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European Academy of Paediatrics

Jahresberichte

Jahresbericht 2023

Delegierte pädiatrie schweiz

Primary Care
Corinne Wyder
Tertiary Care
Christine Aebi-Ochsner

Interview Corinne Wyder – Christine Aebi-Ochsner

Aufgezeichnet von Christine Aebi-Ochsner.
Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Interview das generische Maskulinum verwendet. Die darin verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

Corinne Wyder: Anlässlich des letzten Meetings der EAP im Dezember 2023 in Brüssel hast du deine Demission als Vertreterin der Tertiary Care mitgeteilt.
Warum?

Christine Aebi: Ich habe altershalber auf Ende 2023 meine Praxistätigkeit als Spezialärztin für Kinder und Jugendendokrinologie und Diabetologie aufgegeben. Deshalb finde ich es auch richtig, wenn ich den Stab weitergebe an aktive jüngere Mitglieder der Pädiatrie.

Corinne Wyder: Wie bist du Mitglied der EAP geworden?

Christine Aebi: 1998 wurde ich als Chefärztin Pädiatrie an die Kinderklinik Wildermeth in Biel gewählt, ich arbeitete damals in Montreal am Childrens Hospital der McGill Universität und war gerade zum Associate Professor promoviert worden. Aus- und Weiterbildung hatte damals einen sehr hohen Stellenwert; wir „Teachers“ wurden über mindestens 5 Jahre alle 3 Monate von den zu Ausbildenden und Weiterbildenden evaluiert und benotet – eine Promotion zum Associate Professor wäre mit schlechten Ergebnissen dieser Evaluationen nicht möglich gewesen.

Corinne Wyder: Wie hast du die Schweiz damals erlebt in Bezug auf Weiterbildung?

Christine Aebi: Mir erschienen die Assistenten sehr stark belastet, die Weiterbildung hatte einen geringen Stellenwert. Sie war nicht so klar strukturiert und definiert wie in Kanada. In Kanada lag mir schon damals die Aus- und Weiterbildung sehr am Herzen.
Deshalb sagte ich zu, als Prof. Hanspeter Gnehm, damaliger Chefarzt Pädiatrie Aarau, mich fragte, ob ich seine Nachfolgerin bei der damals neu genannten EAP sein möchte (vorgängig CESP genannt).
Ich engagierte mich zur gleichen Zeit auch in der Weiterbildungskommission (Pädiatrie) und ich wurde als Vertreterin der Pädiatrie ins SIWF gewählt (Schweizerisches Institut für Weiter- und Fortbildung).

Corinne Wyder: Was wurde bisher erreicht?

Christine Aebi: Einer der Meilensteine war sicher die Implementierung des TRONC COMMUN, d.h. der Weiterbildung zum Kinderarzt nach den gleichen Grundsätzen, wie sie auch in der Schweiz stattfindet. Die Pädiatrie wird nicht mehr nur als Medizin der kleinen Erwachsenen angesehen, sondern wurde als vollwertige Spezialisierung von der UEMS anerkannt – so dass auch die Subspezialisierung der Kinderheilkunde möglich war…in meinem Fall die pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie.

Corinne Wyder: Was hat aber der trOnc commun damit zu tun?

Christine Aebi: es wurde erreicht, dass alle Kinderärztinnen diesen trOnc commun absolvieren müssen…Quereinsteigen aus der Erwachsenenmedizin mit ein paar Wochen Pädiatrie sollte so unmöglich gemacht werden – eine Frage der Qualität.

Corinne Wyder: Was habt ihr sonst noch erreicht?

Christine Aebi: Aus meiner Sicht, eine ganz wichtige Entscheidung, war die Bildung der YOUNG EAP (2017) – eine Gruppe von jungen Mitgliedern aus verschiedensten Ländern, die sich regelmässig alle Monate online treffen, die neue Herausforderungen aufnehmen, neue Tools brauchen, die Medien involvieren … bref: die sehr aktiv und innovativ sind. Ein weiterer grosser Schritt war die Implementierung eines Europäischen Pädiatrie Examen mit entsprechenden vorbereitenden Kursen am EAP Mastercourse oder kurz vor dem Examen einem 2-tägigen Online Skilltraining. Zudem haben die einzelnen Strategic working groups wichtige Statement erstellt z.B. als Standard zur Behandlung von Migrantenkindern, ganz aktuell hat die Choosing wisely Strategic advisory group eine erste Europäische Top Ten Liste in Pädiatrie erstellt.

Corinne Wyder: Wie siehst du die Zukunft der EAP

Christine Aebi: Ich bin verhalten optimistisch, v.a. da doch ein Wille zur Zusammenarbeit besteht, mit dem Ziel, die Situation der Kinder und Jugendlichen in Europa zu verbessern. Da alle Delegierten auf freiwilliger Basis neben ihren herausfordernden alltäglichen Arbeiten bei EAP aktiv sind und es kein grosses Sekretariat gibt, braucht es viel Engagement der einzelnen Delegierten. Ein neues Projekt braucht immer viel Zeit um die verschiedenen Gesundheitssysteme und Kulturen auf einen Nenner zu bringen. Leider fehlt oft der Man(Woman)power. Zudem geben uns die riesigen Flüchtlingsströme mit unzähligen minderjährigen unbegleiteten Kindern, die Kriegsversehrten, die Hungernden und Durstenden ohne Ort der Geborgenheit, ohne Möglichkeit der Schulung wenig Grund zur Hoffnung.

Ich wünsche meiner Nachfolgerin Julia Brandenburg von Herzen alles Gute, viel Durchhaltewillen, und halt auch, dass dieser leidige Krieg irgendwann ein Ende findet.

Korrespondenzadressen

Dr. med. Corinne Wyder, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderärzte Kurwerk, Postgasse 9, 3400 Burgdorf
wyder@hin.ch

Prof. Dr. med. Christine Aebi-Ochsner, Fachärztin Kinder- und Jugendmedizin, spez. Endokrinologie und Diabetologie EndoDia Center Biel, Bahnhofplatz 2c, 2502 Biel
aebi.endodia@hin.ch