Remo Largo verstarb am 11.11.2020 knapp vor seinem 77. Geburtstag und versetzte seine Familie, Freunde und Wegbegleiter:innen, Kolleg:innen und Leser:innen in grosse Trauer. Das Bedürfnis war gross, ihm neben einem Symposium in Erinnerung seines Schaffens und Kondolenzschreiben auf andere Weise zu gedenken. Die Idee, eine Strasse nach ihm zu benennen, rückte in weite Ferne, da in der Stadt Zürich offenbar sehr viele andere verstorbene Persönlichkeiten auf eine persönliche Strassenbenennung warten. Nicht einmal ein Weglein war zu haben.
So entstand die Idee, einen Gedenkpreis ins Leben zu rufen, der auch bei seinen drei Töchtern grossen Zuspruch fand. Ziel war es, Remo Largos kindorientierte Haltung – das Kind ins Zentrum zu stellen und seine Ressourcen zu stärken – zu würdigen. Dazu soll jährlich im Rahmen der Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Entwicklungspädiatrie (SGEP) ein innovatives Projekt ausgezeichnet, das sein Vermächtnis lebendig hält und weiterführt.



Remo Largo selbst hätte diese Ehrung vermutlich mit einem Lächeln angenommen und sich darüber gefreut, dass sein Vermächtnis weitergetragen wird. Entwicklungspädiater:innen, die ihn vielleicht nicht mehr persönlich erleben durften, sollen für innovative, kindorientierte und entwicklungsfördernde Projekte geehrt werden.
Die erste Preisverleihung fand am 20.11.2024 statt, vier Jahre nach seinem zu frühen Tod, anlässlich des Symposiums der Abteilung für Entwicklung und Wachstum des Universitätsspitals Genf (HUG). In Zusammenarbeit mit der SGEP organisierten die Genfer Kolleg:innen einen Fortbildungstag zum Thema „Die Entwicklung von der Geburt bis zur Adoleszenz unterstützen: klinische Interventionen und wissenschaftliche Erkenntnisse“.
Für den Preis kamen innovative Projekte in die engere Auswahl, die die kindliche Entwicklung ins Zentrum stellten. Drei aussergewöhnliche Beiträge wurden in Vorträgen vorgestellt: ein Präventionsprojekt zur Förderung von Gesundheit und Entwicklung angesichts wachsender Umweltbelastungen (Estelle Delamare, Kinderärztin in Ausbildung, am Universitätsspital Genf), die Weiterentwicklung von Remo Largos Fit-Konzepts zu einem „Bene-Fit“-Ansatz, der hypnotherapeutischer Methoden und die persönlichen Stärken der behandelnden Kinderärzt:in einbezieht (Martina Hug, Abteilung Entwicklungspädiatrie, Universitäts-Kinderspital Zürich) sowie eine Interventionsstudie zur Verbesserung der exekutiven Funktionen bei Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern (Alenka Schmid, Entwicklungspädiatrie, Universitäts-Kinderspital Zürich).
Den Preis gewann schliesslich Estelle Delamare mit dem Projekt 12 MOIS 12 ACTIONS » – UNE CAMPAGNE POUR SOUTENIR LA SANTÉ ET LE DÉVELOPPEMENT DE L’ENFANT DANS LE RESPECT DE L’ENVIRONNEMENT («12 Monate 12 Aktionen)

Estelle Delamare, Kinderärztin in Ausbildung am Universitätsspital Genf.
Das Projekt überzeugte die Jury durch den innovativen und präventivmedizinischen Ansatz.
Die Kampagne «12 Monate – 12 Aktionen» soll Kinder, Eltern und Ärzt:innen mithilfe von Infografiken davon überzeugen, dass es möglich ist, auf die eigene Gesundheit zu achten und gleichzeitig etwas für die Gesundheit des Planeten zu tun. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Zusammenhängen zwischen Umwelt und kindlicher Entwicklung. Mehr Bewegung in der Natur und weniger Zeit vor dem Bildschirm fördern beispielsweise die Entwicklung und verbessern gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck. Es zeigt den wichtigen Gedanken Remo Largo‘s auf, dass das Kind stark durch seine Interaktion mit der Umwelt beeinflusst wird. Kinder sind noch sehr empfänglich für ihre Umwelt und können so durch gute Vorbilder positiv in ihren künftigen Verhaltensweisen geprägt werden. Dies stärkt auch das Wohl der Gemeinschaft und trägt einen Teil zur Schonung der Ressourcen der Natur bei. Das Projekt ist die Doktorarbeit von Estelle Delamare. Dieser Preis wird sie ihr Engagement für Kinder und den Umweltschutz bestärken.
Die Preisvergabe des ersten Remo Largo Gedenkpreises war ein grosser Erfolg und wird nun jedes Jahr im Rahmen der Jahrestagung der SGEP vergeben.
Verfasserinnen: Bea Latal, Russia Ha-Vinh Leuchter, Johanna Largo