Einleitung
Kinder erleben im Verlauf ihres Lebens wiederholt Schmerzen in Zusammenhang mit medizinischen Prozeduren, z.B. Impfungen 1). Solche Prozeduren lösen sowohl bei den Kindern als auch bei ihren Eltern Angst und Distress aus. Sie können langfristige Folgen für die Kinder haben, beispielsweise Nadelphobien 2, 3).
Ist ein Kind akut oder chronisch erkrankt oder aufgrund einer Erkrankung hospitalisiert, steigt die Anzahl an schmerzauslösenden Handlungen 4-9). Hospitalisierte Kinder erleben im Schnitt 6.3 10), Frühgeborene gar 14 bis 26 schmerzhafte Prozeduren pro Tag 4, 5).
Notwendigkeit von nationalen Empfehlungen
Angst, Distress und Schmerzen können präventiv durch ein umfassendes medikamentöses und nicht-medikamentöses Schmerzmanagement minimiert werden 6). Obwohl in verschiedenen Ländern nationale Richtlinien zur Anwendung von Nicht-Medikamentösen Interventionen existieren 11), fehlten diese bislang in der Schweiz. Aufgrund dessen entstanden im Auftrag der Allianz Pädiatrische Pflege Schweiz www.swisspediatricnursing.ch)
die nationalen Empfehlungen für «Nichtmedikamentöse Interventionen (NMI) bei (potenziell) schmerzhaften Prozeduren bei Kindern ab Geburt bis 18 Jahre». Ziel war es, evidenzbasierte Empfehlungen zu NMI in Deutsch, Französisch und Italienisch zur Verfügung zu stellen. Fachpersonen in diversen pädiatrischen Settings (ambulant, stationär, häuslich) innerhalb der Schweiz können unter anderem dadurch zur Prävention von prozeduralen Schmerzen sensibilisiert werden.
Der Weg zu den nationalen Empfehlungen
Basierend auf vordefinierten NMI, welche aus der klinischen Expertise und Literaturkenntnissen der Autorengruppe der nationalen Empfehlungen resultierten, erfolgte eine gezielte Suche in der Cochrane Database of Systematic Reviews (CDSR) und eine Nachsuche über Fit Nursing Care (www.fit-care.ch). Eingeschlossen wurden neun Cochrane Reviews, eine systematische Review und zwei Randomized Controlled Trials (RCT). Bei der Literaturanalyse und Ausarbeitung der Empfehlungen lehnte sich die Autorengruppe an das GRADE-System («Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation) 12). Dieses beinhaltet sowohl die Qualität der Evidenz wie auch eine abschliessende Empfehlungsstärke. Nach Verfassung der Empfehlungen wurde ein Expertengespräch mit 21 multidisziplinären Teilnehmenden zur ersten Überprüfung durchgeführt. Nach der darauffolgenden Überarbeitung folgte ein Consulting mit 51 Teilnehmenden zur Konsolidierung (vgl. Abb.1).
Die Entwicklung und Erstellung des Gesamtdokumentes fand in Anlehnung an das AGREE II-Instrument (Appraisal of Guidelines for Research & Evaluation II) 14) statt.
Entstanden sind 41 Empfehlungen aufgeteilt in zwei Altersgruppen; für Neugeborene inkl. Frühgeborene bis ein Jahr (vgl. Abb. 2) sowie für Kinder ab einem Jahr bis 18 Jahre (vgl. Abb. 3).
Die Empfehlungen in der Praxis umsetzen
Die empfohlenen NMI ersetzen keine medikamentösen Interventionen, sondern stellen viel mehr eine Ergänzung dieser im interprofessionellen Setting dar. NMI sollen individuell, situationsangepasst sowie in sinnvoller Kombination eingesetzt werden.
Die nationalen Empfehlungen können als ein «Instrumentenkoffer» mit evidenzbasierten Massnahmen zur Reduktion von Angst, Distress und Schmerzen betrachtet werden. Die Entscheidung wie eine Umsetzung im jeweiligen Setting, z.B. Kinderarztpraxis, Spital, Kinderspitex erfolgt, soll kontextbezogen durch die Teams vor Ort geschehen.
Die nationalen Empfehlungen stehen öffentlich für alle Interessierten in deutscher, französischer und italienischer Sprache auf der Homepage der Allianz Pädiatrische Pflege Schweiz zur Verfügung.http://swisspediatricnursing.ch
Quellen
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