Für eine qualitativ hochstehende Kinder- und Jugendmedizin in der Schweiz.
PRESSEMITTEILUNG
Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte für Kinder- und Jugendmedizin sinkt, immer weniger Arzneimittel und Impfungen stehen zur Verfügung, im Bereich der Pflege fehlt eine spezifische Ausbildung. Auch decken die stationären und ambulanten Tarife die effektiven Aufwände kaum ab. Bund und Kantone bleiben weitgehend untätig. Die Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie hat zusammen mit anderen Experten im Auftrag der parlamentarischen Gruppe Kinder- und Jugendmedizin ein Positionspapier mit politischen Forderungen verfasst, um eine qualitativ hochstehende Kinder- und Jugendmedizin sicherzustellen.
Das Co-Präsidium der parlamentarischen Gruppe Kinder- und Jugendmedizin bestehend aus Nationalrätin Marina Carobbio Guscetti, Nationalrätin Verena Herzog, Nationalrätin Ruth Humbel, Nationalrätin Tiana Moser und Ständerat Damian Müller hat einer Expertengruppe im September 2018 den Auftrag erteilt, ein Positionspapier mit politischen Forderungen auszuarbeiten. Die Kernforderungen wurden am Parlamentariertreffen vom 9. September 2019 vorgestellt:
Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen benötigt mehr Zeit Unterversorgung ist zu vermeiden, Folgekosten sind zu verhindern Die Vernetzung mit dem Lebensumfeld des Kindes ist zu gewährleisten Passende kinderspezifische Infrastrukturen sind bereitzustellen Notwendige Diagnostik und Therapien sind über die verschiedenen Kostenträger hinweg sicherzustellen Arzneimittel und Impfungen für Kinder und Jugendliche müssen in kindsgerechten Formen verfügbar sein Rahmenbedingungen des Berufsfeldes sind zu fördern
Das Co-Präsidium der parlamentarischen Gruppe begrüsst das Positionspapier, welches den konkreten Handlungsbedarf aufzeigt. Die Ratsmitglieder haben angekündigt, parlamentarische Vorstösse einzureichen, damit eine qualitativ hochstehende Kinder- und Jugendmedizin auch in Zukunft gewährleistet sind. Neben Massnahmen auf Bundesebene, werden auch Gespräche mit kantonalen Gesundheitsdirektoren geführt, um Lösungen zu besprechen.
Expertengruppe Kinder – und Jugendmedizin
Groupe d’experts Médecine pédiatrique
Gruppo di esperti in Pediatria
Expertengruppe Kinder – und Jugendmedizin ,
c/o Köhler, Stüdeli & Partner GmbH, Amthausgasse 18, 3011 Bern
Positionspapier
der Expertengruppe Kinder – und Jugendmedizin
«Für eine qualitativ hochstehende Kinder – und
Jugendmedizin in der Schweiz»
Fassung vom 9. September 2019
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Inhalt sverzeichnis
1. Ausgangslage ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………………… 3
2. Die Kernforderungen ………………………….. ………………………….. ………………………….. ………………. 4
2.1 Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen benötigt mehr Zeit ………………………….. …. 4
2.2 Unterversorgung ist zu vermeiden, Folgekosten sind zu verhindern ………………………….. …5
2.3 Die Vernetzung mit dem Lebensumfeld des Kindes ist zu gewährleisten ……………………… 7
2.4 Passende kinderspezifische Infrastrukturen sind bereitzustellen ………………………….. …….. 8
2.5 Notwendige Diagnostik und Therapien sind über die verschiedenen Kostenträger
hinweg sicherzustellen ………………………….. ………………………….. ………………………….. ……… 9
2.6 Arzneimittel und Impfungen für Kinder und Jugendliche müssen in kindsgerechten
Formen verfügbar sein ………………………….. ………………………….. ………………………….. …… 10
2.7 Rahmenbedingungen des Berufsfeldes sind zu fördern ………………………….. ………………. 11
3. Mitglieder der Expertengruppe ………………………….. ………………………….. ………………………….. . 12
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1. Ausgangslage
Am 24. September 2018 wurde die parlamentarische Gruppe Kinder -und Jugendmedizin
gegründet. Ziel der Gruppe ist es, politische Lösungen für strukturelle Herausforderungen zu
erarbeiten und die Gesundheitsversorgung der Kinder und ihrer Familien auch in Zukunft
sicherzustellen.
Das Co -Präsidium der parlamentarischen Gruppe haben übernommen:
Nationalrätin Marina Carobbio Guscetti (SP/TI)
Nationalrätin Verena Herzog (SVP/TG)
Nationalrätin Ruth Humbel (CVP/AG)
Nationalrätin Tiana Moser (glp/ZH)
Ständerat Damian Müller (FDP/ LU)
Anlässlich ihrer Gründung vom 24. September 2018 hat die Parlamentarische Gruppe Kinder – und
Jugendmedizin eine Resolution verabschiedet. Das Co -Präsidium erteilte in der Folge einer
Ex pertengruppe für Kinder – und Jugendmedizin den Auftrag, die Kernforderungen der Resolution
zu konkretisieren , Handlungsfelder zu beschreiben und politische Forderungen abzuleiten . Das
folgende Papier ist das Result at der Arbeiten dieser Expertengruppe , die interprofessionell mit
Fachpersonen aus al len Bereichen der Kinder – und Jugendmedizin zusammengesetzt ist .
Hinweis
Unter «Kinder – und Jugendmedizin » werden nachfolgend die Fachärzt innen und Fachärzte für
Pädiatrie, für Kinderchirurgie, für Kinder – und Jugendpsychiatrie, Kinder – und Jugendpsycholo gen,
die pädiatrischen Pflegefachpersonen , die pädiatrischen Therapeuten sowie die
Kinderzahnärztinnen und Kinderzahnärzte verstanden .
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2. Die Kernforderungen
2.1 Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen benötigt mehr Zeit
Der Zeitaufwand für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ist grösser als bei
Erwachsenen. Minderjährige sind besonders schutzbedürftig und haben das Recht, altersgerecht
in die Behandlung einbezogen zu werden . Die Fachpersonen sind zur altersgerechten Information
und Aufklärung der Kinder und Jugendlichen verpflichtet . Bei Kindern zentral sind Gespräche zu
gesundheitsförderndem und präventivem Verhalten.
Politische Forderungen
1. Im Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG, SR 832.10) und in den anderen
Sozialversicherungen ist d er Grundsatz zu verankern, dass alle Tarif strukturen die
Besonderheiten der Kinder – und Jugendmedizin sachgerecht berücksichtigen.
2. Limitationen dürfen nicht dazu führen, dass Gespräche zu Gesundheitsförder ung und
Prävention nicht mehr im notwendigen Mass geführt werden können.
3. Ambulante und stationäre Tarife müssen kostendeckend sein .
Konkretes Beispiel
Der 18 -Monate alte Theo kommt mit einer schweren asthmoiden Bronchitis zum Kinderarzt. Die
Sauerstoffsättigung ist leicht unter der Grenze zur Hospitalisierung. Inhalationen während einer
Stunde verbessern die Sauerstoffsättigung, so dass das Kind nicht in s Spital muss. Dies führt zu
einer verlängerten Konsultationszeit und einer Besetzung des Sprechzimmers während über einer
Stunde. Es verhindert eine stationäre Aufnahme . D er effektive Aufwand kann nicht verrechnet
werden.
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2.2 Unterversorgung ist zu vermeiden, Folgekosten sind zu v erhindern
In einigen peripheren Regionen herrscht heute eine akute Unterversorgung bei der medizinischen
Behandlung von Kinder n- und Jugendlichen . Der altersbedingte Rücktritt von Kinder – und
Jugend medizinern gepaart mit dem drohenden Pflegenotstand wird die Situati on in den
kommenden Jahren weiter verschärfen. Gemäss Aussagen der FMH braucht es zur Versorgung
von 1 ’000 Kindern mindestens eine Pädiaterin /einen Pädiater (Vollzeitäquivalent) . Diese Vorgabe
ist in der Schweiz nicht überall erfüllt. Hinzu kommen fachspezifisch unterversorgte Bereiche, z.B.
die Unterversorgung mit Kinder – und Jugendpsychiater n.
Bildlegende: Unterversorgung Pädiatrie in der Schweiz 1
1 Quellen:
– Kinder und Jugendliche: STATPOP, BFS 2017
– Anzahl Leistungserb ringer: eigene Umfrage bei allen Kantonen (Anfrage per Brief vom 18. März 2019). Anzahl
Leistungserbringer der Kantone (Glarus, Jura, Luzern, Neuenburg, Tessin, Thurgau, Waadt), welche die Umfrage nicht
beantwortet haben: https://ww w.medregom.admin.ch/
– Die Autoren des vorliegenden Dokuments haben die konservative Annahme getroffen, dass der durchschnittliche
Beschäftigungsgrad von Kinder – und Jugendärzten bei 80 Prozent liegt (0.8 FTE). In der Realität dürfte der
Beschäftigungsgrad deutlich tiefer liegen.
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Politische Forderungen
1. Der Bund gibt eine spezifische Versorgungsforschung im Bereich der Kinder – und
Jugendmedizin in Auftrag. Der volkswirtschaftliche Nutzen der Kinder – und Jugendmedizin ist
zu evaluieren.
2. Das BAG erstellt periodisch Bericht über die Entwicklung des Versorgu ngsstandes in der
Kinder – und Jugendmedizin pro Kanton im ambulanten und stationären Bereich bezüglich
Grundversorgern und Spezialärzten.
3. Die Unterversorgung in der Kinder – und Jugendmedizin ist abzubauen. Die Kantone stellen
sicher, dass genügend Fachpersonen aller in der Kinder – und Jugendmedizin tätigen Berufe
zur Verfügung stehen.
Konkretes Beispiel
Ein Kinder – und Jugendarzt im Oberwallis möchte längst den Ruhestand antreten. Doch er findet
seit 10 Jahren keinen Nachfolger. Der pensionierte Arzt arbeitet regelmässig mehr als 60 Stunden
pro W oche. Er muss durch mindestens zwei junge Kinder – und Jugendärzte ersetzt werden. Tritt er
zurück, b evor die Nachfolge geregelt ist, so gibt es in der Region Visp eine noch stärkere
Unterversorgung.
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2.3 Die Vernetzung mit dem Lebensumfeld des Kindes ist zu gewäh rleisten
Kinder und Jugendliche sind nie allein, sondern immer Teil eines sozialen Systems . Dazu gehören
Eltern, Bezugspersonen, Familie, Schule, Freunde u.a. Die Vernetzung mit dem Lebensumfeld des
Kindes ist bei gesundheitlichen Problemen zentral .
Politische Forderungen
1. Der zeitliche Aufwand für den Einbezug des Um felds der Kinder und Jugend lichen ist zu
vergüten .
2. Unabdingbare Kosten für Dolmetscher werden als Voraussetzung der medizinischen Leistung
von der öffentlichen Hand vergütet.
Konkretes Beispiel
Der fünfjährige Leo nässt seit zwei Monaten tagsüber wieder ein. Die Mutter sucht mit ihm den
Kinderpsychiater auf und wünscht rasche Abhilfe, weil es im Kindergarten Probleme gebe. Es sei
nicht nötig, den Vater einzubeziehen. Er sei beruflich stark ausgelastet. Ein paar Tage später ruft
der Vater an und sagt, er und seine Frau stünden vor einer Trennung, ihr Sohn Leo wisse aber
noch nichts davon. Das Einnässen ist möglicherweise Ausdruck des unausgesprochenen
Paarkonfliktes und erfordert die entsprechende systemische Herangehensweise.
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2.4 Passende kinderspezifische Infrastrukturen sind bereitzustellen
Die sichere Behandlung v om Neugeborenen (25cm und 500g) bis zum Jugendlichen (200cm und
über 100kg) erfordert ein breites Spektrum an kinderspezifischer medizinische r Infrastruktur
inklusive passendem medizinischen Material . Dieses wird tei lweise nicht mehr angeboten , Material
von Erwachsenen ist für Kinder nur teilweise verwendbar.
Politische Forderungen
1. Kinderspezifische Infrastrukturen, Versorgungsmaterial und Geräte sind bereitzustellen und zu
vergüten.
2. Die definierten Vorhalteleistungen sind tarifarisch abzubilden und entsprechend abzugelten.
Konkretes Beispiel
Der vier jährige Samuel muss wegen einem Harnverhalt auf der Notfallstation katheterisiert werden.
Aus Kostengründen sind nur noch zwei Grössen Blasenkatheter vorhanden. Die Katheter für
Säuglinge sind viel zu dünn, die jenigen für Erwachsene sind viel zu dick und können nicht
eingelegt werden. Anstelle eines Katheters wird eine Magensonde verwendet. Diese kann aber nur
in der vorgeschriebenen Anw endung als Magensonde und nicht als Katheter abgerechnet werden.
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2.5 Notwendige Diagnostik und Therapien sind über die verschiedenen
Kostenträger hinweg sicher zu stellen
Heute fehlt die Koordination für die Organisation und Vergütung von Diagnostik und Therap ien für
Kinder und Jugendliche über die verschiedene n Institutionen (Krankenversicherungen, IV, UVG,
Schulgemeinden, Heime und weitere kantonale Stellen) hinweg. Dieser bürokratische
Mehraufwand wird auf die Eltern, Spitäler und Kinderärzte übertragen . Zudem werden notwendige
Behandlungen unzureichend vergütet.
Politische F orderungen
1. Bund, Kantone, Leistungserbringer, Sozialversicherungen errichten eine Koordinations –
kommission , um bestrittene Zuständigkeitsfragen zu klären und den Kostenträgern generelle
und einzelfallspezifische Empfehlungen abzugeben.
2. Dem Vertrauensprinzip gemäss KVG ist Folge zu leisten: In Fällen, in denen die ärztliche
Indikation definiert wurde, darf die Massnahme umgesetzt werden, bevor die finale Einigung
über die Zuordnu ng zu einem Kostenträger erfolgt ist.
Konkretes Beispiel
Die dreijährige Annika leidet an Autismus. Eine intensive Frühintervention verbessert die
Langzeitprognose . Annika lebt mit ihrer Familie im Kanton Aargau. Dort gibt es kein solches
Angebot. Die Behandlung könnte aber in Basel stattfinden. Gemäss den Richtlinien des
eidgenössischen Finanzausgleichs sind die IV für die Bezahlung medizinischer Leistungen und der
Wohnkanton für die Bezahlung pädagogischer Leistungen zuständig. Die IV gibt eine
Kosten gutsprache für den medizinischen Teil von Annikas Behandlung. Der Kanton Aargau weigert
sich aber, die Bezahlung der pädagogischen Leistungen für diese ausserkantonale Behandlung zu
übernehmen.
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2.6 Arzneimittel und Impfungen für Kinder und Jugendliche müsse n in
kindsgerechten Forme n verfügbar sein
Die Problematik der fehlenden Arzneimittel und Impfungen für Kinder und Jugendliche nimmt zu.
Einerseits verschwinden immer mehr kindgerechte Applikationsformen der Arzneimittel vom Markt
oder sind temporär nicht verfügbar, andererseits werden kinderspezifische Arzneimittel aufgrund
des fehlenden Marktpotentials und hoher Zulassungshürden in der Schweiz gar nicht zugelassen
oder wieder vom Markt genommen.
Politische F orderungen
1. Bundesrat und Gesundheitsbehörden se tzen sich dafür ein, dass auch im Bereich der
Kinderarzneimittel Zulassungen getätigt werden, damit Kinder eine korrekte medikamentöse
Versorgung erhalten und der Off -Label -Use vermindert werden kann.
2. Die Industrie wird aufgefordert, Zulassun gsanträge für Kinderarzneimittel aus Ländern mit
vergleichbarer Arzneimittelkontrolle auch in der Schweiz einzureichen (die Möglichkeit eines
vereinfachten Zulassungsverfahren s besteht im HMG Art. 13 und 14).
3. Zur Erhöhung der Patientensicherheit und der Vermeidung von Haftungsfragen sind bei einer
nicht zugelassenen Anwendung vor der Verschreibung anerkannte Datenbanken zu
konsultieren.
4. Der Bund ergreift Massnahmen im Bereich der Arzneimittel für Kinder und Jugendliche
(a) zum Abbau von Versorgungsen gpässen und
(b) zur einheitlichen, unbürokratischen Vergütung von Arzneimitteln aus dem In – und Ausland
über die Grundversicherung, die in einer in der Schweiz nicht zugelassenen Indikation
verwendet werden.
Konkretes Beispiel
Beide Kinder der Familie Vögeli haben meh rere auffällige Hautausschläge und Juckreiz, zuerst
diffus, bald immer ausgeprägter. Die hochschwangere Mutter befürchtet Auswirkungen auf das
dritte Kind und wird beim Kinderarzt vorstellig. Die Diagnose ist rasch gestellt: die ganze Familie ist
von Krätz e ( Skabies ) betroffen. Die Behandlung für die ganze Familie erfolgt mit einem topischen
Insektizid, das durch die Familie selber angewendet werden muss. Zusätzliche
Verhaltensmassnahmen werden erklärt.
Zwei Tage nach der Behandlung erfolgt die Geburt des dritten Kindes. Trotz Behandlung bleibt die
Infektion bei den grossen Kindern bestehen, ebenso zeigt das Neugeborene bereits im Alter von
14 Tagen erste lokale Symptome. Nach zwei malig frustraner Therapie wird durch einen
pädiatrischen Dermatologen eine Me dikation mit einem Makrolid (Ivermecthin) verschrieben .
Dieses Arzneimittel ist im umliegenden Ausland für die Anwendung bei Skabiesbefall zugelassen,
in der Schweiz nicht.
Die Anfrage zur Kostengutsprache wird durch die Krankenkas se abgelehnt . D ie Familie
entschliesst sich , die Behandlung auf eigene Kosten durchzuführen . M it Erfolg ! Ein erneuter Antrag
auf Kostengutsprache wird ebenfalls abgelehnt.
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2.7 Rahmenbedingungen des Berufsfeldes sind zu fördern
Um die bevorstehende Lücke in der Gesundheitsve rsorgung der Kinder abzuwenden, müssen
genügend Medizinstudentinnen und -studenten bewegt werden , die Fachrichtungen
Kinderpsychiatrie, Kinderchirurgie, Pädiatrie oder Kinderzahnärzte zu wählen und aus zu üben. Bei
der pädiatrischen Pflege gibt es einen grossen Mangel an Fachpersonen und keine spezifische
Ausbildung mehr.
Politische Forderungen
1. Eine Spezialisierung in Pflege für den Fachbereich Kinder -und Jugendmedizin ist ab
Ausbildungsbeginn aufzubauen und für die W eiterbildung sicherzustellen.
2. Um mehr MedizinstudentInnen für die Kinder – und Jugendpsychiatrie gewinnen zu kö nnen,
muss das Fach ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung sein.
3. Alle Kantone treten dem Weiterbildungskonkordat bei , so dass Assistenz arzt stellen überall
finanziert werden.
4. Es ist zusätzlich die Möglichkeit zu schaffen , W eiterbildungsstellen über das Konkordat nicht
nur im Spital, sondern auch in der Praxis zu finanzieren.
5. Es sind zeitgemässe Arbeitsbedingungen für Kinder – und Jugendmediziner zu schaffen
(Teilzeit, Job -Sharing etc.).
6. Die Kantone sollen prüfen, ob die Weiterbildungsgelder u.a. an die Verpflichtung geknüpft
werden sollen, Teilzeitstellen zu ermöglichen.
Konkretes Beispiel
Anna -Lena möchte das Berufsprofil der Fachangestellten Gesundheit (FaGE) mit Fokus Pädiatrie
erlernen, findet aber keinen Ausbildungsplatz auf einer Kinderstation . Während des gesamten
Ausbildungspfades ( Lehre zur FaGe EFZ , anschliessend Höhere Fachschule Pflege HF ) findet sie
keinen Praktikumsplatz in einem Kinderspital und sie erhält in den theoretischen Modulen kein
kinder spezifisches Wissen . Mit 24 Jahren schliesst sie ihre Ausbildung erfolgreich ab. Sie bewirbt
sich nun in einem Kinderspital für eine offene Stelle und wird unter der Auflage angestellt, ein
einjährig dauerndes Moduljahr zum Erwerben der pädiatrischen Kompe tenzen zu absolvieren. Sie
arbeitet auf einer allgemein -pädiatrischen Akutstation und pflegt Kinder aller Altersstufen. Rasch
realisiert sie, dass sie in beiden Ausbildungen kein W issen zur Physiologie und Pathologie eines
Kindes erworben hat und benötigt insbesondere in den ersten neun Monaten ihrer Anstellung eine
intensive und vertiefte Begleitung durch eine erfahrene Pflegefachfrau. Ein Jahr nach
Anstellungsbeginn im Alter von 26 Jahren verlässt sie den Pflegeberuf , da sie keine Teilzeitstelle
findet
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3. Mitglieder der Expertengruppe
Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie SGP
Prof. Dr. med. Gian Paolo Ramelli
Claudia Baeriswyl
Schweizerische Gesellschaft für Kinder – und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
SGKJPP / SSPPEA
Prof. Dr. med Alain Di Gallo
Dr. med. Oliver Bilke -Hentsch
Dr. med. Jörg Leeners
Schweizerische Gesellschaft für Kinderchirurgie SGKC
Prof. Dr. med. Stefan Holland -Cunz
Schweizerische Vereinigung für Kinder – und Jugendpsychologie SKJP
Philipp Ramming
Allianz pädiatrische Pflege Schwei z
Anna -Barbara Schl üe r
Allianz Kinderspitäler der Schweiz (AllKidS)
Dr. med. Agnes Genewein
Expertin/Experte ambulant und stationär
Katja Berlinger, ambulanter Bereich
Dr. med. Conrad E. Müller, stationärer Bereich
Experten Gesundheitspolitik
Urs Martin
Walter Stüdeli, Geschäftsführer der parl. Gruppe
Gast
Schweizerische Vereinigung für Kinderzahnmedizin
Dr. med. dent. Nathalie Scheidegger Stojan