Neue Perspektiven für eine gesunde Zukunft
Am 22. und 23. Mai trafen sich im Wankdorfstadion in Bern über 850 Fachpersonen zum Kongress 2025, um sich mit den aktuellen Herausforderungen und Innovationen in der Kindermedizin auseinanderzusetzen. Das von Prof. Matthias Kopp geleitete Organisationskomitee präsentierte ein vielseitiges Programm mit zahlreichen Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden unter dem Motto «Perspektiven». Der Kongress lud dazu ein, sich über neue Entwicklungen in der Pädiatrie zu informieren und Antworten auf die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung zu finden.
Die Kindermedizin in der Schweiz steht vor grossen Herausforderungen: Die unzureichende Vergütung der medizinischen Leistungen und die mangelnde gesellschaftliche wie politische Anerkennung der Pädiatrie gefährden die qualitativ hochwertige Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, benötigt die Kindermedizin neue Perspektiven – für eine gesunde Zukunft unserer jüngsten Generation.
Mit einem kraftvollen Bekenntnis und dem Appell die Bedeutung der Kindermedizin in der Gesellschaft zu würdigen eröffnete Kongresspräsident Prof. Dr. med. Matthias Kopp, Klinikdirektor der Universitätsklinik für Kinderheilkunde am Inselspital in Bern, den Kongress mit den Worten: «Perspektiven sind der Motor unserer Arbeit in der Pädiatrie – ob als Ärzt:innen oder Pflegefachpersonen. Sie motivieren uns: für unsere Kinder, Jugendlichen und ihre Familien, für die Zukunft unseres Fachs und für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens.»
Im Fokus des vielseitigen Kongressprogramms standen der Kinderschutz, seltene Erkrankungen und nichtübertragbare Krankheiten. Zudem präsentierten Referent:innen wegweisende Best-Practice-Empfehlungen für die Gesundheitsversorgung von Kindern in Heimen oder Pflegefamilien.
Kinderschutz und Gesundheitsversorgung
In intensiven Diskussionen setzten sich die Teilnehmenden mit Strategien und Massnahmen auseinander, um Kinder vor körperlicher /psychischer Misshandlung, Vernachlässigung und Gewalt zu schützen. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 2084 Kinder und Jugendliche in einer der teilnehmenden Schweizer Kinderkliniken wegen vermuteter oder bestätigter Misshandlung betreut oder behandelt. Somit zeigt sich eine anhaltend hohe Fallzahl im Bereich Kinderschutz in der Schweiz (Statistik 2024). Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Gesundheitsversorgung von Kindern in Heimen oder Pflegefamilien. Hier stellten Expert:innen innovative Best-Practice-Empfehlungen für die Schweiz vor, um eine bestmögliche und kontinuierliche Betreuung zu gewährleisten. Prof. Kopp betont: «Kinderschutz und Kinderrechte sind zentrale Aufgaben für alle, die sich als Ärzt:innen, Psycholog:innen oder Pflegefachkräfte um Kinder und Jugendliche kümmern. Wir müssen unsere Aufgabe als Anwält:innen der Kinder aktiv wahrnehmen!»
Seltene Erkrankungen und nichtübertragbare Krankheiten
Expert:innen teilten die neuesten Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie seltener Erkrankungen und nichtübertragbarer Krankheiten.
Seltene Erkrankungen, auch bekannt als Orphan Diseases, sind in vielen Ländern als solche definiert, wenn sie nicht mehr als 1 von 2000 bis 1 von 5000 Menschen betreffen. Bislang wurden weltweit etwa 8000 seltene Krankheiten beschrieben, die oft im Kindesalter erste Symptome zeigen. Die Zahl der von einer einzelnen Krankheit betroffenen Menschen ist niedrig, da es aber eine Vielzahl solcher Krankheiten gibt, sind etwa 7 Prozent der Bevölkerung betroffen. Dank neuer diagnostischer Methoden und innovativer Therapien können heute seltene Erkrankungen oft früher diagnostiziert und besser behandelt werden.
Zu den sogenannten «non-communicable diseases» (NCD), den nicht-übertragbaren Erkrankungen, zählen unter anderem Allergien, Asthma, Adipositas, Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Erkrankungen – wie zum Beispiel der Bluthochdruck. NCD stellen eine grosse Herausforderung für unser Gesundheitssystem dar – in der Schweiz leiden etwa 1/3 der Bevölkerung an einer NCD. Ein gesunder Lebensstil kann bei mehr als die Hälfte der Erkrankungen dazu beitragen, diese zu vermieden oder zumindest zu verzögern. Besonders wichtig sind Gesundheitsförderung und Prävention, die in einer frühen Lebensphase ansetzen.
Finanzierung und Anerkennung der Pädiatrie
Alle Redner:innen unterstrichen die Dringlichkeit, die Pädiatrie nachhaltig zu stärken und zu finanzieren, um eine hochwertige, flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Die aktuellen Finanzierungslücken sind besorgniserregend und erfordern innovative Lösungen und politische Unterstützung.
Mangel an Kinderärzt:innen
Ein zentrales Thema war der Mangel an Kinderärzt:innen in der Schweiz. Laut dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium (Obsan) besteht bereits heute eine Unterversorgung, die sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. Besonders betroffen sind ländliche Regionen. Der Obsan-Bericht fordert eine Erhöhung des Bestands an im Inland ausgebildeten Ärzt:innen und die Schaffung attraktiver Ausbildungscurricula und Weiterbildungsstellen.
Fazit
Der Kongress 2025 war ein voller Erfolg und bot eine Plattform für inspirierende Vorträge, spannende Diskussionen und wertvolle Begegnungen. Die Teilnehmenden gewannen neue Perspektiven und informierten sich über die neuesten Entwicklungen in der Pädiatrie. Der Kongress zeigte einmal mehr, wie wichtig der Austausch und die Zusammenarbeit in der Kinderheilkunde sind, um eine bessere Zukunft für Kinder und Jugendliche zu gestalten.
Programm
Supplementum 286, SMW
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