein Grossteil der Täter in ihrer Kindheit und/oder Adoleszenz Opfer von Gewalt waren 1), kann die gegenteilige Folgerung, dass Gewaltopfer notwendigerweise gewalttätig würden, nicht überprüft werden.
Es geht hier darum, Schlüssel zum Verständnis der Wiederholungsdynamik, wie sie im Kern gewisser Familiengeschichten auftritt, sowie Denkmodelle zum Ineinandergreifen von erlittener und zugefügter Gewalt und deren Bedeutung vorzuschlagen.