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Editorial

Kinder mit sportmedizinischen Fragestellungen werden heutzutage in den meisten Fällen von Orthopäden, Kardiologen oder Internisten mit Schwerpunkt Sportmedizin betreut. Unter anderem mit dem Gedanken, dass Kinder- und Jugendliche idealerweise auch sportmedizinisch von Pädiatern beurteilt werden, wurde 1994 die Gesellschaft für Kindersportmedizin (GPS) gegründet. Es waren damals überwiegend Kinderärzte und Kinderärztinnen mit sportärztlichen Vorkenntnissen, die ihre Sportbegeisterung und die eigenen sportlichen Erfahrungen mit dem selbst so positiv erlebten Leistungssport weitergeben wollten. Kinder und Jugendliche sollten auch im Sinne einer Prävention für Sport begeistert werden. Nebst der Betreuung der Athleten ist die Sportförderung ein grosses Anliegen der pädiatrischen Sportmediziner. Die Mitglieder der GPS stammen vorwiegend aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, die Gesellschaft ist aber international. Die GPS führt jährlich Weiterbildungen durch in pädiatrischer Sportmedizin und bietet auf ihrer Webseite (https://www.kindersportmedizin.org) Informationsmaterial an.

Die sportärztliche Untersuchung SPU, die gemäss Swiss Olympic, jährlich empfohlen wird, bietet die Möglichkeit medizinische Probleme frühzeitig zu erkennen, aber auch Wachstums- und Ernährungsstörungen oder Überbelastungen rechtzeitig zu erfassen und anzugehen. Die regelmässigen stattfindenden Untersuchungen erlauben es, zu jungen Sportlerinnen und Sportler ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, was wiederum ermöglicht, auch über persönlichere Fragen zu sprechen. Als Pädiater sind wir gewohnt, an Kindsmissbrauch zu denken und allfällige Massnahmen einzuleiten. Wie wichtig dies auch im Sport ist, wird im Artikel «Schutz von Kindern und Jugendlichen im Sport», sowie im Interview mit dem Sportmediziner German Clenin angesprochen. Die «Magglingen Protokolle» haben einen Stein ins Rollen gebracht und haben bewirkt, dass in verschiedenen Sportdisziplinen das Thema des Missbrauchs aufgegriffen wird, was sich mit Sicherheit positiv auf den Umgang mit sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen auswirken wird – und dies nicht nur im Leistungssport!

Die Sportmedizin befasst sich mit orthopädischen, traumatischen Fragestellungen, sowie vielfältigen medizinischen Beschwerden in und um den Sport. In diesem Heft können nur einige Themen aufgegriffen werden. Pädiatrie-spezifisch sind die Themen Ernährung, Apophysenverletzungen und Covid 19. Aber auch die Abklärung von Rückenschmerzen unterscheidet sich von derjenigen der Erwachsenen. Viele chronisch kranke Kinder und Jugendliche profitieren genauso oder sogar noch mehr von Sport und Bewegung. Damit sie Sport aber sicher ausüben können, braucht es eine (spezial-) fachkundige Beratung, je nach Krankheit, Sport und Leistungsniveau. Was es bei chronisch kranken Kindern mit Diabetes, Rheuma und Hämophilie zu berücksichtigen gilt, erfahren Sie in den entsprechenden Artikeln. Der Beitrag zum Thema Asthma behandelt die Diagnostik, Differentialdiagnose und die neuen Richtlinien der Behandlung.

Die Kinder- und Jugendsportmedizin ist ein äusserst breites Feld in dem die Interdisziplinarität gross geschrieben ist. In der Schweiz gibt es vereinzelte Pädiater in der Praxis mit einer sportmedizinischen Zusatzausbildung. Auch in den pädiatrischen Kliniken findet die pädiatrische Sportmedizin langsam ihren Platz. Vielleicht regt die Lektüre auch Sie an, sich mehr mit der Sportmedizin von Kindern- und Jugendlichen zu befassen.

Weitere Informationen

Autoren/Autorinnen
Dr. med.   Daniela Kaiser Pädiatrische Rheumatologie, Kinderspital Zentralschweiz, Luzern, Schweiz

Dr. med.  Florian Schaub Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkte Kindernotfall und Sportmedizin, interdisziplinäre Notfallstation und Fachbereichsleiter Sportmedizin, Universitäts-Kinderspital, Zürich