Jedes Jahr kommen in der Schweiz 1–2 Kinder/1000 Geburten mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit zur Welt, die ohne rechtzeitige Therapieeinleitung einen deutlich verzögerten oder ausbleibenden Erwerb der Lautsprachentwicklung zur Folge hat1). In verschiedenen neurobiologischen und klinischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine frühzeitige Therapie der angeborenen Schwerhörigkeit der wichtigste Faktor für eine gute Lautsprachentwicklung darstellt1), 2). Während die Cochlea und die Haarzellen bereits beim Neugeborenen ausgewachsen sind und normal funktionieren, braucht es für die Reifung der zentralen Hörbahn eine akustische Stimulation in den ersten Lebensjahren. Die auditorische Plastizität ist heute wissenschaftlich gut untersucht. Es ist bekannt, dass ein schwerhöriges Kind für einen altersentsprechenden Lautspracherwerb in den ersten zwei Lebensjahren gut hören muss. Wenn die Diagnose einer prälingualen Schwerhörigkeit erst zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr gestellt wird, kann das Kind bei optimaler Förderung in der Regel noch vieles aufholen. Gemäss aktuellen Forschungsresultaten mit Messung später kortikaler auditorischer Potenziale wird bei einer Cochlea-Implantation zwischen dem 4. und 6. Lebensjahr die Chance eine gute Lautsprache zu erwerben zunehmend kleiner. Erfolgt die Cochlea-Implantation nach dem 7. Lebensjahr ist kein guter Spracherwerb mehr möglich.
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Einleitung
Jedes Jahr kommen in der Schweiz 1–2 Kin-
der/1000 Geburten mit einer hochgradigen
Schwerhörigkeit zur Welt, die ohne recht –
zeitige Therapieeinleitung einen deutlich ver –
zögerten oder ausbleibenden Erwerb der
Lautsprachentwicklung zur Folge hat
1). In
verschiedenen neurobiologischen und klini –
schen Untersuchungen konnte gezeigt wer –
den, dass eine frühzeitige Therapie der ange –
borenen Schwerhörigkeit der wichtigste
Faktor für eine gute Lautsprachentwicklung
darstellt
1) , 2) . Während die Cochlea und die
Haarzellen bereits beim Neugeborenen aus –
gewachsen sind und normal funktionieren,
braucht es für die Reifung der zentralen Hör –
bahn eine akustische Stimulation in den ers –
ten Lebensjahren. Die auditorische Plastizität
ist heute wissenschaftlich gut untersucht. Es
ist bekannt, dass ein schwerhöriges Kind für
einen altersentsprechenden Lautspracher –
werb in den ersten zwei Lebensjahren gut
hören muss. Wenn die Diagnose einer prälin –
gualen Schwerhörigkeit erst zwischen dem 2.
und 4. Lebensjahr gestellt wird, kann das Kind
bei optimaler Förderung in der Regel noch
vieles aufholen. Gemäss aktuellen For –
schungsresultaten mit Messung später korti –
kaler auditorischer Potenziale wird bei einer
Cochlea-Implantation zwischen dem 4. und 6.
Lebensjahr die Chance eine gute Lautsprache
zu erwerben zunehmend kleiner. Erfolgt die
Cochlea-Implantation nach dem 7. Lebensjahr
ist kein guter Spracherwerb mehr möglich
3).
Diagnose der Schwerhörigkeit
im ersten Lebensjahr
Seit der weitgehend flächendeckenden Einfüh –
rung des Hörscreenings in der Schweiz wird
die Diagnose einer angeborenen Schwerhörig –
keit meist in den ersten Lebensmonaten ge –
stellt
4). Eine differenzierte Diagnostik der
Schwerhörigkeit ist heute mittels objektiver
Audiometrie früh möglich. Mit neuen Messme –
thoden können heute in der Hirnstammau –
diometrie auch frequenzspezifische Reize
wie verschiedene Chirp-Reize und Auditory Steady State Responses(ASSR) verwendet
werden
5). Damit kann bereits in den ersten
Lebenswochen eine Reizschwelle in den
Haupt-Sprachfrequenzen 500–4000 Hz ge –
messen werden, aus welcher die Hörschwelle
geschätzt wird und die Grundlage einer Hör –
geräteanpassung darstellt. Da das Kind für
eine aussagekräftige Untersuchung genügend
lang schlafen muss, ist der Spontanschlaf
nicht immer ausr eichend und es is t meis t eine
Sedation zu empfehlen. Nach der objektiven
Audiometr ie w ir d die Hör schwelle gemäs s den
gültigen Richtlinien auch heute noch mittels
frequenzspezifischer Verhaltensaudiometrie
überprüft und die Diagnose einer Schwerhö –
rigkeit dadurch bestätigt
1) , 6) . Für die Hörgerä –
teanpassung sind Pädakustiker verantwort –
lich, die über Anpassverfahren verfügen, die
speziell für Babys und Kleinkinder entwickelt
wurden. Diese Methoden erlauben auch in
einem kleinen Gehörgang den vom Hörgerät
effektiv vor dem Trommelfell abgegebenen
Schalldruckpegel objektiv zu messen
7). Der
Erfolg einer Hörgeräteanpassung wird stets
durch eine erneute Verhaltensaudiometrie
überprüft. Die allgemein gültigen Empfehlun –
gen fordern, dass die Hörgeräteanpassung bei
einer angeborenen Schwerhörigkeit bis zum 6.
Lebensmonat erfolgt
1 ) , 7 ) . Ergänzend dazu wird
immer eine audiopädagogische Frühförderung
eingeleitet, welche das Ziel hat, die Hör- und
Sprachentwicklung des Kindes zu fördern.
Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit
zwischen Medizin, Technik und Pädagogik ist
wichtig
8). Neben der Therapieeinleitung wer –
den in den ersten Lebensmonaten weitere
medizinische Untersuchungen zur Klärung der
Ätiologie der Schwerhörigkeit durchgeführt
6).
Dazu gehören eine MRI-Untersuchung zum
Ausschluss allfälliger Missbildungen im Berei –
che des Labyrinths, Blutanalysen zur Suche
einer genetischen Ursache und allfälligem
Nachweis einer CMV-Infektion. Zu einem spä –
teren Zeitpunkt ist auch eine ophthalmologi –
sche Untersuchung angezeigt. Die im Weiteren
empfohlenen Untersuchungen des Urins und
ein EKG zur Suche eines verlängerten QT-In –
tervalls zeigen selten Auffälligkeiten als Hin –
weis auf eine syndromale Schwerhörigkeit.
Voruntersuchungen zur
Cochlea-Implantation
Im zweiten Lebenshalbjahr soll die Hörgerä –
teanpassung soweit abgeschlossen sein, dass
bei einer Standortbestimmung geklärt werden
kann , ob die Hör ger äte f ür eine gute L aut spr a –
chentwicklung ausreichend sind oder die
Schwer hör igkeit so st ar k ausgepr äg t ist , das s
eine Cochlea-Implantation diskutiert werden
muss. Neben den pädaudiologischen Befun –
den is t es w ichtig , das s eine ent w icklungspäd –
iatrische Untersuchung Auskunft über allfälli –
ge zusätzliche Auffälligkeiten gibt. Es muss
gemäss eigenen Untersuchungsresultaten
und Angaben in Literatur davon ausgegangen
werden, dass etwa 40 % der Kinder mit einer
Hörbehinderung zusätzliche Auffälligkeiten in
der Entwicklung zeigen
9).
Grosse Beachtung muss einem ausführlichen
Beratungsgespräch der Eltern hinsichtlich
Cochlea-Implantation geschenkt werden. Alle
Befunde der medizinischen Abklärungen hin –
sichtlich Ätiologie und allgemeiner Entwick –
lung sowie die pädaudiologischen Befunde
der Hörgeräteversorgung müssen für eine
Empfehlung zur Cochlea-Implantation berück –
sichtigt werden. Aus audiologischer Sicht ist
heute eine frühe Cochlea-Implantation indi –
ziert, wenn mittels leistungsstarker Hörgerä –
te, insbesondere im Hochtonbereich keine
ausreichende Verstärkung möglich ist. Die
Eltern müssen in der Beratung eine realisti –
sche Erwartung erhalten, was bei ihrem Kind
mit einem Cochlea-Implantat (CI) individuell
erwartet werden kann
10 ). Die meisten Eltern
haben das Ziel, dass ihr Kind mit einem CI
eine gute Lautsprache erlernen soll. Gelegent –
lich ist der Wunsch der Eltern aber auch eine
bilinguale Förderung mittels gleichzeitigen
Angebots von Lautsprache und Gebärden. Für
das CI-Team ist es hilfreich, wenn es sich in
der Beratung dazu auf Langzeitresultate aus
eigener Erfahrung und der Literatur abstützen
kann. Die Entscheidungsfindung der Eltern
kann auch mit Kontakten zu anderen Familien
mit einem CI-Kind unterstützt werden. Ge –
meins ame A k ti v it äten w ie in Spielg r upp en f ür
hörbehinderte Kinder, Begegnungstage und
Veranstaltungen von Elternvereinen lassen
einfach solche Kontakte entstehen.
In einem weiteren Gespräch zusammen mit
dem Chirurgen wird die definitive Entschei –
dung getroffen, wobei dann auch die Fragen
der Implantat- und Elektrodenwahl sowie die
Frage der ein- oder beidseitigen Implantation
Cochlea-Implantation bei Kindern:
Erfolge bei früher Implantation
Dorothe Veraguth, Zürich
1Prof. ffRTof.ff.abi
1Prof. RTab
24
abschliessend geklärt werden müssen 11 ) ,1 2 ) .
Wenn beidseits eine hochgradige Schwerhö –
rigkeit vorliegt, die mit Hörgeräten nicht
ausreichend versorgt werden kann, wird in
der Regel bei Kleinkindern eine simultane bi –
laterale Implantation empfohlen. In vielen
Studien konnte gezeigt werden, dass dadurch
ein besseres Verstehen, vor allem in lärmiger
Umgebung , w ie es in einem K inder gar ten und
der Schule gefordert wird, möglich wird. Die
Kinder können sich in solchen Situationen
während längerer Zeit konzentrieren und er –
müden weniger rasch. Die Entwicklung eines
binauralen Hörens ist gemäss aktuellen Stu -dien auch nur in den ersten Lebensjahren
möglich 1 0 ) ,12 ) .
Operation
Die Cochlea-Implantation wurde in der
Schweiz als Leistung der hochspezialisierten
Medizin definiert. Sie wird deshalb nur an 5
Zentren (Basel, Bern, Luzern, Genf, Zürich)
nach den für alle Teams gleichen Qualitätskri
–
terien durchgeführt. In der vom Gremium der
hochspezialisierten Medizin geforderten ge –
samtschweizerischen Datenbank sind bis
Ende 2014 total 1196 Kinder enthalten, wel -che im A lter z w ischen 0 und 20 Jahr en implan
–
tiert wurden (Abbildung 1) . Es gibt kein fixes
Mindestalter für den chirurgischen Eingriff.
Für eine sichere Diagnose der Schwerhörig –
keit, einen Hörgeräte-Trageversuch und die
nötigen Vorabklärungen braucht man meist
die Zeit des ersten Lebensjahrs, so dass Im –
plant ationen heute häu fig am Ende des er s ten
oder im zweiten Lebensjahr stattfinden. Die
Operation, bei der das Implantat in ein Kno –
chenbett im Schädelknochen eingelegt wird
und die Elektrode transtympanal in die Scala
t y mpani der C ochlea eingef ühr t wird, ist heu –
te ein standardisierter ohrchirurgischer Ein –
griff mit Neuro -Monitoring des N. fazialis
(Abbildung 2) . Das Risiko für chirurgische
Komplikationen ist klein
11 ). D er Eing r if f dauer t
etwa 90 Minuten und erfordert in der Regel
einen kurzstationären Spitalaufenthalt von
2–3 Tagen. Insbesondere bei Kleinkindern ist
es für die späteren CI-Einstellungen hilfreich,
dass am Schluss jeder Operation eine neura –
le Reizantwort-Telemetrie-Messung durchge –
führt werden kann. Dabei wird bei jeder
Elektrode des Implantates gemessen, welche
Stromstärke zur Stimulation der Hörnerven –
fasern nötig ist
11 ). Diese Messungen geben
eine objektive Auskunft, welche Reizstärken
bei den späteren Anpassungen für einen an –
genehm lauten Höreindruck nötig sind. Die
Entwicklung dieser neuralen Telemetrie-Mes –
sungen hat die CI-Anpassungen bei Kleinkin –
dern, die noch keine subjektiven Angaben
über die Lautheitsempfindung machen kön –
nen, entscheidend vorangetrieben und praxis –
tauglich gemacht.
Rehabilitation
Die Rehabilitationsphase nach der Operation
beginnt nach abgeschlossener Wundheilung
mit der Ersteinstellung des Sprachprozessors
4 Wochen nach der Operation. Der CI-Ingeni –
eur nimmt basierend auf den Resultaten der
intraoperativen Messung eine erste Program –
mierung vor. Bei Kindern muss dabei sehr
vorsichtig vorgegangen werden, um eine zu
laute Einstellung, die das Kind anfänglich er –
schrecken kann, zu vermeiden. Bei den ersten
Einstellungen wir das Kind deshalb erst leise
hören und es muss langsam an viele neue
Alltagsgeräusche gewöhnt werden. Es ist für
den CI-Ingenieur hilfreich, wenn die Audiopä –
dagogin das Kind im familiären Umfeld bezüg –
lich Hörreaktionen mitbeobachtet und ent –
sprechende Rückmeldungen gibt
8). Die
Programmierung des Prozessors erfolgt über
mehrere Sitzungen und wird bei Kleinkindern
Abbildung 1: Zahl der CI-Operationen und Implantationsalter bei Kindern in der Schweiz
1987–2014 (n =1196)
Abbildung 2: Cochlea-Implantat mit Sprachprozessor aussen und Implantat mit Elektroden in
der Cochlea (mit freundlicher Genehmigung der Firma Cochlear)
1Prof. ffRTof.ff.abi
1Prof. RTab
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wiederum mittels Verhaltensaudiometrie und
beim älteren Kind mit Spiel- und Sprachaudio-
metrie kontrolliert (Abbildung 3). In der Regel
werden in der Audiometrie mit gut eingestell –
ten Prozessoren Hörreaktionen im gesamten
Frequenzbereich bis 8000 Hz bei 20–30 dB
HL gemessen
9). In der Phase der Rehabilitati –
on ist die Mitarbeit der Eltern unter Anleitung
der Audiopädagogin ein entscheidender Er –
folgsfaktor
10 ). Es gilt im Alltag zu Hause dem
Kind Freude am Hören und an der Lautspra –
che zu ver mit teln, so das s immer mehr geziel –
te Hörreaktionen beobachtet werden können
und die Sprachentwicklung wie bei einem
normal hörenden Kind einsetzt und langsam
voran geht. Die Audiopädagogin begleitet das
Kind im Vorschulalter regelmässig auch beim
Besuch einer Kinderkrippe, einer Spielgruppe
und dann im Kindergarten und in der Schule.
Sie leitet die Pädagogen an, wie ein Kind mit
einem CI auch in einer grösseren Gruppe
normal hörender Kinder integriert werden
kann und instruiert den Einsatz allfälliger
technischer Zusatzgeräte wie einer FM-Anla –
ge, welche das Hören im Lärm erleichtert.
Nachdem im ersten Jahr nach der Operation
et wa 8–10 Ter mine zur Eins tellung des P rozes –
sors nötig sind, werden anschliessend 2
Kontrollen jährlich zur technischen Überprü –
fung des Prozessors und Feineinstellung am
CI-Zentrum durchgeführt. Ergänzend dazu
finden regelmässige Kontrollen der Sprach –
entwicklung bei der Logopädin des CI-Zent –
rums statt, um während der Zeit des Spra –
cherwerbs therapeutische Empfehlungen für
die Audiopädagogin oder allenfalls zusätzlich
im Einsatz stehende Logopädin abzugeben.
Insbesondere bei mehrfachbehinderten Kin -der sind auch weitere entwicklungspädiatri
–
sche Kontrollen nötig, um die Eltern und Be –
zugspersonen zu beraten, ob allenfalls neben
der Lautsprache auch andere Möglichkeiten
der Kommunikation wie Gebärden, Bilder oder
andere Ansätze genutzt werden sollen. Die
interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der
Phase der Rehabilitation für den Erfolg einer
CI-Versorgung von grösster Bedeutung.
Langzeitresultate
In einer Longitudinalstudie untersuchen wir
am CI-Zentrum in Zürich eine Gruppe von 31
CI-Kindern in enger Zusammenarbeit mit der
Abteilung für Entwicklungspädiatrie des Kin –
derspitals Zürich
9). Viele Kinder der Studien –
population sind zwischenzeitlich 10 Jahre alt.
Es zeigt sich dabei, dass die interindividuellen
Unterschiede der Sprachentwicklung grösser
sind als in einer normal hörenden Population.
Es besteht sowohl in unserer Studien-Popula –
tion sowie auch in der Literatur ein klarer
Zusammenhang zwischen Implantationsalter
und sprachlichen Fähigkeiten, wobei tenden –
ziell die Leistungen der Sprachproduktion
höher sind als diejenigen des Sprachverständ –
nis
9 ) , 10 ) . Die auditi ve M er k f ähigkeit is t in unse –
rer Studiengruppe bedeutend schlechter als
bei normal hörenden Kindern. Ausserdem
können Faktoren, die auch bei normal hören –
den Kindern die Sprachentwicklung beeinflus –
sen, eine wichtige Bedeutung haben (z. B.
Mehrsprachigkeit, familiäre Disposition). Die
non-verbalen kognitiven Fähigkeiten sind ver –
gleichbar mit denen normal hörender Kinder.
Die Ergebnisse des Eltern-Screening-Frage –
bogens «Strengths and Difficulties Questi –
onnaire» deuten darauf hin, dass Kinder mit einem CI kein größeres Risiko haben, Auffäl
–
ligkeiten im Bereich des emotionalen Befin –
dens zu entwickeln. Doppelt so viele Kinder
zeigen externalisierende Verhaltensprobleme
und fast viermal so viele Kinder haben
Schwierigkeiten mit Gleichaltrigen
9). Es hat
sich gezeigt, dass sich Verhaltensauffälligkei –
ten insbesondere dann zeigen, wenn einzelne
Entwicklungsbereiche sich nicht homogen
entwickeln.
Langzeitstudien zeigen, dass die Tragerate der
Implantate bei Jugendlichen immer noch sehr
hoch ist, wenn sie früh im Kleinkindesalter
implantiert wurden. Non-user sind in dieser
Population selten
13 ). Es zeigt sich, dass früh
implantierte Kinder in der Regel eine gute
Lautsprache erlernen können, so dass ge –
mäss Literatur bis 75 % der Kinder heute in die
Regelklassen integriert sind. Zwischenzeitlich
besuchen auch zunehmend mehr CI-Kinder
ein Gymnasium und nehmen dann ein Hoch –
schulstudium auf. Bei diesen Kindern zeigt
sich auch ein günstiges Kosten-Nutzen-Ver –
hältnis der Therapie
10 ). Der grösste Teil der
CI-Kinder kann telefonieren und gibt in Befra –
gungen eine gute Lebensqualität an, die sich
von normal hörenden Kinder kaum unter –
scheidet
1 0 ) ,14 ) . Gewisse Unterschiede wie bei –
spielsweise in der Schreibkompetenz bleiben
aber auch langfristig bestehen. Das Sprach –
verständnis und der Wortschatz im Vorschul –
alter sind bei früh implantierten Kindern ein
wichtiger prädiktiver Faktor für das Langzeit –
resultat ihrer sprachlichen Kompetenzen
15 ).
Die frühe Cochlea-Implantation bei Kindern
erfolgt erst seit etwa 20 Jahren, so dass be –
treffend Berufsentwicklung dieser Kinder
noch wenige Langzeitresultate vorliegen.
Zusammenfassung für die Praxis
Für den Erfolg einer CI-Versorgung spielen
eine frühe Diagnose der Schwerhörigkeit und
frühzeitige Cochlea-Implantation eine ent –
scheidende Rolle. Das erste Lebensjahr wird
für eine umfassende Diagnosestellung, einen
Therapieversuch mit Hörgeräten und die CI-
Vor abklär ungen genut z t . Diese Zeit br auchen
die Eltern, um sich mit der Diagnose und den
nötigen Therapieentscheidungen auseinan –
derzusetzen, da die Diagnose eine Familie
meist unverhofft trifft. Die nötigen Techniken
für eine frühe Diagnosestellung und Hörgerä –
teversorgung haben sich im Praxisalltag eta –
bliert und stehen heute an allen pädaudiolo –
gischen Zentren zur Verfügung. Bei einem
normal entwickelten Kind ist das Ziel einer
Abbildung 3: CI-Anpassung bei einem Kleinkind
1Prof. ffRTof.ff.abi
1Prof. RTab
26
CI-Versorgung ein möglichst altersentspre-
chender Spracherwerb, der den Weg für den
Besuch der Regelschule und später für gute
und breite berufliche Möglichkeiten öffnet.
Bei einer realistischen Erwartungshaltung
kann ein CI auch für ein mehrfachbehindertes
Kind ohne guten Lautspracherwerb eine gute
Chance darstellen, indem es sich besser in
der hörenden Welt zurecht findet, Geräusche
erkennt und dadurch selbstsicherer und
selbstständiger wird. Eine zusätzliche Kom –
munikationsmöglichkeit mittels Gebärden und
Bildern ist für diese Kinder eine wichtige Un –
ter s tüt zung. So w ie je des K ind sich indi v iduell
entwickelt, so verschieden sind auch die
Langzeitresultate. Kinder mit CI benötigen ein
privates und schulisches Umfeld, das sie im
Hör- und Sprachlernprozess ausreichend sti –
mulier t und för der t . Sowohl vor als auch nach
der Implantation ist eine interdisziplinäre Zu –
sammenarbeit zwischen CI-Zentrum, Pädia –
tern, Technikern und Pädagogen entschei –
dend für den Erfolg.
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Korrespondenzadresse
KD Dr. med. Dorothe Veraguth
Abteilung Audiologie und Pädaudiologie
Klinik für ORL, Hals- und Gesichtschirurgie
Universitätsspital Zürich
Frauenklinikstrasse 24, 8091 Zürich
Tel. 044 255 58 15
Fax 044 255 44 24
dorothe.veraguth @ usz.ch
Die Autoren haben keine finzanzielle Unter –
stützung und keine anderen Interessenkon –
flikte im Zusammenhang mit diesem Beitrag
deklariert.
1Prof. ffRTof.ff.abi
1Prof. RTab
Weitere Informationen
Autoren/Autorinnen
KD Dr. med. Dorothe Veraguth , Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Universitätsspital Zürich Andreas Nydegger